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Verbraucherschützer kritisieren Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln

Pillen statt Nahrungsmitteln?

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen wirft Anbietern von Nahrungsergänzungsmitteln vor, mit zweifelhaften Aussagen Ängste der Verbraucher vor einer Mangelernährung zu schüren. So würden die Vertreiber von Nahrungsergänzungsmitteln argumentieren, Böden und damit auch Pflanzen seien nährstoffarm. Für die Verbraucherzentrale ist es hingegen "Fakt", dass der Nährstoffgehalt der Böden von wenigen Ausnahmen abgesehen im Vergleich zu früher von Experten sogar höher eingeschätzt werde. Dies gelte auch für den Nährstoffgehalt pflanzlicher Lebensmittel. Probleme in der Nährstoffversorgung sind nach Auffassung der Verbraucherschützer nicht auf so genannte nährstoffarme Böden zurückzuführen, sondern unter anderem auf einen geringen Obst- und Gemüseverzehr.

Von einer Verarmung der Böden an Nährstoffen könne keine Rede sein. Zahlreiche Faktoren wie Temperatur, Bodentyp, Bewässerung oder Erntezeitpunkt beeinflussten Mineralstoffe und Vitamine in Pflanzen. Besonders gravierend wirkten sich Sortenunterschiede aus: Beim Vergleich von 14 verschiedenen Apfelsorten habe die Bundesforschungsanstalt für Ernährung herausgefunden, dass beispielsweise die Apfelsorte Berlepsch fast viermal soviel Vitamin C-Gehalt enthalte wie die Sorte Gloster.

Dass Obst und Gemüse weder zu wenig Vitamine noch Mineralstoffe hätten, belege auch der aktuelle Ernährungsbericht 2004. Von acht verschiedenen Lebensmitteln würden beispielhaft die Nährstoffangaben aus anerkannten internationalen Nährwerttabellen der Jahre 1954 bis 2000 verglichen.

Die Verbraucherschützer werfen den Anbietern von Nahrungsergänzungsmitteln Trickserei vor: Diese stützten sich "gerne auf den Vergleich von Nährstoffdaten aus veralteten und neuen Tabellen. Da sich die Analysemethoden jedoch in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert haben, führen solche Vergleich häufig zu falschen Schlüssen." So könnten heute beispielsweise einzelne Carotinoide nachgewiesen werden. Die Tabellen wiesen aber vor allem "das wichtige Beta-Carotin" aus und nicht mehr den höheren Gesamt-Carotingehalt.

Wenn eine Unterversorgung mit Vitaminen stattfinde, dann liege das nicht an der Qualität der Produkte, sondern eher an der "Obstabstinenz der Deutschen", meint Hedi Grunewald von der Verbraucherzentrale. Selbst wenn neben den frischen Lebensmitteln alle Obst- und Gemüseprodukte einbezogen würden, erreichten Frauen wie Männer mit einem durchschnittlichen Verzehr von rund 300 Gramm Gemüse und Obst täglich nur knapp die Hälfte der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Zufuhr von 650 Gramm Gemüse und Obst pro Tag.

Die Verbraucherschützer empfehlen anstelle von von Vitaminpillen: "Fünf Portionen Obst und Gemüse essen, erntefrische Produkte aus der Region bevorzugen, eine lange Lagerung vermeiden und Nährstoff schonend zubereiten beziehungsweise Rohkost verzehren."