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Neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz Zollitsch für Öffnung der Kirche

Keine "Denkverbote" beim Zölibat

Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat sich für einen liberaleren Kurs der katholischen Kirche ausgeprochen. Der Freiburger Erzbischof wandte sich am Wochenende gegen "Denkverbote" beim Thema Zölibat. Die Verbindung zwischen Priestertum und Ehelosigkeit sei "nicht theologisch notwendig", sagte Zollitsch. Weiterhin setzte er sich für eine bessere Beziehung zur evangelischen Kirche ein und verteidigte Kinderkrippen gegen Kritik. Ein Abschied vom Zölibat wäre allerdings "eine Revolution, bei der ein Teil der Kirche nicht mitginge", räumte Zollitsch ein. Eine Aufhebung müsste für die ganze Welt geschehen, allerdings sei schon bei zwei Bischofssynoden in Rom "jedes Mal eine große Mehrheit gegen eine Änderung" gewesen.

Auch müsste seiner Auffassung nach ein Konzil, eine Versammlung der Bischöfe unter Leitung des Papstes, für diese Frage einberufen werden, "denn das würde sehr in das innere Leben der katholischen Kirche eingreifen". Der 69-jährige Zollitsch war vergangene Woche von seinen Bischofskollegen zum Nachfolger von Kardinal Karl Lehmann gewählt worden.

Zollitsch berichtete, auch er sei einmal in eine Schulkameradin verliebt gewesen und hätte sich Ehe und Familie gut vorstellen können. "Ich wäre gern Vater geworden. Es ist schon ein Verzicht, keine eigenen Kinder zu haben". Aber diesen Verzicht habe er üben müssen, "um für viele Menschen verfügbar zu sein".

Beim Thema Familie ging der Erzbischof auf Distanz zu Äußerungen anderer Bischöfe. "Begriffe wie 'Gebärmaschinen' oder 'Herdprämie' gehören nicht zu meinem Wortschatz und machen jede Diskussion im Ansatz kaputt. Wir brauchen Kinderkrippen, weil viele Eltern sie einfach benötigen", sagte Zollitsch. Der Erzbischof wies darauf hin, dass Ordensschwestern der katholischen Kirche die ersten Kinderkrippen geschaffen hätten.

Gemäßigt äußerte sich Zollitsch auch beim Thema Lebenspartnerschaften zwischen Homosexuellen. Er habe zwar als "Christ und Katholik natürlich das Ideal von Ehe und Familie". Aber "wenn es Menschen mit dieser Veranlagung gibt, kann der Staat entsprechende Regelungen treffen".

Die evangelische Kirche griff er beim Thema Stammzellforschung an. Die unterschiedlichen Positionen zur Forschung mit embryonalen Stammzellen schwächten das gemeinsame "Zeugnis der Kirchen". Er bedauerte, dass der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, seine Meinung "gewechselt" habe. Huber hatte sich trotz Kritik aus den eigenen Reihen für eine Verschiebung des Stichtags bei der Stammzellforschung ausgesprochen. In Deutschland darf bislang nur mit embryonalen Stammzellen geforscht werden, die im Ausland vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden. Der Bundestag entscheidet Mitte März, ob der Stichtag auf den 1. Mai 2007 verschoben wird.

Die Frage, ob diese unterschiedlichen Positionen eine erste Belastungsprobe für die Ökumene darstellten, verneinte der Freiburger Erzbischof allerdings. Vielmehr wolle er sich für die Rückkehr zu einer "christlichen Grundhaltung im Umgang miteinander" einsetzen und auch in Rom für ein "gutes Miteinander von Protestanten und Katholiken" werben.