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Kinderlosigkeit bedroht langfristig den Wohlstand

Studie

Die Kinderlosigkeit vieler Frauen stellt einer Studie zufolge auf lange Sicht das Wohlstandsniveau in Deutschland infrage. Der Ökonomieprofessor und Regierungsberater Bert Rürup sprach am Donnerstag bei der Vorstellung der Expertise von einer "schleichenden Bevölkerungsimplosion". Frauen bekämen derzeit im Schnitt 1,3 Kinder. Das reiche nicht aus, um den Bestand der Bevölkerung zu halten. 1950 seien nur 15 Prozent der Frauen kinderlos geblieben. Bei 1965 geborenen Frauen sei jede Dritte ohne Kind, bei Akademikerinnen sogar fast 40 Prozent. Rürup forderte eine Reform des Erziehungsgeldes. Es solle sich am vorher von der Mutter erzielten Einkommen orientieren.

Die Folgen seien ein Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials, Probleme für die sozialen Sicherungssysteme, eine Alterung von Belegschaften und damit verbunden Produktivitätsprobleme, sagte Rürup. "Deutschland braucht mehr Kinder", betonten Rürup und Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) übereinstimmend.

Rurüp hält eine Erhöhung der direkten Zuwendungen für Familien nicht für erforderlich. Die Transferzahlungen an Erziehende seien "relativ generös" und im europäischen Vergleich nur in Luxemburg höher. Relevanter seien die indirekten Kosten etwa durch Einkommensverluste, wenn sich Mütter zeitweise aus dem Erwerbsleben zurückziehen. Rürup plädierte dafür, das Erziehungsgeld perspektivisch für einen kürzeren Zeitraum zu zahlen, dafür aber aufzustocken. Es sollte umso höher sein, je mehr die Frau zuvor verdient habe, sagte er der Tageszeitung "Die Welt". Gerade für gut qualifizierte Frauen seien die mit einem Kind verbundenen Kosten aufgrund des Verdienstausfalls und der dauerhaft verringerten Karrierechancen sehr hoch.

Schmidt betonte, das Plädoyer für eine Verkürzung der Arbeits-Unterbrechungszeiten für Mütter laufe ins Leere, wenn die Unterbringung von Kindern nicht geregelt sei. Deshalb stelle die Bundesregierung vier Milliarden Euro für den Ausbau der Ganztagsbetreuung bereit. Die meisten Mütter wollten auch arbeiten. Nur jede sechste Frau im Westen und jede zwanzigste im Osten wolle, dass ihr Mann allein für den Unterhalt der Familien aufkomme.