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Reinhold Thiel

Reinhold Thiel ist niedergelassener Arzt und Vorstandsmitglied der Deutschen Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW).

Ohne Reinhold Thiel wüsste die deutsche Öffentlichkeit vermutlich nicht, dass bei Kindern das Risiko, an Krebs oder Leukämie zu erkranken, zunimmt, je näher sie an einem der deutschen Atomreaktoren wohnen. Das Deutsche Kinderkrebsregister in Mainz, das Bundesamt für Strahlenschutz, die Strahlenschutzkommission des Bundes und das Bundesumweltministerium - sie alle wollten jahrzehntelang von erhöhten Krebserkrankungen neben Atomkraftwerken nichts wissen, obwohl Ärztinnen und Ärzte vor Ort genau dies immer wieder festgestellt hatten.

Noch 1997 konnte oder wollte das Mainzer Kinderkrebsregister in seiner damaligen Studie (die so genannte "Michaelis-Studie") eine erhöhte Krebsrate um deutsche Atomkraftwerke nicht erkennen. Der Wissenschaftler Dr. Alfred Körblein vom Umweltinstitut München schaute sich die Daten aus Mainz nochmals gründlich an und überprüfte den methodischen Ansatz der etablierten Wissenschaftler. Der Physiker kam 1998 zum Ergebnis, dass man mit den Daten des Mainzer Kinderkrebsregisters nachweisen kann, dass die Krebsrate bei Kleinkindern im Nahbereich der deutschen Atomkraftwerke um 54 Prozent signifikant erhöht ist.

Auf Initiative von Reinhold Thiel, Sprecher der Ulmer Ärzteinitiative, einer Regionalgruppe der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW, veröffentlichte Körblein 2001 eine weitere Studie zu Krebserkrankungen bei Kindern um bayerische Atomkraftwerke. Ergebnis: Die Kinderkrebsrate ist demnach signifikant erhöht, am höchsten um das Atomkraftwerk Gundremmingen mit 38 Prozent. Thiel machte die brisanten Ergebnisse öffentlich und die IPPNW verlangte vom Bundesamt für Strahlenschutz weitere Untersuchungen zur Ursachenabklärung. Doch die Strahlenschutzbehörde erkannte damals Körbleins Berechnungen nicht an. Das Mainzer Kinderkrebsregister stellte die wissenschaftliche Kompetenz von Körblein in Frage.

Für den niedergelassenen Arzt und IPPNW-Mitglied Reinhold Thiel, der in der Nähe des Atomkraftwerks Gundremmingen bei Ulm praktiziert, war das eine Herausforderung. Er sorgte für massiven öffentlichen Druck und dafür, dass über 10.000 Protestbriefe aus der Bevölkerung bei Behörden und Ministerien eingingen. Im Juli 2001 schließlich erkannte das Bundesamt für Strahlenschutz Körbleins Berechnungen an und akzeptierte die Notwendigkeit weiterer Studien. Als Konsequenz daraus beauftragte die Behörde 2003 das Deutsche Kinderkrebsregister mit umfangreichen Fall-Kontrollstudien mit Arbeitstitel "Kinderkrebs um Kernkraftwerke" (KiKK). Körbleins methodische Vorschläge flossen in diese Studie ein.

Seit Dezember 2007 liegt das Ergebnis vor. Es ist brisant: Das Risiko für Kinder, an Leukämie zu erkranken, nimmt mit zunehmender Nähe zu einem Atomkraftwerk zu. Und: Die Fall-Kontroll-Studie beweist eine um 60% erhöhte Krebsrate und ein 120% erhöhtes Leukämie-Risiko für Kinder unter 5 Jahren, die im 5-km Umkreis von Atomkraftwerken wohnen. Die Arbeit ist mit einem Studienzeitraum von 24 Jahren von 1980 bis 2003 außergewöhnlich gut abgesichert.

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