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Schröders Zivilgesellschaft sind Konzernbosse und BDI

Vorwurf

Niemand weiss, ob sich neben den erwarteten 8 Regierungschefs der führenden Industrienationen eher 50.000 oder eher 100.000 Demonstranten in Genua einfinden werden. Dort zumindest wird dicht gemacht was dicht zu machen ist und bereits im Vorfeld über die gewaltbereiten Demonstranten lamentiert. "Dabei wird viel zu wenig über die Gründe gesprochen, die Menschen veranlassen, auf die Straße zu gehen!", empört sich Regine Richter von der umwelt- und entwicklungspolitischen Organisation urgewald. "Wer immer weniger das Gefühl hat, sich in der parlamentarischen Politik wiederzufinden, sieht sich gezwungen, seine Anliegen auf der Straße vorzutragen, um überhaupt Gehör zu finden."

"Wir erfahren am Thema Hermesbürgschaften gerade, was wir vom vielzitierten Dialog mit der Zivilgesellschaft zu halten haben", fügt Richter hinzu. Die Organisation urgewald hatte gemeinsam mit WEED im März eine breite Kampagne für eine Reform der Hermesbürgschaften gestartet. Über eine Webseite wurde alle zwei Wochen über katastrophale Hermesprojekte informiert und Reformforderungen vorgestellt. Jede neue Vorstellung war mit einer E-Mail verbunden, die an den Kanzler geschickt werden konnte. Parallel zu den E-Mails wurden Postkarten gleichen Inhalts gedruckt, ebenfalls, um an den Bundeskanzler geschickt zu werden. Obwohl im Kanzleramt Tausende E-Mails und Postkarten eingingen, kam keine Reaktion.

Eine offizielle Bitte um Stellungnahme im Juni wurde mit Verweis auf eine Absage beziehungsweise einen Verweis ans Wirtschaftsministerium von Februar beantwortet. "Unser Eindruck vom Kanzleramt ist, dass es zur Zivilgesellschaft vor allem Wirtschaftsbosse und den BDI zählt", so Richter. Ganz hat urgewald den Glauben an einen Dialog aber noch nicht verloren und schickt nun einen offenen Brief an Gerhard Schröder, hoffend, dass die Sommerpause eine Antwort des Kanzlers beschert.

Am 19-07-2001

Kanzlerprognosen

In seinem erstem Interview nach dem Sommerurlaub distanzierte sich Bundeskanzlers Gerhard Schröder im "Stern" indirekt von seiner selbst gesteckten Marke, bis zur Bundestagswahl 2002 weniger als 3,5 Millionen Arbeitslose in Deutschland zu haben. Schröders Ziele sind bescheiden geworden: "Auf jeden Fall wird die Arbeitslosigkeit geringer sein als bei Regierungsantritt", sagte er mit Blick auf das Ende der Legislaturperiode. In einem Aufwasch verabschiedete sich Schröder gleich auch noch von seiner Konjunktur-Zielmarke. Das Wirtschaftswachstum werde in diesem Jahr zwischen 1,5 bis 2 Prozent betragen, sagte der Kanzler. Die - bereits nach unten korrigierte - Regierungsprognose lag bis dato bei rund zwei Prozent Wachstum für 2001.

Mit beiden Prognosen dürfte der Kanzler jetzt auf der sicheren Seite sein. Führende Wirtschaftsinstitute sagen derzeit für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum zwischen 1,0 und 1,8 Prozent voraus. Im Spätherbst 1998 waren bundesweit knapp vier Millionen Menschen ohne Job. Im Jahresdurchschnitt 1998 lag die Arbeitslosenzahl sogar bei 4,28 Millionen. Selbst Skeptiker rechnen für 2002 mit weniger als 3,9 Millionen Arbeitslosen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin erwartet durchschnittlich 3,8 Millionen Arbeitslose im kommenden Jahr.

