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Rote Liste der bedrohten Arten wird noch länger

Übernutzung und Verlust des Lebensraums

Es werden immer mehr: 15.589 Tier- und Pflanzenarten stehen auf der aktuellen Roten Liste der bedrohten Arten, die die Weltnaturschutzunion IUCN am Mittwoch in Bangkok veröffentlicht hat. Seit der letzten Bestandserhebung in 2003 hat sich die Liste um 3330 weitere Arten verlängert. Die Umweltschutzorganisation WWF bezeichnete die Rote Liste als Indikator für die Umwelt-Krisenregionen der Erde, der den Verlust der biologischen Vielfalt objektiv bemisst. So könne man anhand der bedrohten Arten genau ablesen, in welchen Gebieten die größten Umweltprobleme vorherrschten.

"Der Ansturm auf die Rote Liste macht deutlich, dass nicht nur immer mehr Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind, sondern dass wir nach und nach ganze Ökosysteme verlieren werden", befürchtet Stefan Ziegler, Artenschutzexperte des WWF. Mittlerweile stünden ganze Arten-Gruppen auf der Liste, deren Lebensbedingungen in Meeren, Wäldern sowie Feuchtgebieten und Flüssen sich stetig verschlechterten. "Der hohe Bedrohungsgrad verschiedener Fisch- und Amphibienarten zeigt uns, dass es um die Süßwasserressourcen der Erde schlecht bestellt ist."

Besonders erschreckend sei der Zustand der Schildkröten: Fast die Hälfte aller Arten ist bedroht. Die Liste weist aber auch Verbesserungen für einzelne Arten auf: Die Lebensbedingungen für den Europäischen Fischotter haben sich verbessert, sodass sie nicht mehr als "gefährdet", sondern nur noch als "annähernd bedroht" eingestuft werden. Auch für die Weihnachtsinsel-Fruchttaube geht es aufwärts: Sie wurde früher durch die äußerst aggressive Gelbe Spinnerameise, die aus Afrika auf die Weihnachtsinsel eingedrungen ist, bedroht. Da es gelungen ist, den gefährlichen kleinen Angreifer durch ökologisch unbedenkliche Köder zurückzudrängen, haben sich die Bestände der Taube erholt. Sie wird auf der Roten Liste nun nicht mehr auf der höchsten Gefährdungsstufe geführt, sondern gilt nur noch als "gefährdet".

Der WWF warnte angesichts des großen Zuwachses auf der Roten Liste unter anderem vor der zu starken Nutzung und dem unkontrollierten Handel wild lebender Tiere und Pflanzen. Die Übernutzung als Nahrungsmittel oder zu medizinischen Zwecken gehöre neben dem Verlust des Lebensraums, der Umweltverschmutzung, der Verdrängung durch fremde Arten, Krankheiten und Klimawandel zu den größten Gefahren für Tiere und Pflanzen in der Wildnis. Nach Ansicht des WWF besteht jedoch Grund zur Hoffnung: Erst vor wenigen Wochen einigte sich die Weltartenschutzkonferenz CITES in Bangkok auf umfassende Handelsbeschränkungen für viele bedrohte Arten wie Weiße Haie, Napoleonfische und das Tropenholz Ramin. "Statt die Arten auf eine Rote Liste zu setzen, sollten wir ihnen lieber einen Roten Teppich ausrollen, damit wir bestimmte Tiere und Pflanzen auch in Zukunft nachhaltig nutzen können", forderte Ziegler.