Die meisten sitzen ein, weil sie gegen Regeln „verstoßen“ hätten, die jedoch laut internationalen Menschenrechtskonventionen gar keine sind. Zwar habe die afghanische Regierung diese Konventionen unterzeichnet – die afghanische Realität der Frauenunterdrückung und Gewalt gegen Frauen führe jedoch dazu, dass traditionelles Feudalrecht nach wie vor das individuelle Menschenrecht der Frauen bricht.
Deshalb muss – so die Forderung von medica mondiale – die Internationale Gemeinschaft die fortschrittlichen Kräfte in der afghanischen Regierung stärker unterstützen. Die Frauen würden angemessene juristische Unterstützung brauchen und das juristische Prozedere müsse internationalen Menschenrechts-Standards angepasst werden. Dazu fehle dem Gefängnispersonal und der Polizei eine angemessene Ausbildung. Das afghanische Justizsystem basiere in seiner Anwendung immer noch auf herkömmlichen Definitionen von Verbrechen und deren Bestrafung.
medica mondiale ist eine NGO, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffene Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten zu unterstützen. Die Organisation wurde 1993 von der Gynäkologin Dr. Monika Hauser gemeinsam mit bosnischen Psychologinnen noch während des Krieges anlässlich der Massenvergewaltigungen in Bosnien gegründet.
„Als Gynäkologin habe ich zwei Frauen kurz nach der Geburt untersucht, die so unterernährt sind, dass sie ihre Babys nicht stillen können. Sie unter diesen Bedingungen in diesen kalten, mit Schimmel überzogenen Zellen zu sehen, widerspricht jedem Menschenrecht.“, so Monika Hauser.
Die meisten der Frauen seien als Analphabetinnen komplett von ihren Familien abhängig. In den meisten Fällen seien es jedoch gerade diese, die die Inhaftierung der Frauen veranlasst hätten. Häufig würden die unliebsamen Frauen von ihren Ehemännern abgeschoben, im Gefängnis einfach vergessen und vegetierten ohne Hoffnung dahin. Trotz nichtiger Verhaftungsgründe könne es Jahre dauern, dass sie rechtlichen Beistand erhalten.