Ob Schröders Zurückrudern die Bürger gut ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl überzeugt, ist ungewiss. Lästig wie die Wespe am Pflaumenkuchen klebt die 3,5-Millionen-Ansage am Kanzler. Längst dürfte er seine Festlegung bitter bereuen. Noch im Februar 1999, gerade einige Monate im Amt, war Schröder vorsichtig genug, sich beim angestrebten Abbau der Massenarbeitslosigkeit nicht auf konkrete Zahlen festzulegen. Beflügelt von der boomenden Wirtschaft und den rosigen Konjunkturaussichten sprach Schröder dann die Zahl aus, die ihm die Opposition nun bei jeder sich bietenden Gelegenheit um die Ohren schlägt. Am 1. Mai 2000 betonte der Kanzler bei der Maikundgebung in seiner Heimatstadt Hannover, es gebe die Chance, die Arbeitslosenzahl in dieser Legislaturperiode unter die 3,5-Millionen-Grenze zu bringen. Dies werde die Bundesregierung "Hand in Hand" mit den Gewerkschaften auch schaffen.

Wenige Wochen später, Ende Juli 2000, legte der Kanzler noch einmal nach. Er werde sich weiter daran messen lassen, wie die Erwerbslosigkeit bekämpft werde, kündigte er vor seinem damaligen Sommerurlaub an. Ein knappes Jahr danach begann dann der Rückzug. In einem "Bild am Sonntag"- Interview bekräftigte Schröder Anfang Juli 2001 zwar, dass er am 3,5-Millionen-Ziel festhalte. Er fügte dann aber hinzu: "Wenn es nicht gelingt, werden wir uns fragen müssen, woran es gelegen hat."

Helmut Kohl übrigens korrigierte 1998 sein Ziel, die Arbeitslosigkeit zu halbieren, nicht komplett, sondern ließ lediglich das angepeilte Jahr 2000 fallen. Genutzt hat ihm dies bekanntlich nichts.

Am 08-08-2001

Votum für Genforschung

Die Befürworter der Stammzellenforschung haben erwartungsgemäß einen Teilsieg errungen. Der Nationale Ethikrat sprach sich am Donnerstag mehrheitlich für den Import menschlicher embryonaler Stammzellen zu Forschungszwecken aus. 14 der 25 Mitglieder des von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) berufenen Gremiums votierten für die Genforschung. Der Vizechef der Bundestags-Enquetekommission "Recht und Ethik der modernen Medizin", Hubert Hüppe (CDU), bezweifelte unterdessen grundsätzlich die Legitimität des Nationalen Ethikrats. Das Gremium sei vom Bundeskanzler lediglich ins Leben gerufen worden, um "abzunicken, was die Pharmaindustrie will". Die Enquetekommission hatte sich zuvor mehrheitlich dagegen ausgesprochen, embryonale Stammzellen zu importieren.

Acht Mitglieder sprachen sich für ein Moratorium aus, bis der Gesetzgeber über die Frage des Stammzellenimports entschieden hat. Vier von ihnen lehnen den Import aus "prinzipiellen Gründen" ab, vier weitere wollen "im Augenblick" keinen Import, sagte der Vorsitzende des Ethikrats, Spiros Simitis in Berlin. Die übrigen drei Mitglieder waren bei der Abstimmung abwesend.

Als Bedingungen für einen Import verlangten die 14 Mehrheitsvertreter, dass lediglich Stammzellen aus überzähligen Embryonen, die etwa bei einer künstlichen Befruchtung übrig blieben, verwendet werden dürfen. Auch müssten die Paare, von denen die Embryonen stammten, ihr Einverständnis gegeben haben.

Zudem dürften finanzielle Motive der Paare keine Rolle spielen, fügte Simitis hinzu. Die Stammzelllinien müssten zum Zeitpunkt der Beantragung des Forschungsvorhabens bereits vorgelegen haben. Ferner forderten die Ethikratmitglieder eine Überprüfung jedes Forschungsvorhabens auf seine medizinische Qualität.

Der Bundestag wird voraussichtlich am 30. Januar über die umstrittene Frage des Stammzellenimports entscheiden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) erwägt, ihr Votum zur Förderung eines entsprechenden Forschungsantrags nun endgültig am 31. Januar zu treffen. Der Bonner Genforscher Oliver Brüstle, der mit importierten Stammzellen forschen will, begrüßte das Votum des Ethikrats.

