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Umweltinstitut München fordert Anbauverbot für genmanipulierte Pharma-Pflanzen

57.000 Einwendungen gegen Freilandexperiment

Das Umweltinstitut München hat am Donnerstag (26. Februar) dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin mehr als 57.000 Einwendungen gegen ein geplantes Experiment mit "Pharma-Kartoffeln" übergeben. Die Universität Rostock will die genmanipulierten Pflanzen in Üplingen (Sachsen-Anhalt) und Thulendorf (Mecklenburg-Vorpommern) im Freiland anbauen. Die Gen-Kartoffeln sollen einen Impfstoff und ein Impfstoffhilfsmittel gegen die Kaninchenseuche RHD beziehungsweise gegen die Cholera produzieren.

Eine dritte Linie der transgenen Kartoffeln bildet den plastikähnlichen Stoff Cyanophycin. Das Umweltinstitut München fordert das BVL als Genehmigungsbehörde sowie die zuständige Landwirtschaftsministerin Aigner (CSU) auf, den Antrag der Universität Rostock abzulehnen und den Anbau von Pharma-Pflanzen auf Dauer zu verbieten.

Nach Ansicht von Andreas Bauer, Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München, hätte die Genehmigung des Experiments unvorhersehbare Konsequenzen für die Umwelt. Eine Kontamination benachbarter Kartoffelfelder und damit das Eindringen von Pharmazeutika produzierenden Pflanzen in die Lebensmittelkette sei nicht ausgeschlossen, zumal die Universität Rostock nur 20 Meter Abstand zu angrenzenden Feldern einhalten wolle.

"Eine Produktion von Arzneimitteln darf es auf dem Acker nicht geben, denn die Kontrolle von Gen-Pflanzen ist im Freiland nicht möglich", meint Bauer. Der Versuch müsse zudem wegen "erwiesener Sinnlosigkeit" gestoppt werden. Dass der Kaninchen-Impfstoff völlig wirkungslos sei, gebe die Uni Rostock sogar in ihrem eigenen Antrag zu, so Bauer. Das zeige einmal mehr, dass solche Experimente in erster Linie gemacht werden, um "den ostdeutschen Gentech-Filz" mit Forschungsgeldern zu versorgen.

"Firmendickicht"

Das Umweltinstitut München kritisiert zudem ein "Firmendickicht" einer Professorin der Universität Rostock. Diese führe ihre "riskanten Experimente" mit Billigung und Unterstützung des Landes Mecklenburg-Vorpommern durch. "Während fast alle Bundesländer sich mittlerweile aus der Förderung der Agro-Gentechnik verabschiedet haben oder versuchen, den Anbau von Gentechnik-Pflanzen per Erlass einzuschränken, macht sich Mecklenburg-Vorpommern sehenden Auges und auf Kosten der Steuerzahler zur ökologischen Müllkippe der Republik", so Bauer.

Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München, fordert Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner auf, den Versuch zu untersagen. "Vordergründig scheint die CSU mit ihrer Forderung nach einem gentechnikfreien Bayern endlich zur Besinnung zu kommen. Wenn die Ministerin jedoch den Anbau der hochriskanten Pharma-Pflanzen genehmigt, wäre der Gesinnungswandel als Nebelkerze für den Europawahlkampf entlarvt", so Nestler. Die Menschen lehnten die Agro-Gentechnik ohne Wenn und Aber ab. Das hätten sie mit den mehr als 57.000 Einwendungen deutlich gezeigt.