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Psychologie: Der Mensch als Blender

Menschliches - Von Blendern und sich blenden Lassen

 Die Psychologie des Menschen. Menschliches verständlich erkärt von Sonja MannhardtBlender ersetzen Können und Ergebnisse durch Ausstrahlung und die Inszenierung von Erfolg. Damit kommen sie erstaunlich weit, so postuliert managerseminare in diesem Monat [1] unter dem Titel: „Wer trickst heute nicht?“ Endlich wird laut ausgesprochen, was wir doch insgeheim schon längst mutmaßten. Menschen blenden und lassen sich blenden. So viele Besten, Tollsten, Größten mit unwahrscheinlichen Heldentaten sind unterwegs, dass man darüber nur staunen kann. Und so viele Kunden, Personaler, Klienten, Konsumenten, Patienten lassen sich blenden, glauben Papier, nehmen Geschriebenes für bare Münze, lassen sich verzaubern von Märchengeschichten, Dauerlächeln und sich blenden von gekonnten Inszenierungen.

Wie ist das möglich? Wozu ist das gut? Was haben Blender davon zu blenden und sich blenden Lasser, sich blenden zu lassen? Solche Fragen stellt man sich, wenn man den Menschen als ein Wesen betrachtet, dessen Handlungen immer zielgerichtet sind (A.Adler). Alles, was Mensch tut oder unterlässt, folgt einem unbewussten Ziel, verfolgt einen Nutzen. Hier in diesem Artikel möchte ich dazu ein paar Überlegungen anstellen, um uns beim Betrachten von Blendwerk ein wenig die Sicht zu erhellen.

Rückblick in die Geschichte

Um zu verstehen was ist, lohnt sich ein Blick zurück in unsere Vergangenheit. Um zu verstehen, warum ein Baum wächst, wie er wächst, lohnt sich der Blick unter die Erde, lohnt sich die Analyse des Wurzelwerks. Um zu verstehen, warum in einem Haus sich Risse im Obergeschoss zeigen, geht der Statiker in den Keller, um dort eine Analyse zu machen. Um zu verstehen, woran ein Mensch leidet, wird er von einem Arzt gefragt, was geschehen ist. Um folglich zu verstehen, wozu wir es heute mit Blendern zu tun haben, lohnt sich ein analytischer Blick in die Geschichte.

Blenderei als evolutionäres Imponiergehabe?

Rein evolutionär ist Blenderei durchaus menschlich und kann als sozial sinnvoll betrachtet werden. Herr Steinzeitmensch kommt von seiner tagelangen Jagd zurück und wird von seiner Sippe wie ein Held empfangen, denn endlich gibt es wieder reichlich Nahrung für alle. Die fette Beute (heute würde man das Resultat oder Ergebnis nennen) wurde gemeinsam gefeiert, der erfolgreiche Jäger bekam seinen Applaus, die Sippe einen vollen Bauch und alle waren letzlich zufrieden.

Soweit die Theorie. Doch was, wenn der Jäger nicht mit fetter Beute, sondern mit einem mickrigen Karnickel nach Hause kam? Das mickrig, kleine Karnickel schmeckte sicherlich ein klein wenig besser, wenn der nicht sehr erfolgreiche Jäger zumindest ein entsprechendes Abenteuer zu erzählen wusste.

Und das war sicherlich vonnöten, denn es ist zu vermuten, dass Steinzeitfrauen sich sicherlich eher zu Säbelzahntiger-Jäger hingezogen fühlten, als zu jenen die mit mickrigen, fleischarmen Karnickeln zur Sippe zurückkehrten. Blenderei und sich blenden zu lassen waren wohl insbesondere in der Not sinvolle Strategien, um den sozialen Frieden zu wahren. Alle redeten sich das Ergebnis (die fette Beute) schön, indem sie nicht darauf achteten, sondern auf die Heldengeschichten des Jägers. Menschen blendeten und ließen sich blenden, um die Beziehungsebene nicht zu gefährden und den armen erfolglosen Jäger nicht zu entmutigen.

Klingt doch zumindest einleuchtend. Und die wahren Helden, der Säbelzahntiger Jäger oder das Mammutjäger Team? Sie bekamen natürlich erst recht die besten Frauen ab, wenn sie auch noch spannende Heldengeschichten mitbrachten.