Zuvor hatte sich bereits der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Hubert Markl, für die Forschung an embryonalen Stammzellen eingesetzt. Ein völliges Verbot wäre ein Rückschlag für die medizinische Forschung in Deutschland. Das Europäische Parlament konnte sich am Donnerstag nicht auf einen Abschlussbericht zur Humangenetik einigen.

Am 29-11-2001

IG Metall

Die IG Metall will sich aktiv in den Bundestagswahlkampf einmischen und für einen "Politikwechsel" werben. Der Zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Jürgen Peters, warf Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in einem Gespräch mit der "Saarbrücker Zeitung" vom Donnerstag eine "neoliberale Handschrift" bei der Rentenreform und eine "abenteuerliche" Haushaltspolitik vor, die zu Lasten öffentlicher Investitionen gehe. Dies sei in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit die falsche Politik. Die Arbeitnehmer könnten bei der Bundestagswahl am 22. September möglicherweise zu Hause bleiben.

Schröder würde nach Ansicht von Peters womöglich auch der Hinweis darauf nicht weiterhelfen, dass er im Vergleich mit Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber aus Arbeitnehmersicht noch "das kleinere Übel" sei. Die Mitglieder der IG Metall sagten sich dann möglicherweise: "Ob ich das kleinere Übel wähle oder das größere, macht keinen großen Unterschied." Der Zweite Vorsitzende der IG Metall hielt es für möglich, dass es bereits im Rahmen der aktuellen Tarifrunde zu einer Mobilisierung der Gewerkschaftsmitglieder mit Bezügen zum Bundestagswahlkampf kommt.

Am 14-03-2002

Mehr Demokratie!

Die FDP kündigt ein parlamentarisches Nachspiel zur China-Reise von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) an. Schröder könne in Peking nicht "gegen den Beschluss des Bundestages" die Aufhebung des EU-Waffenembargos gegen China fordern, sagte der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle am Montag in Berlin. Der Kanzler dürfe nicht im Alleingang einen "Kuhhandel: UN-Sitz gegen Aufhebung des Waffenembargos" betreiben, sondern sei an die Entscheidung der Mehrheit des Bundestages gebunden, die sich für die Beibehaltung des Embargos ausspreche, betonte Westerwelle.

Schröder müsse seinen "Alleingang" in einer Regierungsbefragung oder einer aktuellen Stunde am Mittwoch im Plenum erklären.

Schröder hatte sich bei Gesprächen mit der chinesischen Führung in der vergangenen Woche für eine Aufhebung des Waffenembargos ausgesprochen und erklärt, er werde sich im EU-Ministerrat dafür einsetzen.

Am 14-12-2004

"Menschenrechtslage verschlechtert"

Chinesische Dissidenten und Menschenrechtler haben Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) scharf kritisiert. Dessen Unterstützung für eine Aufhebung des EU-Waffenembargos gegenüber China sei "moralisch falsch und intellektuell absurd", sagte Wu'er Kaixi, einer der prominentesten Führer der blutig niedergeschlagenen Proteste auf dem Platz des Himmlischen Frieden (Tiananmen) im Jahre 1989. Der für den Friedensnobelpreis 2005 nominierte Menschenrechtler Wei Jingsheng betonte: "Die Haltung des deutschen Kanzlers ist eine Ermutigung der Militärs und ein Anschlag auf alle diejenigen, die sich für Menschenrechte und Frieden in China einsetzen." Sarah Hom von der Menschenrechtsorganisation "Human Rights in China" warnte vor einem "falschen, einem schrecklichen Signal an Peking".

Das Waffenembargo war von der Europäischen Union 1989 als Reaktion auf die blutige Niederschlagung von Protesten auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) verhängt worden. Schröder will sich für eine Aufhebung des Embargos einsetzen, weil China sich in den vergangenen 16 Jahren verändert habe und weil er auf eine Entwicklung hin zu mehr Liberalität in China setze.

Die Menschenrechtler und Dissidenten betonten dagegen, dass sich die Menschenrechtslage in China in den vergangenen Jahren verschlechtert habe. "Die Meinungs- und die Medienfreiheit sind weiter eingeschränkt worden, die Zensur nimmt zu", sagte Wei Jingsheng. In Tibet und in der unruhigen Provinz Xinjiang habe China seine Truppen sogar verstärkt.

