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Eröffnung eines der größten Delfinarien Europas von WDCS scharf kritisiert

Tierschutz

Am Freitag, den 14. Februar, eröffnet in Valencia, Spanien, Europas größter Meerespark, der "Parc Oceanographic". Dieser enthält ein Ozeanarium mit 2500 Sitzplätzen. Die große Attraktion werden vor allem Delfine und Weißwale, auch Belugas genannt, sein. Die WDCS, Whale and Dolphin Conservation Society weist aber darauf hin, dass die hochsozialen und bewegungsfreudigen Meeressäuger dafür brutal ihren Gruppen und ihrem Lebensraum entrissen und Tausende Kilometer transportiert werden, um als "Clown" in engen Becken ihr künftiges Leben zu fristen.

Die Einfuhr der Waltiere nach Spanien sei laut WDCS auch aus rechtlicher Sicht bedenklich. Die Artenschutzbestimmungen der Europäischen Union (EU) verbieten den Import lebender Wale und Delfine für "hauptsächlich kommerzielle Zwecke". Ausnahmen stellen nur nichtkommerzielle Zwecke wie wissenschaftliche Forschung, Bildung und Nachzucht dar. Die WDCS, weist aber darauf hin, dass die Nachzucht dieser Tiere in Gefangenschaft äußerst dürftig und die Qualität der betriebenen Forschung sehr begrenzt ist, da kaum brauchbare Ergebnisse für den Schutz frei lebender Wale und Delfine erzielt werden.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten wurden zum Beispiel keine Belugas mehr in die EU importiert, erst der Park in Valencia bricht dieses Tabu und bestätigt den Trend, dass der internationale Handel mit wild gefangenen Weißwalen ansteigt. Seit Ende der 1990er Jahre wurden Dutzende Weißwale in russischen Gewässern gefangen, aber auch direkt getötet. 1999 exportierte Russland 13 Tonnen Weißwalfleisch nach Japan. Diese Aktivitäten stehen im Gegensatz zu den Erkenntnissen des Wissenschaftsausschusses der Internationalen Walfangkommission, der nur vier der weltweit 29 Beluga-Populationen als "stabil" einstuft.

"Das Artenschutzargument der Delfinarien ist ein Hohn!", sagt Nicolas Entrup von der WDCS und fügt hinzu: "Der Fang lebender Wale und Delfine zerstört die Sozialstrukturen frei lebender Populationen und stellt eine zusätzliche Bedrohung für das Überleben der Walgruppen dar". Der WDCS liegen Informationen vor, dass der spanische Vergnügungspark auch den Import von Orcas plant. 2002 blieben Fangaktivitäten in russischen Gewässern noch erfolglos. Die WDCS fordert die effiziente Umsetzung des Importverbotes für Wale und Delfine in der EU.

Wissenschaftler warnen

In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftmagazins "Nature" findet sich ein Artikel, der die Sorge der WDCS, Whale and Dolphin Conservation Society, und anderer über die Auswirkungen der Lärmverschmutzung im Meer teilt und verstärkt. Der Artikel beschreibt die Ergebnisse von pathologischen Untersuchungen an einigen auf den Kanarischen Inseln und um Großbritannien gestrandeten Walen und Delfinen der vergangenen 11 Jahre. Bei den Tieren handelt es sich um Gemeine Delfine, Schweinswale sowie tief tauchende Arten, wie Rundkopfdelfine und mehrere Schnabelwalarten.

Die Studie berichtet von inneren Verletzungen, die zum Tod von Walen und Delfinen führen können und mit hoher Wahrscheinlichkeit durch die vor allem bei Tauchern bekannte Dekompressionskrankheit bedingt sind. Derzeit ist unklar, ob es dazu kommt, weil die Tiere versuchen, vor dem extremen Lärm zu flüchten und beim Auftauchen ihre physiologischen Grenzen überschreiten, oder ob die Geweberisse direkt durch die physischen Auswirkungen der Schallwellen entstehen.

Unabhängig davon, wie es dazu kommt, zeigen die Autoren, dass lebenswichtige innere Organe, vor allem die Leber, verletzt werden und dies zum Tod der betroffenen Tiere führen kann."Die Bedrohung, die die Lärmverschmutzung für Wale und Delfine und auch andere marine Arten darstellt, muss nun neu bewertet werden", kommentiert Mark Simmonds, wissenschaftlicher Direktor der WDCS, die neuen Erkenntnisse.

Die gestrandeten und untersuchten Meeressäuger sind jedoch nur ein Bruchteil der insgesamt betroffenen Tiere. Man weiß nicht, wie viele Tiere im Meer tatsächlich auf Grund der Lärmverschmutzung sterben, ohne jemals aufgefunden zu werden. Im Jahr 2000 strandeten auf den Bahamas einige Schnabelwale einer gut erforschten Population. Auslöser war das Sonar von Militärschiffen. Seit damals wurde kein einziges Tier dieser Population mehr in dem Gebiet gesichtet.

Waren die Tiere gezwungen, aufgrund der unerträglichen Lärmbelastung woanders hin zu ziehen oder haben sie alle dasselbe Schicksal erlitten wie die gestrandeten Individuen? Wal- und Delfinstrandungen, die mit militärischen Sonarsystemen in Zusammenhang gebracht wurden, haben in Griechenland, den Bahamas, Madeira, den Kanarischen Inseln und Großbritannien stattgefunden.

Auch die deutsche Bundeswehr ist in die Entwicklung von für Meeressäuger höchst bedenkliche aktive Sonar-Systeme entwickelt. Die WDCS hat aufgrund der zunehmenden Bedeutung dieses Bedrohungsfaktors für Wale und Delfine vor wenigen Monaten den Bericht "Oceans of Noise" veröffentlich, der auch einen dringlichen Aktionsplan enthält.

Am 09. Okt. 2003