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Zehntausende unterernährte Kinder in Niger brauchen schnell Nahrung

Afrika

Die internationale Organisation Ärzte ohne Grenzen verdreifacht die Behandlungskapazitäten für unterernährte Kinder in Niger. Sie reagiert damit auf die Nahrungsmittelkrise in einigen Regionen des Landes. Die Hilfsorganisation appelliert an die internationale Gemeinschaft, sofort mit der Verteilung von Nahrungsmitteln zu beginnen. Nur so könne vermieden werden, dass die Situation für tausende unterernährter Kinder lebensbedrohlich wird.

In einigen Dörfern der Provinzen Maradi und Tahoua im Südwesten Nigers ist jedes fünfte Kind unterernährt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von ÄRZTE OHNE GRENZEN und dem Institut Epicentre vom April dieses Jahres. Die Organisation hat zwischen Januar und Anfang Juni bereits 6.000 schwer unterernährte Kinder unter fünf Jahren behandelt - doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. Zehntausende Kinder mit mäßiger Unterernährung warteten bislang vergeblich auf Behandlung.

Bei unter fünf-jährigen Kindern stießen die Teams von ÄRZTE OHNE GRENZEN zum Teil auf alarmierende Unterernährungsraten: In den Ortschaften Loudou, Ibatagatane und Wadey waren mehr als sechs Prozent von ihnen schwer unterernährt. Eine derart hohe Rate wird bei politisch stabilen Verhältnissen äußerst selten angetroffen. Auch die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren überstieg im Norden der Provinzen Maradi und Tahoua zum Zeitpunkt der Untersuchung die Notfallschwelle von täglich zwei Todesfällen pro 10.000 Menschen.

ÄRZTE OHNE GRENZEN appelliert deshalb an internationale Geldgeber und Organisationen wie das Welternährungsprogramm (WFP) oder das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), in den am meisten betroffenen Dörfern umgehend kostenlos Nahrungsmittel zu verteilen.

Mehr als vier Monate vor der nächsten Ernte steht die kritischste Phase noch bevor. Denn zwischen Juni und Oktober haben Erkrankungen wie Malaria und Durchfall ihren saisonalen Höhepunkt, während sich die verbleibenden Nahrungsmittelreserven erschöpfen. Diese Kombination kann für die bereits durch Mangelernährung geschwächten Kinder tödlich sein. Doch trotz der dramatischen Situation bleibt die medizinische Behandlung in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen kostenpflichtig und Nahrungsmittel müssen von der Bevölkerung gekauft werden, was für die Bedürftigsten unmöglich ist.

ÄRZTE OHNE GRENZEN betreibt in der Provinz Maradi seit 2001 ein Ernährungszentrum. Angesichts der aktuellen Nahrungsmittelkrise wurden drei weitere solcher Zentren für die stationäre Behandlung mit Spezialnahrung errichtet. Zusätzlich unterhält die Organisation in der Region 27 Ernährungsstationen, in denen mäßig unterernährte Kinder Zusatznahrung auf ambulanter Basis erhalten.