Angesichts dieser Lage warnte Sarah Hom den Bundeskanzler vor einer "politischen Amnesie". Gerade der Kanzler der Deutschen müsse vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte wissen, "wie gefährlich ein solcher Gedächtnisschwund sein kann".

Am 12-04-2005

Großkonzerne

Deutsche Großkonzerne sind mit der rot-grünen Regierungspolitik offenbar sehr zufrieden. Jetzt fordern sie nach den Neuwahlen eine Fortsetzung "des eingeleiteten Reformkurses". "Deutschland befindet sich in einem Erneuerungsprozess, der konsequent und zügig fortgesetzt werden muss", sagte Siemens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld der "Berliner Zeitung". Die von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) "eingeleiteten Schritte - insbesondere die Agenda 2010 und die Innovationsinitiative - zeigen in die richtige Richtung". Leider seien positive Auswirkungen noch kaum sichtbar. Im Gegenteil: Wie erwartet, stünden zunächst "schmerzhafte Einschnitte" im Vordergrund. Eine vorgezogene Bundestagswahl könnte für Klarheit sorgen und Blockaden auflösen, aber zunächst auch Stillstand und Wahlkampftaktik statt Problemlösung hervorrufen.

Die angestrebten Neuwahlen seien "ein konsequenter Schritt zur Klärung der politischen Verhältnisse in Deutschland", meint die Allianz AG. Die eingeleiteten "Reformen des sozialen Systems" und der Arbeitsmarkt- und Steuerpolitik müssten fortgeführt werden.

Beim Softwarekonzerns SAP hieß es dem Blatt zufolge, Deutschland benötige "weitere Reformen", "um die Wirtschafts- und Innovationskraft des Standortes" zu stärken.

Am 24-05-2005

Verfassungsklage angekündigt

Im Zuge der Neuwahl-Entscheidung von Bundespräsident Horst Köhler geht der Grünen-Bundestagsabgeordnete Werner Schulz hart mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ins Gericht. Es sei "unglaublich", dass Dossiers mit Zitaten linker Kritiker der Reformpolitik angefertigt worden seien. Das erinnere ihn "unangenehm an Zeiten, als geheime Berichte über unliebsame Personen angefertigt wurden." Die Zitatensammlung, die das Bundeskanzleramt zum Beleg für die mangelnde Stabilität von Rot-Grün an den Bundespräsidenten geschickt habe, müsse veröffentlicht werden, sagte Schulz der Zeitung "Die Welt".

Zugleich übte Schulz erneut massive Kritik an den Plänen zur Auflösung des Bundestages. "Der Begriff des Vertrauens, der in Deutschland noch einen reinen und sauberen Klang hatte, ist maßgeblich beschädigt worden".

Schulz registriert einen "ungeheuren politischen Druck", der auf Bundespräsident Horst Köhler aufgebaut worden sei. Die Parteien hätten trotz der Bedenkzeit Köhlers längst Fakten geschaffen: "Sie veröffentlichen ihre Programme, stellen Kandidatenlisten auf, starten in den Wahlkampf." Es werde so getan, als sei der avisierte Wahltermin im September schon jetzt unumstößlich. Schulz hat eine Verfassungsklage im Falle einer vorgezogenen Bundestagswahl angekündigt.

Am 21-07-2005

Verhaltenskodex gefordert

Die überraschende Berufung von Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder an die Aufsichtsratsspitze des deutsch-russischen Konsortiums Nordeuropäische Gaspipeline (NEGP) sorgt für Irritationen und Unmut. Parteiübergreifend monierten Politiker, dass Schröder sich als Kanzler für die Gasleitung des Gazprom-Konzerns stark gemacht habe und jetzt von dieser Entscheidung profitiere. Kritik gab es auch an Schröders Menschenrechtspolitik gegenüber Russland.

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel schlug nach dem Vorbild der EU-Kommission vor, für Regierungsmitglieder sollte es vor einem Wechsel in Bereiche der freien Wirtschaft, für die sie politisch zuständig waren, eine Karenzzeit von zwei Jahren geben. Mit dieser Regelung könne "von vorneherein jeder böse Verdacht ausgeschlossen werden". Wenn Schröder für die Funktion bezahlt werde, habe das den "Hauch von Korruption".

