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Landtagswahl NRW mobilisiert 120.000 Atomkraftgegner

120 Kilometer lange Menschenkette

Es war unter anderem die Aussicht, bei der bevorstehenden Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen (NRW 2010) die schwarz-gelbe Bundesratsmehrheit zu kippen, die am Samstag (24. April) allein in Norddeutschland mehr als 120.000 Atomkraftgegner auf die Straße brachte. Denn: Verlieren Union und FDP bei der Landtagswahl in NRW am 9. Mai ihre Mehrheit, dann können sie ihr Vorhaben, die Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke zu verlängern, vermutlich zu den Akten legen. Die mehr als 120.000 Atomkraftgegner demonstrierten mit einer rund 120 Kilometer langen Aktions- und Menschenkette vom Atomkraftwerk Krümmel in Schleswig-Holstein quer durch Hamburg bis zum Kernkraftwerk Brunsbüttel gegen den Weiterbetrieb dieser Anlagen.

Dass es tatsächlich gelang, über 120 Kilometer entlang der Elbe und quer durch Hamburg eine "menschliche Kette gegen Atomkraft" zu bilden zeigt nach Auffassung der Organisatoren, dass die Mehrheit der Bevölkerung aus der gefährlichen Atomenergie aussteigen will. "Die Pannenmeiler Krümmel und Brunsbüttel müssen endgültig stillgelegt werden." Ebenso sei auch der Betrieb der anderen Atomkraftwerke nicht länger zu verantworten.

Unverblümt und optimistisch drohen sie der verunsicherten Regierung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU): "Der heutige Tag wird eine bundesweite Kettenreaktion des Protests und Widerstands auslösen, sollte die Bundesregierung in der Atompolitik nicht einlenken", so die Umweltverbände, Bürgerinitiativen, Erneuerbare-Energien-Verbände, kirchlichen Organisationen, Jugendverbände, Gewerkschaften und Parteien.

Parallel zu den Protesten an der Elbe wurde auch vor dem Atommüll-Lager im nordrhein-westfälischen Ahaus demonstriert und das hessische Atomkraftwerk Biblis von Atomkraftgegnern "umzingelt".

"Die Bundesregierung muss ihren Pro-Atom-Kurs korrigieren"

"Das Engagement der vielen Hundert ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und der Zuspruch von engagierten Menschen aus allen Teilen der Bundesrepublik und quer durch alle gesellschaftlichen Milieus waren enorm", sagte der BUND-Atomexperte Thorben Becker am Samstag. "Am heutigen Tag der Erneuerbaren Energien und zwei Tage bevor sich die Atom-Katastrophe von Tschernobyl jährt, haben über 120.000 Menschen der Bundesregierung signalisiert: Sie muss ihren Pro-Atom-Kurs korrigieren. Es ist höchste Zeit für die Stilllegung der Atomkraftwerke."

"Vielleicht profitabel" - aber nicht sinnvoll

"Wenn die Atommanager alte Reaktoren länger am Netz lassen wollen, um damit pro Jahr und Meiler 300 Millionen Euro zusätzlich zu verdienen, so ist das aus deren Sicht vielleicht profitabel", so die Organisatoren der Demonstrationen. "Aber der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke blockiert Investitionen in erneuerbare Energien und damit den Umwelt- und Klimaschutz." Für die Bevölkerung bedeute dies immer neue Gefahren durch den Betrieb der Altmeiler, noch mehr Atommüll, noch mehr Atomtransporte und weitere Risiken wie im Fall des abgesoffenen Atommülllagers Asse. "Allein die ungelöste Atommüllentsorgung muss Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Kanzlerin Angela Merkel dazu bewegen, den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke abzulehnen."

"Wir lassen jetzt nicht mehr locker"

"Wir lassen jetzt nicht mehr locker", sagte Jochen Stay von der Anti-Atom-Initiative "ausgestrahlt" in Hamburg. "Wenn die Bundesregierung an ihrem Atom-Kurs festhält, wird die neue Protest-Bewegung weiter zulegen. Wir mischen uns damit aktiv in die Debatte um ein neues Energiekonzept ein und werden den Druck gegen die rückwärtsgewandte Energiepolitik erhöhen. Für die nächsten Monate erwarten wir viele weitere Aktionen im ganzen Bundesgebiet. Eine weitere bundesweite Großaktion am 2. Oktober ist bereits in Planung. Und auch beim Castor-Transport nach Gorleben im November rechnen wir mit weiter wachsenden Protesten", so Stay.