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Pro Wildlife fordert Importverbot für gefährliche Reptilien

Lebende Waffen im Wohnzimmer

Die Haltung gefährlicher Wildtiere hat in Deutschland Hochkonjunktur: Etwa 15.000 großwüchsige Warane, über 19.000 großwüchsige Riesenschlangen, über 5.500 Krokodile und zahllose Giftschlangen wurden zwischen 1990 und 1999 importiert - die meisten von ihnen sind für Privathalter bestimmt. Nach Angaben der Münchner Artenschutzorganisation Pro Wildlife stellt dies nicht nur eine Gefahr für den Menschen dar, sondern führt auch zu erheblichen Tierschutzproblemen: "Viele der giftigen und großwüchsigen Arten werden von ihren Haltern in punkto Hygiene und medizinische Versorgung sträflich vernachlässigt, da diese den Umgang mit dem Tier auf ein Minimum beschränken", kritisiert Biologin Daniela Freyer von Pro Wildlife, die ein generelles Import- und Haltungsverbot für gefährliche Wildtiere fordert.

Eine aktuelle Pro Wildlife-Analyse der Reptilien-Importe nach Deutschland ergab eine erschreckend hohe Nachfrage nach gefährlichen Arten - trotz der oftmals verheerenden Folgen für Mensch und Tier:

Circa 15.000 Exemplare großwüchsiger Waranarten wurden zwischen 1990 und 1999 nach Deutschland importiert. Hierzu gehören z.B. der Bindenwaran, der bis zu drei Meter lang wird, oder der Steppenwaran - mit seinen zwei Metern und 75 kg ebenfalls ein Schwergewicht. "Scharfe Klauen, ein muskulöser Schwanz und ein kräftiger Kiefer lassen das Handling mit solchen Tieren extrem schwierig werden", so Freyer.

Unter den mehr als 19.000 großwüchsigen Würgeschlangen, d.h. über 2.5 m Endgröße, ist der dunkle Tigerpython mit seinen bis zu 8 Metern und 80 kg der Top-Favorit, gefolgt von Boa constrictor (über 4 m) und Netzpython (bis über 10 m und mehr als 100 kg). "Verantwortungslose Privathalter schrecken auch vor Anakondas nicht zurück, die über neun Meter lang werden können", berichtet Freyer. "Viele der großwüchsigen Riesenschlangen werden getötet, sobald sie eine Größe erreichen, bei der die Halter nicht mehr mit ihnen fertig werden."

Die Zahl der Giftschlangen, von denen die meisten ungeschützt sind und Importe entsprechend nicht registriert werden, lässt sich nur grob schätzen. Der Meldepflicht für Gifttiere kommt nur ein Teil der Halter nach. "Jede vierte in Deutschland gehaltene Schlange, so schätzen wir, ist giftig. Damit beträgt die Gesamtzahl giftiger Schlangen in hiesigen Haushalten wohl fast 100.000 Tiere", so Biologin Freyer. Hierzu zählen vor allem Klapperschlangen, Vipern, Kobras und Mambas.

Kaiman, Bild: Pro Wildlife

Auch für Krokodile existiert in Deutschland eine kleine, aber stete Klientel: Immerhin 5.700 Krokodile wurden in o.g. Zeitraum nach Deutschland eingeführt. Am beliebtesten ist dabei der Krokodilkaiman, der bis 2,7 m lang werden kann. Als Jungtiere niedlich anzusehen, verfügen bereits halbwüchsige Krokodile über enorme Kraft und Aggressionspotential.

Gesetzliche Vorgaben zur Haltung gefährlicher Tiere sind in Deutschland uneinheitlich und unzureichend: Derzeit existieren nur in acht der 16 Bundesländer überhaupt Regelungen. Ist in Bayern z.B. die Haltung gefährlicher Tiere nur in Ausnahmefällen erlaubt, kann in Nordrhein-Westfalen jeder Unbedarfte Krokodile und Würgeschlangen halten.

Pro Wildlife-Expertin fordert daher, der Gesetzgeber müsse den Import und die Haltung solch gefährlicher Tiere für die Privathaltung bundesweit verbieten.