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Debatte über Fachkräftemangel

"Nur Praktika"

Wirtschaft und Politik sind uneins über den besten Weg zur Lösung des behaupteten Fachkräftemangels in Deutschland. Während der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, am 25. August eine stärkere Nutzung einheimischer Arbeitnehmer und deren Qualifizierung forderte, sieht der Innenexperte der Unions-Bundestagsfraktion, Reinhard Grindel (CDU), die Wirtschaft in der Pflicht. Forderungen nach einer Änderung des Zuwanderungsrecht lehnte der CDU-Politiker ab.

Für ein neues Einwanderungsgesetz machte sich der Chef der Wirtschaftsweisen, Bert Rürup, stark. "Einwanderungspolitik muss als nationale Wirtschaftspolitik verstanden werden und die Zuwanderung nach den Erfordernissen des deutschen Arbeitsmarktes steuern, deshalb muss sie auf einer systematischen Grundlage stehen", sagte er. Um die Zuwanderung nach den Erfordernissen des deutschen Arbeitsmarkts zu steuern, würden sich Punktsysteme eignen, die in anderen Ländern mit Erfolg praktiziert würden.

Grindel verwies dagegen auf jene 155.000 Deutsche, die allein im vergangenen Jahr ausgewandert seien. Hier gehe es zumeist um Menschen mit guter Ausbildung, sagte er und betonte, daran erkenne man, dass der aktuelle Fachkräftemangel weniger am Ausländerrecht liegen könne. Wenn die deutsche Wirtschaft nur Praktika anbiete statt ordentliche Arbeitsverhältnisse, dürfe man sich nicht über die Abwanderung Hochqualifizierter in die Nachbarstaaten wundern.

Nach Darstellung des Handwerkspräsidenten hat auch die Politik in den vergangenen Jahren zum gegenwärtigen Fachkräftemangel beigetragen. Inzwischen räche sich, "dass viele qualifizierte Arbeitnehmer in den vergangenen Jahren in die Frühverrentung gezwungen wurden", sagte Kentzler. Die nun von der Wirtschaft kritisierte Frühverrentung war allerdings auch von der Wirtschaft immer wieder gefordert worden.