Und Frauen? Blendeten sie nicht? Und ob sie das tun, jedoch anders, als Männer. Sie punkten vermutlich nicht mit Heldentaten, sondern mit Anmut und mit Ergebnissen und Resultaten, die dem sozialen Zusammenhalt und der Zukunft der Sippe dienten. Ist sie schön? Kann sie Kinder bekommen? Ist sie in der Lage, diese aufzuziehen und die Höhle sauber zu halten? Ist sie in der Lage alles zu managen, während der Held auf Jagd ist?

Das mögen eventuell Kriterien gewesen sein, die Frauen in der Gunst der Männer steigen ließen. Vielleicht versuchten Frauen den Männern dadurch zu imponieren, dass Sie sich besonders herausputzten oder das Säbelzahntiger-Mahl aufwerteten, indem sie ihre gesammelten Früchte und Wurzeln auftischte. Wer weiß. Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass sich Männer an „Sichtbares“ hielten und Fakten mehr zählten, als Inszenierungen.

Gegenwart – Blenderei ohne sozialen Nutzen

Während Steinzeitfrauen doch sehr gezielt auf die Beute achteten und sicherlich nur in der Not auch den mickrigen Braten beklatschten und Steinzeitmänner sich sicherlich ebenfalls lieber an „sichtbare“ Fakten und Ergebnisse hielten, scheinen sich sowohl moderne Personaler, als auch moderne Käufer, Kunden, Klienten doch heute eher blenden zu lassen, als damals. Ihnen scheint der Glaube an ein Resultat zu genügen, ohne dass Not herrscht und ohne dass besondere Bindungen zwischen dem Blender und dem sich blenden Lasser bestünden.

Na Prost Mahlzeit denke ich da manchmal als Führungskräftecoach. Wie konnte man diesen Menschen, nur auf diese Position setzen? Sowohl der Führungskraft , als auch dem Unternehmen wird damit kein Gefallen getan. Wie konnte man sich von Papier und Rede so dermaßen blenden lassen? Warum hat man nicht nach der Beute (Ergebnissen) gefragt, warum hat man Heldentaten nicht überprüft?

Na Prost Mahlzeit, denke ich häufig als psychologische Beraterin im Gesundheitswesen. Was sich Menschen alles für Lügengeschichten auftischen lassen, was sie sich für Wunderheilmittel aufschwatzen lassen und glauben, fester und unerschütterlicher den Versprechungen Wildfremder, als sie es gegenüber ihren Liebsten täten. Selbst die großen Weltreligionen würden sich über solch unerschütterlichen Glauben sehr freuen. „Seelig sind die, die nicht sehen und doch glauben“, kommt einem da manchmal in den Sinn.

Schauen wir genau hin, was denn anstatt der fetten Beute und den sozialen Bindungungen ins Zentrum der modernen Blenderei gerückt ist, wird folgendes augenscheinlich:

Effizienz statt Effektivität

Die Blendattacken in der modernen Wirtschaft funktionieren ganz ausgezeichnet immer dann, wenn nicht die Effektivität, sondern die Effizienz, die Wirtschaftlichkeit ins Zentrum gerückt wird. Hauptsache es kostet nicht viel und Hauptsache vom Einzelnen wird nichts abverlangt. Geringer Aufwand, geringer Preis und schon ist der Nährboden der modernen Blenderei geschaffen.

Auf dieser Basis werden heutzutage Eierlegende Wollmilchsau - Mitarbeiter gesucht, die nicht nur ALLE Punkte auf einer Weihnachtswunschliste zu erfüllen haben, sondern bitteschön auch noch günstig sein sollen. Und auf dieser Basis soll der Traum von ewiger Schönheit, Jugend, Schlankheit, Gesundheit doch bitteschön möglichst gratis und ohne eigenes Dazutun erfüllt werden.

Nur mal ehrlich: Wären unsere Vorfahren mit solchem Blendwerk zufrieden gewesen?

Zukunft – Aufgedeckt

Ich möchte in Zukunft Geschichten erzählen. Geschichten über Menschliches und Zwischenmenschliches, Geschichten aus meiner täglichen Arbeit mit Menschen. Doch keine Sorge. Es sind keine Blendergeschichten, denn ich möchte nicht mich, sondern Menschen an und für sich, sowie Menschliches und Zwischenmenschliches ins Zentrum rücken.

Sehen wir uns wieder? Ich würde mich freuen.

Sonja Mannhardt

Ihre Expertin für Menschliches & Zwischenmenschliches - Mannhardt-Führungskräftecoaching

[1] http://www.managerseminare.de/ms_Artikel/Blender-im-Business-Wer-trickst-heute-nicht,218848