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Kompromisse beim Denkmal für Sinti und Roma

Auschwitz & Dachau

Die Bundesregierung und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma beendeten offenbar den Streit um das in Berlin geplante Denkmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma. Die deutsche Bundesregierung verzichtet bei der Inschrift jetzt offenbar auf den Begriff "Zigeuner", der vom Zentralrat als "diffamierend" abgelehnt worden war. Weiterer Streit hatte sich an einem Zitat von Alt-Bundespräsident Roman Herzog entzündet. Herzog hatte darin die Verbrechen an den Sinti und Roma mit dem Holocaust gleichsetzt. Dieses Zitat soll jetzt nicht als Inschrift am Monument, sondern auf ergänzenden Tafeln zu sehen sein - ebenso wie eine Chronologie des Völkermordes an den Sinti und Roma. Außerdem sollen Vernichtungsorte wie Auschwitz und Dachau aufgeführt werden.

Auf einer der Tafeln ist als Text vorgesehen: "Wir gedenken aller Roma, die im nationalsozialistisch besetzten Europa dem planmäßigen Völkermord zum Opfer gefallen sind." Statt des Begriffs "Zigeuner" sei "bewusst" die "allumfassende Bezeichnung Roma" verwendet worden, sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann. Er hoffe, dass die Arbeiten "zügig" in Angriff genommen werden könnten. Ursprünglich war der Baubeginn für Anfang 2004 vorgesehen.

Der Vorsitzende des Zentralrats, Romani Rose, bezeichnete die Einigung als "wichtigen Schritt", um in der Öffentlichkeit ein "Bewusstsein für unser Schicksal" zu schaffen. Mit der Einweihung des Mahnmals für die ermordeten Juden vor einem Jahr sei nur "ein Teil der Aufarbeitung der Geschichte" geleistet worden. Das Monument für die Sinti und Roma sei vor allem auch für nachfolgende Generationen eine Mahnung, die Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten nie wieder zuzulassen.

Nach einem Entwurf des israelischen Künstlers Dani Karavan entsteht nahe dem Reichstagsgebäude ein künstlicher See mit einer versenkbaren Stele. Nach Angaben des Zentralrats wurden europaweit mehr als 500.000 Sinti und Roma von den Nationalsozialisten ermordet. Heute leben auf dem Kontinent etwa zehn Millionen Angehörige dieser Minderheit, davon 70.000 in Deutschland.