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Seit 1945 mindestens 115 tödliche Munitionsunfälle in der Nordsee

Kriegsfolgen und Bundeswehr-Übungen

Im Bereich der Nordsee zwischen Emden und der Insel Sylt sollen seit 1945 mindestens 115 Menschen bei Munitionsunfällen ums Leben gekommen sein. Mindestens 35 Menschen seien teilweise schwer verletzt worden, sagte der Meeresbiologen Stefan Nehring am 1. April in Koblenz. Bereits Ende 2007 hatte der Meeresbiologe eine entsprechende Untersuchung zu Munitionsaltlasten in der Ostsee vorgelegt. In einer Gesamtbilanz der Munitionsunfälle in der deutschen Nord- und Ostsee kommt Nehring auf mindestens 581 Opfer, davon 283 Todesfälle. Zudem geht er von einer hohen Dunkelziffer aus, weil munitionsbedingte Verletzungen von Sporttauchern oder Phosphorunfälle in der Fischerei nicht ausreichend dokumentiert würden. Auch Übungen der Bundeswehr sind offenbar für tödliche Unfälle verantwortlich.

Nehring kritisierte, dass kaum öffentliches Datenmaterial vorhanden sei. Er forderte Bundeswehr und Behörden auf, angesichts der Gefahrenlage konkrete Zahlen zu nennen.

Bei der Munition handelt es sich nach seinen Angaben nicht nur um Altlasten vergangener Weltkriege. Der Meeresbiologe verweist auf große Übungsgebiete der Bundeswehr sowohl an der Nordsee- als auch an der Ostseeküste. Die versenkte Munition stamme vielfach aus Beständen der Bundeswehr, der Nationalen Volksarmee der DDR, der sowjetischen Armee und der NATO.

Nach Nehrings Einschätzung liegen auf dem Grund der Nordsee rund 400.000 Tonnen Munition. Allein innerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone vor der niedersächsischen Küste vermute er mindestens 300 000 Tonnen, sagte der Umweltgutachter. Für den schleswig-holsteinischen Teil der Nordsee geht er von mindestens 100.000 Tonnen aus. Die Mengen seien deutlich größer als in der Ostsee.