Die Linkspartei hält einen Ehrenkodex nicht für ausreichend. Dies könne nur ein erster Schritt sein, sagte Fraktionsvize Bodo Ramelow. Es müssten zugleich konkrete politische Maßnahmen ergriffen werden.

In den Vorstandsetagen der Konzerne E.ON und BASF will man von der Berufung Schröders überrascht worden sein, schreibt "Der Spiegel". Die beiden Firmen halten zusammen 49 Prozent an dem Unternehmen, das bis 2010 eine vier Milliarden Euro teure Erdgasleitung durch die Ostsee legen will. Die Entscheidung sei auf "kurzem Dienstweg" zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem Chef des staatlich kontrollierten Energiekonzerns Gazprom, Alexej Miller, und Schröder geklärt worden, heißt die nicht überprüfbare Behauptung des Nachrichtenmagazins.

Grünen-Chef Reinhard Bütikofer kritisierte, Schröders "politische Leisetreterei" angesichts von Menschenrechtsverletzungen in Russland zahle sich nun für ihn aus. Nachdem Schröder seinen Freund Putin einmal als "lupenreinen Demokraten" bezeichnet habe, erinnere ihn dies nun an "lupenreine Vetternwirtschaft". Der ehemalige Kanzler profitiere nun von einer Entscheidung, die er selbst in seiner Amtszeit vorangetrieben habe. Schröder mache er sich zum westlichen Aushängeschild des Gazprom-Konzerns, der "zum Kern der neuen russischen Nomenklatura" zähle.

Am 12-12-2005

Schröders Mitspieler

Neben Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder gerät jetzt auch die Dresdner-Bank in die Kritik wegen des deutsch-russischen Konsortiums Nordeuropäische Gas-Pipeline (NEGP). Matthias Warnig, ein Manager der deutschen zum Versicherungsriesen Allianz gehörenden Großbank, ist designierter Vorstandschef des Unternehmens. Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" hat Warnig über mehrere Jahre hinweg in der Bundesrepublik spioniert. Unter Berufung auf Stasi-Unterlagen meldet die Zeitung, dass Warnig von 1987 bis mindestens April 1989 unter dem Decknamen "Arthur" als so genannter Offizier im besonderen Einsatz (OibE) in Westdeutschland, vermutlich an der Ständigen Vertretung der DDR in Bonn, eingesetzt war.

Warnig war bisher Vorsitzender des Aufsichtsrats der Tochtergesellschaft der Dresdner Bank in Moskau und zugleich Chef des Investment-Banking in Russland.

Den Unterlagen zufolge hatte er bereits seit 1976 für die HVA als Offizier im besonderen Einsatz gearbeitet, schreibt das Blatt. Warnig habe mehrfach hohe Stasi-Auszeichnungen erhalten, zuletzt am 7. Oktober 1989 auf Befehl von Staatssicherheitsminister Erich Mielke. Stasi-Akten zufolge habe er aus der Bundesrepublik unter anderem Unterlagen und Informationen über Gentechnologie, Chemie- und Kernforschung sowie Mikroelektronik geliefert. Im März 1987 habe er der Stasi auch über ein "Gespräch mit der Dresdner Bank zu CoCom-Bestimmungen" berichtet.

Schröder angeblich schon länger im Geschäft

Nach Angaben der "Bild"-Zeitung soll Ex-Kanzler Gerhard Schröder bereits Anfang Oktober erfahren haben, dass es auf russischer Seite ein Interesse gab, ihn für eine Aufgabe im Imperium des Gaskonzerns Gazprom zu gewinnen. Das Blatt beruft sich hierbei auf den Chefredakteur des russischen Rundfunksenders "Echo Moskwy", Alexej Wenediktow. Der Journalist wird mit den Worten zitiert: "Die Idee, für Gerhard Schröder einen Posten bei Gazprom zu finden, wurde bereits auf dem deutsch-russischen Gipfeltreffen Anfang Oktober in St. Petersburg besprochen." Sein Sender habe das aus "diplomatischen Kreisen" erfahren und die Information am 10. Oktober gesendet, sagte der Chefredakteur.

