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Mordfall Lena

<<Wunderliche Welten>>

Die Volksseele kochte, so wie sie es immer tut, wenn das Volk im Unrecht ist. Da forderten die empörten Bürger von Emden Lynchjustiz für einen Siebzehnjährigen, der nur unter Verdacht –ich betone Verdacht-stand, die kleine Lena ermordet zu haben. Wir sind uns immer so sicher, wenn wir meinen, etwas sicher zu wissen. Die Erde ist eine Scheibe, und die Sonne kreist um sie herum! Vorurteile sind eben das, was sie aussagen, Vor-urteile. Urteile wider besseres Wissen, also, weil sich keiner dazu aufschwingen mag, dieses bessere Wissen zu erwerben. Ich könnte kotzen, wenn ich höre, jemand hat sich ein endgültiges Urteil gebildet, weil es endgültige Urteile nicht gibt und niemals geben kann.

Urteile sind immer nur Meinungen und wie es darum steht, haben wir offensichtlich aus der Geschichte nicht allzu schmerzlich noch nicht gelernt. Was hat nun diese Menschen in Emden angetrieben, Lynchjustiz für einen, im Nachhinein Unschuldigen, zu fordern? Ich versuche wirklich, es zu verstehen. Ist es das Böse in uns selber, das uns dazu antreibt, das Böse im Anderen gnadenlos zu verfolgen? Würden diese Menschen, die den Tod des unschuldigen Kindes- mit siebzehn ist man noch ein Kind, tut mir Leid-über sich selbst so gnadenlos entscheiden? Was, was, was hat sie dazu veranlasst, gnadenloser als Gott zu sein?

Unzufriedenheit, es ist die Unzufriedenheit, mit sich selber und mit der Welt an sich. Oh, wie gerne würden wir strahlend dastehen! Wenn wir selber nicht strahlen, hilft da nur die Diskreditierung des Anderen, des Fremden. Warum haben die Menschen in Emden Lynchjustiz für einen Unschuldigen gefordert? Eine Kleinstadt, eine typische deutsche Kleinstadt. Was wäre, wenn ein Jude oder ein Ausländer die Tat begangen hätten? Was wäre die Konsequenz, wenn in allen deutschen Klein- und Großstädten, die Juden und alle Ausländer plötzlich an den meisten Verbrechen Schuld wären? Konzentrationslager? Der Mensch ist, wie er ist. Er will leben; Er will überleben und das nicht für sich allein, sondern auf seine ganze Familie bezogen. Wenn in Europa Hungersnot herrschte? Würden wir nicht „Sack und Pack“, „Kind und Kegel“ zusammen raffen und mitnehmen dorthin, wo es eine Chance zum Überleben gibt? Würden wir nicht, wie die Amerikaner, die Ureinwohner auslöschen, weil es nur ums Fressen, Fressen, Fressen geht?

Würden wir, seien wir einmal ehrlich, nicht alles dafür tun, so zu leben, wie wir es, unserer Hybris gemäß, für angebracht halten? Weil wir nicht ehrlich mit uns selber sind, deswegen verfolgen wir so gnadenlos diejenigen, die nicht ehrlich zu sein scheinen, denn wer das Böse in sich entdeckt, braucht es nicht bei den Anderen zu suchen.

Urteile sind immer nur Meinungen und wie es darum steht, haben wir offensichtlich aus der Geschichte nicht allzu schmerzlich noch nicht gelernt. Was hat nun diese Menschen in Emden angetrieben, Lynchjustiz für einen, im Nachhinein Unschuldigen, zu fordern? Ich versuche wirklich, es zu verstehen. Ist es das Böse in uns selber, das uns dazu antreibt, das Böse im Anderen gnadenlos zu verfolgen? Würden diese Menschen, die den Tod des unschuldigen Kindes- mit siebzehn ist man noch ein Kind, tut mir Leid-über sich selbst so gnadenlos entscheiden? Was, was, was hat sie dazu veranlasst, gnadenloser als Gott zu sein? Unzufriedenheit, es ist die Unzufriedenheit, mit sich selber und mit der Welt an sich. Oh, wie gerne würden wir strahlend dastehen! Wenn wir selber nicht strahlen, hilft da nur die Diskreditierung des Anderen, des Fremden.

Warum haben die Menschen in Emden Lynchjustiz für einen Unschuldigen gefordert? Eine Kleinstadt, eine typische deutsche Kleinstadt. Was wäre, wenn ein Jude oder ein Ausländer die Tat begangen hätten? Was wäre die Konsequenz, wenn in allen deutschen Klein- und Großstädten, die Juden und alle Ausländer plötzlich an den meisten Verbrechen Schuld wären? Konzentrationslager?

Der Mensch ist, wie er ist. Er will leben; Er will überleben und das nicht für sich allein, sondern auf seine ganze Familie bezogen. Wenn in Europa Hungersnot herrschte? Würden wir nicht „Sack und Pack“, „Kind und Kegel“ zusammen raffen und mitnehmen dorthin, wo es eine Chance zum Überleben gibt? Würden wir nicht, wie die Amerikaner, die Ureinwohner auslöschen, weil es nur ums Fressen, Fressen, Fressen geht?

Würden wir, seien wir einmal ehrlich, nicht alles dafür tun, so zu leben, wie wir es, unserer Hybris gemäß, für angebracht halten? Weil wir nicht ehrlich mit uns selber sind, deswegen verfolgen wir so gnadenlos diejenigen, die nicht ehrlich zu sein scheinen, denn wer das Böse in sich entdeckt, braucht es nicht bei den Anderen zu suchen.

Elke Balthaus-Beiderwellen