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Verteidigung im "Kofferbomber"-Prozess hält Gutachter für befangen

"Abfällig und mit offener Häme"

Im "Kofferbomber"-Prozess vor dem Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf will die Verteidigung einen der beiden Gutachter für befangen erklären lassen. Zur Begründung ihres Antrags führten die Anwälte des 23-jährigen Libanesen Youssef el-Hajdib am Mittwoch (9. Juli) an, der Psychiatrie-Professor Norbert Leygraf habe sich "abfällig und mit offener Häme" über ihren Mandanten geäußert. Solche Äußerungen könnten nicht Teil eines Gutachter-Auftrags sein.

Leygraf und der Psychologe Norbert Schalast, die beide an der Universität Essen arbeiten, hatten in ihrem vergangene Woche vorgetragenen Gutachten dem Angeklagten volle Schuldfähigkeit bescheinigt. Nach ihrer Feststellung gibt es weder Hinweise auf eine psychiatrische Erkrankung noch auf eine Bewusstseinsstörung oder eine "seelische Abartigkeit".

Das Gutachten beurteilte el-Hajdib als durchschnittlich intelligent. Der Angeklagte habe sich aus einer Lebenskrise heraus in terroristische Pläne geflüchtet, weil er wegen mangelnder Leistungen in seinem Ingenieurstudium den hohen Erwartungen der Familie nicht gerecht geworden sei. Aus Sicht von Verteidiger Bernd Rosenkranz ist dagegen eine Prüfung des Intelligenzgrades seines Mandanten "in allen Verästelungen" nicht erfolgt. Daher seien Zweifel an der Gewissenhaftigkeit des Gutachters angebracht.

Über den Antrag will das Gericht nach der Sommerpause entscheiden. Das seit sechs Monaten laufende Verfahren soll am 11. August fortgesetzt werden. In dem Prozess muss sich el-Hajdib wegen versuchten Mordes und versuchten Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion verantworten. Er soll am 31. Juli 2006 im Kölner Hauptbahnhof gemeinsam mit seinem Komplizen Jihad Hamad zwei Sprengsätze in Regionalzügen nach Hamm und Koblenz deponiert haben.

Wegen eines Konstruktionsfehlers waren die angeblichen Kofferbomben nicht explodiert. Im Dezember 2007 war el-Hajdib für den versuchten Anschlag von einem libanesischen Gericht in Abwesenheit zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Der im Libanon gefasste Hamad erhielt dort zwölf Jahre Haft. Vor dem OLG wird ein Urteil gegen el-Hajdib im September erwartet.