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E.ON kauft Windparks in Nordamerika

"Großes Wachstumspotenzial"

Die großen deutschen Energiekonzerne, die insbesondere Atom- und Kohlekraftwerke betreiben, wollen sich offenbar auch das lukrative Geschäft mit den erneuerbaren Energien nicht entgehen lassen. E.On teilte am 4. Oktober mit, für rund 1,4 Milliarden US-Dollar das Nordamerikageschäft des irischen Windparkbetreibers Airtricity zu übernehmen. Damit erschließe sich E.On im Bereich Erneuerbarer Energien erstmals eine starke Marktposition mit großem Wachstumspotenzial außerhalb Europas. Airtricity betreibt den Angaben zufolge zurzeit Windparks mit gut 210 Megawatt installierter Kapazität. Bis Ende 2008 sollen weitere rund 880 Megawatt fertig gestellt werden. Langfristig geht es um mehrere tausend Megawatt installierte Windkraftleistung.

Als Global Player setzt E.On - anders etwa als so manche Betreibergesellschaft im deutschen Binnenland - vornehmlich auf besonders windreiche Standorte. Der Energieriese betont, die derzeit laufenden und sich noch im Bau befindlichen Windparks lägen "in sehr windgünstigen Gebieten in den US-Bundesstaaten Texas und New York und kommen daher auf überdurchschnittlich viele Volllaststunden".

Weitere Projekte mit einer Kapazität von mehr als 1.000 Megawatt seien in einem fortgeschrittenen Stadium, so E.On. Zusammen sei dafür ein Gesamtinvestitionsvolumen von rund 3,5 Milliarden Dollar bis 2011 notwendig. "Darüber hinaus befinden sich Windparkprojekte in den USA und Kanada mit einer Gesamtkapazität von über 5.000 Megawatt in einem frühen Entwicklungsstadium."

Zum Vergleich: Ein großes Atomkraftwerk hat eine installierte Leistung von größenordnungsmäßig 900 bis 1300 Megawatt. Fällt ein Atomkraftwerk aus, beispielseweise wegen der alljährlich notwendigen Wartung oder wenn Dübel falsch montiert wurden, dann entällt auf einen Schlag eine entsprechende Stromlieferung ins Netz. Die tatsächliche Leistung liegt in diesen Zeiten bei Null. Für die teilweise monatelangen Anlagenstillstände von Atomkraftwerken müssen in ganz erheblichem Maße Ersatzkraftwerke zur Verfügung stehen wie beispielsweise Windparks.

Feldmann: E.On gehört damit jetzt zu den größten Windparkbetreibern weltweit

Für den im E.On-Vorstand für Erneuerbare Energien zuständige Manager, Lutz Feldmann, ist der Erwerb von Airtricity Nordamerika ein "Einstieg in den weltweit attraktivsten Renewables-Markt und ein weiterer Schritt auf unserem Weg zu einer weltweit führenden Position in diesem Geschäft". Die zahlreichen Windkraftprojekte von Airtricity eröffneten "weitere gute Wachstumschancen".

"Nur wenige Wochen nach dem Erwerb von Energi E-2 Renovables Ibéricas in Spanien und Portugal beschleunigen wir mit dieser Akquisition den Ausbau unseres internationalen Renewables-Geschäfts", so Feldmann.

Der deutsche Energieriese ist es gewohnt, in Superlativen zu denken. Durch Airtricity Nordamerika steigere E.On seine weltweit installierte Windkrafterzeugung von rund 640 Megawatt auf 850 Megawatt und gehöre "damit jetzt zu den größten Windparkbetreibern weltweit". Die Gesamtkapazität der sich in der Entwicklung befindlichen E.On-Windkraftprojekte erhöhe sich von 2,6 Gigawatt auf 4,6 Gigawatt. Durch das wachsende Geschäftsvolumen sichere sich E.On zudem Einkaufsvorteile, beispielsweise beim Erwerb von Wind-Turbinen.

Der US-amerikanische Windenergiemarkt ist aus Sicht des Global Player "einer der attraktivsten Windmärkte weltweit". Nach dem von Ernst & Young ermittelten "Renewable Energy Country Attractiveness Indices" erreiche er mit 72 die höchste Punktzahl weltweit vor Indien, Spanien und Großbritannien mit jeweils 64 Punkten. Aufgrund der Verlängerung der staatlichen Förderung sowie der Einführung von Renewables-Vorgaben auf Einzelstaaten-Ebene werden in den kommenden Jahren im US-amerikanischen Windenergiemarkt sehr hohe Wachstumsraten von jährlich mehr als zehn Prozent für die nächsten zehn Jahre erwartet.

Erneuerbare-Energie-Verbände für Windkraftanlagen "in Bürgerhand"

Im Gegensatz zu E.On setzen Verbände wie EUROSOLAR und der Solarenergie-Förderverein Deutschland auf eine andere Strategie. Auf der Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes fordern sie die Beihaltung des Ausbaus erneuerbarer Energien "in Bürgerhand". Nur so entstünde mehr Wirtschaftskraft in den Regionen und Wohlstand in der Hand der Bevölkerung.

Bei Großunternehmen wie E.On bestehe immer die Gefahr, dass sie den Windstrom zwar an günstigen Standorten zu niedrigen Kosten erzeugen können, diesen billig erzeugten Windstrom dann aber teuer an die Stromkunden verkaufen. Für die Bevölkerung und für die Kommunen sei es daher vorteilhafter, wenn sie ihre eigenen Windkraftanlagen in der eigenen Region betrieben.