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Hirrlinger und Winkler weisen Herzog-Kritik an Rentnern zurück

"Geistiger Brandstifter"

Der Präsident des Sozialverbandes VdK, Walter Hirrlinger, hat die Warnung des früheren Bundespräsidenten Roman Herzog vor einer "Rentner-Demokratie" scharf zurückgewiesen. Er habe "überhaupt kein Verständnis", dass das frühere Staatsoberhaupt auf diese Weise "Emotionen hochputscht", sagte Hirrlinger der "Westdeutschen Zeitung". Der Präsident des Sozial- und Wohlfahrtsverbandes Volkssolidarität, Prof. Dr. Gunnar Winkler, kritisierte, diese "unsägliche Debatte" lenke von sozialer Ungleichheit ab.

Herzog hatte die außerplanmäßige Rentenerhöhung kritisiert und prognostiziert, dass am Ende die Älteren die Jüngeren "ausplündern". Hirrlinger sagte, er sei über diese Aussagen Herzogs schwer enttäuscht: "Wo wären wir heute, wenn die Älteren unseren Staat nicht aufgebaut hätten? Das wird gerne vergessen."

Die Aussetzung des Riester-Faktors sei angesichts der hohen Inflation nur "ein Tropfen auf dem heißen Stein", sagte der VdK-Präsident. Daher solle die Bundesregierung die aufgeschobene Rentendämpfung nach 2011 nicht nachholen.

Winkler: Ablenkung von der Frage nach den Ursachen des Gegensatzes von arm und reich Winkler warnte davor, immer wieder zu behaupten, die Älteren würden die Jüngeren ausplündern. "Wer so was in die Welt setzt, zündelt als geistiger Brandstifter gefährlich am sozialen Frieden in unserem Lande und gefährdet die Demokratie", so der Präsident der Volkssolidarität.

"Es muss endlich Schluss sein mit dieser unsäglichen Art des Ausspielens der Älteren gegen die Jüngeren", forderte Winkler . Offenbar müsse die These vom vermeintlichen "Generationenkrieg" immer dann herhalten, wenn in der Bevölkerung verstärkt die Frage nach sozialer Gerechtigkeit gestellt und nach den Ursachen des Gegensatzes von arm und reich gefragt werde. Der demographische Wandel werde gezielt als Schreckensszenario benutzt, um den fortgesetzten Sozialabbau und leere öffentliche Kassen zu rechtfertigen, kritisiert Winkler.

Winkler: Die heute angeblich ausgebeuteten Jüngeren sind die morgen die Neurentner, denen massive Altersarmut droht

"Diese Art des Umgangs ist verheerend für das Verhältnis der Generationen zueinander. Sie entspricht weder den Realitäten, noch leistet sie irgendeinen positiven Beitrag zur Zukunftsgestaltung in unserem Land", so Winkler. Der Beitrag der älteren Generationen zum Aufbau dieses Landes falle dagegen völlig unter den Tisch. "Wer zudem verschweigt, dass die heute angeblich ausgebeuteten Jüngeren die Neurentner sein werden, denen massive Altersarmut droht, handelt fahrlässig."

Statt den Bürgern Angst zu machen seien Anstrengungen für mehr soziale Gerechtigkeit notwendig, meint der Verbandspräsident. "Dazu gehört unter anderem, Ältere wieder stärker in das Berufsleben zu integrieren statt sie wie heute üblich auszugrenzen." Nicht die demographische Entwicklung belaste die Sozialkassen, sondern die anhaltende Massenarbeitslosigkeit, Niedriglöhne, prekäre Beschäftigung und sinkende Einkommen. Hinzu käme der als "Reform" bezeichnete "fortgesetzte Sozialbbau und die anhaltende Umverteilung von unten nach oben", so Winkler.

Winkler sieht angesichts der ständig steigenden Produktivität kein Problem darin, die Renten von morgen durch weniger Berufstätige aufzubringen. Er verweist auf eine Prognose der Bundesregierung, die eine Steigerung der Produktivität bis 2050 von jährlich 1,6 Prozent erwartet. "Das bewirkt trotz Alterung der Bevölkerung auch in Zukunft einen starken Anstieg des gesellschaftlichen Reichtums pro Kopf", so Winkler. "Eine gerechtere Verteilung des erwirtschafteten Volkseinkommens ist notwendig, um soziale Gerechtigkeit für alle Generationen zu sichern."