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BUND fordert Ökostandards für Bioenergie

"Kein Klima-Allheilmittel"

Umweltschützer fordern seit über 30 Jahren eine umweltfreundliche Verwertung so genannter Rest-Biomasse für die Gewinnung von Energie. Hierbei handelt es sich beispielsweise um landwirtschaftliche Abfälle wie Stroh und Gülle, um Restholz aus den Wäldern oder um Küchenabfälle. So genannte "Energieplantagen" auf landwirtschaftlichen Flächen wurden von den Umweltverbänden in Deutschland hingegen schon immer zurückhaltend bewertet - wegen der möglichen Monokulturen, dem möglichen Pestizideinsatz sowie wegen der Flächenkonkurrenz zur ökologischen Nahrungsmittel- und Stoffproduktion. Letztere war vor Jahren unter den Stichworten "Sanfte Chemie" und "Ausstieg aus der Chlorchemie" ein Thema, ohne allerdings in einer breiten Öffentlichkeit wirklich wahrgenommen zu werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat jetzt vor überhöhten Erwartungen an den Anbau von Energiepflanzen gewarnt. Ihr Potential werde oft überschätzt, meint der Verband und fordert Ökostandards für die Bioenergie.

Grundsätzlich sei Energie aus Biomasse "ein wichtiger Pfeiler der Energiewende", meint der Umweltverband, da sie im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energien problemlos speicherfähig sei. Damit sei sie eine optimale Ergänzung zur Wind- und Sonnenenergie, obwohl sie im Unterschied zu diesen nicht unendlich verfügbar sei.

Nach Auffassung des BUND-Energieexperten Werner Neumann sollte daher "ein effizienter Einsatz der Biomasse" oberstes Gebot sein. Den vermehrten Einsatz von "Biokraftstoffen" in "Sprit fressenden Pkw-Motoren" sieht er sehr kritisch.

Die "wertvolle Biomasse" dürfe man nicht "in ineffizienten Motoren und Kraftwerken" verheizen, meint er. Vorzuziehen sei ihr Einsatz in effizienten Kraft-Wärme-gekoppelten Anlagen zur gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme. Der Kraft-Wärme-Kopplungs-Bonus müsse daher bei der anstehenden Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) erhalten und weiter erhöht werden, fordert Neumann. Das führe zum Ausbau von Nahwärmenetzen, die dann eine noch breitere Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung ermöglichen würde.

"Intensivierung der Landwirtschaft" - "Raps und Mais in Monokulturen"

Eine massive Ausweitung des Biomasseanbaus würde nach Auffassung von Neumann zu einer "problematischen Intensivierung der Landwirtschaft" führen. So sei in Deutschland schon zwischen 2005 und 2006 der Anbau von Raps und Mais in Monokulturen um rund 25 Prozent pro Jahr gestiegen. Ähnliche Zuwächse würden 2007 erwartet.

Auch der Agrarexperte des Umweltverbandes, Hubert Weiger, meint, dass "nachwachsende Rohstoffe" zwar einen wichtigen Beitrag liefern könnten, um ohne fossile Energien und ohne Atomenergie auszukommen. Dabei müssten aber sowohl Anbau als auch Import von Energiepflanzen sowie deren Verwertungskette "klaren ökologischen Kriterien genügen", fordert Weiger. "Nur bei einer positiven Energie- und Ökobilanz ist der Einsatz nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energien akzeptabel. Wenn das nicht der Fall ist, steht zwar Bio drauf, aber dahinter verbergen sich Umweltzerstörung und Nahrungsmittelknappheit."

Ein "überzogener Anbau" von Energiepflanzen würde auch den Flächenverbrauch steigern, warnen die Umweltschützer und meinen: Umweltfreundlich lässt sich Biomasse nur im Ökoanbau erzeugen. Dazu müssten die Agrarsubventionen ihres Erachtens zugunsten jener Landwirte umverteilt werden, die umweltverträglich und regional produzierten. Über einen Bonus im Erneuerbare-Energien-Gesetz lasse sich der Ökoanbau von Energiepflanzen fördern.

BUND: Nutzung von Reststoffen anstelle von Energieimporten

Vor allem müssten die bisher ungenutzten Reststoffe aus Wald- und Naturschutzflächen, der Lebensmittelindustrie sowie Gülle und Bioabfall verstärkt genutzt werden. Auch dies lasse sich mit entsprechenden Anreizen im Erneuerbare-Energien-Gesetz erreichen. "Die Förderung der energetischen Nutzung ohnehin anfallender Reststoffe muss Priorität vor dem Anbau von Energiepflanzen haben", fordert Weiger.

Den Import von Biomasse lehnt der BUND ab, solange keine akzeptablen Kriterien hinsichtlich ihrer Anbaumethoden, der Produktion ohne Gentechnik, der Klimaschutzbilanz und des Arbeitsschutzes existieren. Deren Einhaltung sollte nach Auffassung des Verbandes durch entsprechende Zertifikate nachgewiesen werden.

"Biomasse-Nutzung mit möglichst wenig Feinstaub"

Nach Auffassung des BUND muss auch bei der Rest-Biomasse-Nutzung konsequent auf eine umweltfreundliche Anlagentechnik geachtet werden. Die mit der energetischen Nutzung von Biomasse verbundene Freisetzung von Schadstoffen wie Feinstaub sei so weit wie möglich zu reduzieren.

Eine Förderung von Biomasseanlagen müsse "die besten Standards" zur Voraussetzung haben, alle Gesetze und Verordnungen seien dem anzupassen, fordert der Verband.