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Vom Luxusgut zum Massenprodukt

Gastbeitrag von Niko Fischer

Es gab mal eine Zeit als die kleine Delikatesse aus Asien - der Shrimp - nur sehr selten auf unseren Tellern landete. Doch diese Epoche gehört der Vergangenheit an. Heutzutage finden wir Shrimps in jedem Lebensmitteldiskonter zu Spottpreisen. Doch sollten wir uns nicht fragen, wie der Preis eines ehemals so teuren Produktes innerhalb von zehn Jahren um die Hälfte sinken konnte? Aquakulturen, Antibiotika, billige Arbeitskräfte und lasche staatliche Kontrolle sind die Antworten. Unsere heißgeliebten Shrimps werden in Thailand in künstlichen Becken gezüchtet, für die stark geschützte Mangrovenwälder weichen mussten. Die Gesetzte interessieren dort niemanden. Die Tiere in den stark überfüllten Becken werden mit Fischmehl und Antibiotika gefüttert, weil Krankheiten an der Tagesordnung stehen. Außerdem werden noch Pestizide und Fungizide zur Vorbeugung gegen Algen und Pilzen in die Becken geschüttet - ein wahrer Chemiecocktail, der später in unseren Mägen landet. Nachdem die Krustentiere fett genug sind, werden sie mit einer großen Pumpe abgesaugt und das Abwasser wird direkt und ungefiltert ins offene Meer oder in den anliegenden Fluss geleitet. Eine ökologische Katastrophe für die umliegenden Dörfer und unser so sensibles Ökosystem Meer.

Die Kinder waschen sich trotzdem im Fluss, denn es bleibt ihnen nichts anderes übrig. Nichts außer metertiefen Schlamm voller Chemikalien ist auf dem Boden des Teiches noch zu sehen. Danach werden die Shrimps sortiert und in die Verpackungsfirma geliefert, wo auch Tiere von anderen Farmen ankommen und durchmischt werden. Eine Rückfolge zum Produzenten ist also schier unmöglich. Vor dem Gefrieren wird noch eine chemische Substanz beigemischt, damit die Tiere ihren Geschmack nicht verlieren und sich zusätzlich mit Wasser aufpumpen. Dadurch werden sie schwerer und der Verkaufspreis steigt.

Nicht nur die ökologischen auch die sozialen Folgen für die Menschen sind fatal. So kommen die meisten Arbeiter aus Burma, geflüchtet vor der Diktatur, auf der Suche nach einem besseren Leben. Sie sind meist illegal in Thailand und dadurch auch meist abhängig von ihrem Arbeitgeber. Gearbeitet wird meist 16 Stunden am Tag für umgerechnet ca. fünf Euro. Teilweise wohnen die Arbeiter in der Firma selbst, weil sie sich nichts anderes leisten können. Auf einer kleinen alten Matratze und nichts weiter müssen sie Nacht für Nacht ausharren. Außerdem streckt ihnen der Konzern das Geld für die Arbeitslizenz (wenn sie eine Arbeitserlaubnis bekommen) meist vor und verlangt dann später das Doppelte zurück. Moderne Sklaverei könnte man es heutzutage nennen. CP ist einer dieser großen Konzerne, von dem auch McDonalds beliefert wird. Als CP in die ländlichen Dörfer kam, freuten sich die Dorfbewohner sehr. In der Hoffnung Arbeitsplätze zu schaffen, die Infrastruktur auszubauen und die Bildung zu fördern geschah aber genau das Gegenteil. CP ruinierte von Zeit zu Zeit die kleinen Shrimpsfarmen und zerstört kontinuierlich ihre Umwelt.

Sollten wir uns nicht fragen, ob dieser unendliche Kampf, um jeden Preis das billigste Produkt auf den Markt zu bringen so weiter gehen kann? Brauchen wir denn dieses vermeindliche "Luxusgut" für einen Spottpreis auf unseren Tellern, wenn andere Menschen mit ihrem Leben dafür bezahlen? Ich glaube nicht, dass wir ein Teil dieser Industrie sein wollen. Ebenso sollte sich jeder für das zerstörte Leben anderer verantwortlich fühlen, wenn wir einen Sack voller Shrimps im Supermarkt anschauen. Schaut euch um, ihr werdet etwas Besseres und Nachhaltigeres finden.

Niko Fischer