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Brandenburger Tor frisch gereinigt

Deutsches Wahrzeichen renoviert

Das Brandenburger Tor in Berlins Mitte ist fast porentief rein. Einen Vorgeschmack auf das ab Oktober in Naturstein schimmernde Portal bekommen Berliner und Gäste bereits jetzt. Ein Torhäuschen wird seit Montag von den Planen befreit. Zugleich beginnt der Rückbau des gigantischen Baugerüstes. In vier Wochen legt dann auch das zweite Torhäuschen seinen Sanierungsmantel ab. Das Portal selbst soll am Tag der Deutschen Einheit enthüllt werden. Wie dieser symbolische Akt - ohne zuvor das Tor zu zeigen - vorbereitet werden kann, überlegen die Experten derzeit noch.

Für die "große Wäsche" mit Laserstrahlen wurde das Tor mit seinen 56 kleinen und zwölf großen Säulen für 22 Monate vollständig eingerüstet und verhüllt. Auf der Plane wechseln die Motive, um den Berlinern und ihren Gästen den Anblick des Wahrzeichens trotz Sanierung nicht zu verderben. Bereits das 17. Motiv wurde kürzlich von Berufskletterern ausgerollt. Das neue Mega-Poster an dem 65 Meter breiten Portal gratuliert der "Bild"-Zeitung zum 50. Jubiläum und löst die Fußballweltmeisterschafts-Werbung ab, auf dem die Säulen zu Kicker-Beinen geworden waren.

Während der Reinigung des Brandenburger Tores entbrannten immer wieder Debatten über die endgültige Farbe des Portals. Immerhin hatte das "steinalte" Tor nach Erkenntnissen von Historikern im Laufe der Jahrhunderte schon mindestens acht Anstriche. In die Farb-Entscheidung, die letztlich beim Berliner Senat als Eigentümer des Tores lag, wurden die Berliner einbezogen. Sie konnten in einer "Pfennig-Aktion" zwischen Natursteinton, Marmorweiß, Grau und Ocker wählen. Der Senat folgte dem Votum der Hauptstädter, und so wird das Tor "steinsichtig" - gereinigter Naturstein pur.

Ursprünglich hatte das Tor einen marmorweißen Kalkanstrich. Als es etwa 50 Jahre später gelblich umgestrichen wurde, waren die Berliner über das mit "Café au lait widerlich besudelte Tor" empört, wissen Kunsthistoriker. Nach mehreren anderen "Teints" schimmerte vor 100 Jahren erstmals der pure Sandstein durch.

Das Lifting dauert gut ein halbes Jahr länger als zunächst geplant. Die letzte Kosmetik wurde dem Tor zwar erst vor zehn Jahren gegönnt, doch die Oberfläche des Monumentalbaus aus Sandstein ist angegriffener als zunächst vermutet. Doch außer einer hartnäckigen Schmutzschicht und kleineren Schäden am Gemäuer ist das Wahrzeichen statisch gut in Schuss.

Die Poren des Sandsteins waren nach Angaben von Marion Uhrig, Sprecherin der privaten Stiftung Denkmalschutz Berlin, die die 4,2 Millionen Euro teure Reinigung mit Hilfe von Sponsoren finanziert, regelrecht verstopft. Eine dunkle Kruste aus Staub und Ruß machte dem Gemäuer auf Dauer schwer zu schaffen. Zudem mussten 7000 Meter Mörtelfugen und aus früherer Zeit stammende Ausbesserungen erneuert werden. Immerhin wurden nach dem Zweiten Weltkrieg über 100 000 Einschüsse und Beschädigungen am Tor gesichtet. Auch das Fundament des Tores war behandlungsbedürftig.

Besonderes Kopfzerbrechen bereitete den Sanierern die Säule 3. Das durch Artilleriegeschosse fast vollständig zerstörte Element war - wie jetzt zum Vorschein kam - nur notdürftig repariert worden. Der Trommelteil der Säule wurde damals nicht erneuert, sondern einfach mit Schutt aufgefüllt, erläutert Uhrig. Zur Beseitigung dieses Provisorium brauchten die Experten allein vier Monate. Diese Säule allerdings ist erst am Tag der Deutschen Einheit zu sehen.