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Netzwerk in Magdeburg gegen Atommüllendlager gegründet

Widerstand gegen Morsleben

Am vergangenen Wochenende gründete sich in Magdeburg ein "Morsleben-Netzwerk", das das Stillegungsverfahren des Atommüll-Endlagers Morsleben kritisch begleiten will. Es fordert eine optimale Stillegungskonzeption ohne faule Kompromisse. Dazu will es kritische Gutachter beauftragen und die Öffentlichkeit informieren. Vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), dem Betreiber des Endlagers, fordert das Netzwerk mehr Informationen über die forcierte Stillegungsvariante und einen Zwischenstandsbericht noch vor der Planauslegung.

Zu dieser Veranstaltung waren Vertreter des BfS, kritische Wissenschaftler und Aktivisten aus anderen Standort-Initiativen eingeladen worden. Sie informierten über den aktuellen Stand im Stillegungsverfahren und die vom BfS geplante Beteiligung der Öffentlichkeit. Ein weiteres Thema waren die Sicherheitsprobleme in Morsleben, die selbst das BfS letztlich dazu bewogen haben, die weitere Atommüll-Einlagerung im Endlager einzustellen. So gibt es Wasserzuflüsse aus dem Deckgebirge, die Schachtanlage ist instabil und noch immer sind nicht alle Schächte und Gruben bekannt.

Neben Fachleuten waren auch Bürgermeister aus der Region eingeladen. Der Morslebener Bürgermeister Kniep hatte eine Teilnahme von vornherein ausgeschlossen, "da er den Gegnern keine Plattform geben" wolle. Der Informationsfluss vom Betreiber des Endlagers genüge ihm und die Menschen vor Ort seien schon sensibilisiert genug. Mit ähnlicher Begründung - nämlich, dass er mit der Situation zufrieden sei und keinen Grund für eine Teilnahme sehe - widerrief der Beendorfer Bürgermeister Friedrichs zwei Tage vor der Veranstaltung seine Zusage.

"Es mutet befremdlich an, dass die gewählten Repräsentanten der Region keine Bereitschaft zeigen, sich mit der Atomanlage auseinanderzusetzen, die sie selbst betrifft", sagt ein Aktivist aus Magdeburg. "Mit Demokratie hat das nichts zu tun, wenn die vor Ort Verantwortlichen einzig ihre Meinung zu akzeptieren scheinen." Einzig der Helmstedter Bürgermeister Eisermann folgte der Einladung zur Veranstaltung, informierte über das Engagement seiner Stadt und bekundete, dass Helmstedt kritisch den Stillegungsprozess beobachten würde.

Das Bundesamt hat mittlerweile sechs verschiedene Stillegungskonzeptionen untersuchen lassen und sich darunter für eine entschieden, die die Verfüllung der gesamten Anlage umfasst. Demnach sollte bis 2024 das ehemalige Salzbergwerk mit Salzbeton aufgefüllt werden. Eine Rückholung des Mülls schließt das BfS prinzipiell aus, da es ja eine Dauerbetriebsgenehmigung noch aus DDR-Zeiten gäbe.

Die Atomkraftgegner verlangen, dass alle Stillegungsvarianten intensiv untersucht werden und dann öffentlich zur Diskussion gestellt werden. Wenn die Langzeitsicherheit für Morsleben nicht nachgewiesen werden kann, dürfe der Müll nicht in der Schachtanlage bleiben. Es sei klar, dass das neue Probleme bedeutet. Das mache deutlich, dass die Entsorgung des Atommülls immer noch ungeklärt ist und deshalb kein weiterer solcher Müll produziert werden dürfe. Der Sofort-Ausstieg aus der Atomenergienutzung sei also schon aus Sicherheitsgründen unvermeidlich.