Nach Ansicht des ehemaligen Vize-Sprechers der SPD-Linken, Detlev von Larcher, ermuntert Schröder mit seinem Verhalten zur Steuerhinterziehung. Denn das deutsch-russische Erdgas-Unternehmen, bei dem Schröder Aufsichtsratschef werden solle, habe seinen Sitz im Schweizer Steuerparadies Zug, sagte Larcher der Chemnitzer Tageszeitung "Freien Presse". Dem Konzern gehe es bei der Ansiedlung, bei der eine Postadresse reiche, vor allem darum, Steuern zu sparen, "die in den Ländern fällig wären, in denen die wirtschaftlichen Aktivitäten stattfinden".

Nach Ansicht Larchers erwarten die deutschen Steuerzahler von einem ehemaligen Regierungschef, "dass er sich dafür einsetzt, das Steuereinkommen in Deutschland zu erhöhen". Mit der Übernahme des Aufsichtsratspostens mache der Ex-Kanzler jedoch genau das Gegenteil. So müsse man sich auch nicht wundern, dass Attac mit der Forderung nach energischer Bekämpfung von Steueroasen bei deutschen Politikern bislang auf taube Ohren gestoßen sei. Es sei eine "Schande", dass Schröder als Aufsichtsratsvorsitzender in Zug allen kleinen und großen Steuerhinterziehern künftig als Rechtfertigung dienen werde.

Am 14-12-2005

"Neoliberale Politik"

Der designierte SPD-Chef Kurt Beck hat die "Agenda"-Politik des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder verteidigt. "Er hat zur richtigen Zeit das Notwendige getan", sagte Beck am Montagabend in den ARD-"Tagesthemen". Bei der am selben Tag begonnenen Programmdebatte seiner Partei gehe um ein "Zusammenwirken zwischen wirtschaftlichem Erfolg auch der Arbeitsplätze wegen, zwischen sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Vernunft in unserer Gesellschaft". Der Staat müsse garantieren, "dass die Menschen darin ihren Platz haben und nicht zum lästigen Übel und nur zum Kostenfaktor werden".

Beck reagierte damit auf Forderungen nach einer Abkehr des unter Schröder eingeschlagenen sozialpolitischen Kurses. So hatte SPD-Vorstandsmitglied Niels Annen die Abkehr von der "fehlgeschlagenen neoliberalen Politik" Schröders gefordert. "Wir müssen den Mut haben, eigene Fehler zu korrigieren", sagte der frühere Chef der Jungsozialisten in einem Interview. Bei Schröders "Agenda 2010" habe sich gezeigt, "dass es vor allem die kleinen Leute sind, die den Beitrag zur Sanierung der Sicherungssysteme leisten", so Annen.

Am 25-04-2006

Hartz IV-Empfänger

Lothar Vosseler, der Halbbruder von Alt-Kanzler Gerhard Schröder (SPD), geht in Frührente. "Am 15. April werde ich 60 Jahre, vom 1. Mai an bin ich Rentner", sagte Vosseler dem Bielefelder "Westfalen-Blatt". Er habe sich dazu entschlossen, weil er einfach keine Arbeit finde. Weil er wegen seines Tinitus' und einer Bypass-Operation zu 50 Prozent erwerbsunfähig sei, falle die Einbuße aber nicht so groß aus. Vosseler ist seit sieben Jahren weitgehend arbeitslos und lebt seit Januar 2005 von "Hartz IV".

Der Detmolder sagte, dass ihm der "Titel" als Kanzlerhalbbruder in den Jahren 1998 bis 2005 zu manchem Gelegenheitsjob verholfen habe. "Aber wenn die Medien ihre Aufnahmen gemacht hatten, war ich für meine Arbeitgeber wieder überflüssig", klagte der 59-Jährige.

Die Verwandtschaft zum damaligen Kanzler habe ihm und seiner Frau Gisela aber auch schöne Erlebnisse beschert. So seien sie von vielen Hotels in der Türkei eingeladen worden, nachdem die türkische Zeitung "Hürriyet" über seine Arbeitslosigkeit berichtet hatte. "Das waren tolle Wochen", so Vosseler.

Am 19-03-2007