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Bistum Würzburg suspendiert wegen Missbrauchs verurteilten Pfarrer

"Rufmordkampagne"

Das Bistum Würzburg hat mit sofortiger Wirkung den wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Pfarrer Wolfdieter W. vom priesterlichen Dienst suspendiert. Wie Generalvikar Karl Hillenbrand am Dienstag (24. März) bekanntgab, wurden dem 69-Jährigen "jedwede priesterliche Handlungen" untersagt. Zudem wurden seine Ruhestandsbezüge um 20 Prozent gekürzt. Der Geistliche selbst sieht sich als Opfer einer Rufmordkampagne.

Hillenbrand begründete den Schritt mit der Uneinsichtigkeit des Pfarrers, der im Juli 2000 wegen sexuellen Missbrauchs in sieben Fällen an drei Minderjährigen verurteilt worden war. Dass er die Familien der Opfer kürzlich durch Detektive aufsuchen lassen habe, um sie zur Rücknahme der Vorwürfe zu bringen, habe die Kirchenleitung zum Handeln gezwungen. "Dadurch ist ein neuer, schwerwiegender und schuldhafter Tatbestand geschaffen worden, der die jetzt getroffene Maßnahme erforderlich gemacht hat", sagte Hillenbrand.

Im April 2002 hatte die Diözese den Geistlichen zunächst in den zwangsweisen Ruhestand versetzt. Schon 1986 war dieser in Obernburg wegen sexuellen Missbrauchs in einem minderschweren Fall zu einer Geldstrafe von rund 10.000 Mark verurteilt worden.

"Ich bin unschuldig"

"Ich bin unschuldig", schrieb der 69-Jährige in einem Brief an den Generalvikar. Er wolle endlich seine Rehabilitierung in die Wege leiten und wieder eine "entsprechende Aufgabe" in der Diözese bekommen. Medienberichten zufolge will er dazu eine Wiederaufnahme des Verfahrens erreichen.

Hillenbrand sagte, der suspendierte Geistliche habe im Gespräch mit den Kirchenoberen der Diözese eingeräumt, dass zwei Familien auf seine Veranlassung hin von zwei Privatdetektiven aufgesucht worden seien. Bei der dritten Familie sei er sich nicht sicher gewesen, ob dies schon geschehen sei. Hillenbrand betonte, er sehe es als seine Pflicht an, diese Familie "hier und jetzt" vor der möglichen Aktion öffentlich zu warnen.

Vorwürfe des Vaters eines früheren Opfers, er habe es unterlassen, die Familien vor dem Auftauchen der Privatdetektive zu warnen, wies Hillenbrand zurück. Der Pfarrer habe im Februar in einem Brief lediglich seine bekannten Standpunkte einschließlich der von ihm entwickelten "Verschwörungstheorie" wiederholt. Dass er sich aber dazu versteigen würde, "in dieser unerträglichen Weise seine Opfer und ihre Familien nach all den Jahren wieder zu belästigen", sei nicht vorhersehbar gewesen. "Eine vorherige Warnung war deshalb unmöglich, so sehr ich das Leid bedaure, das den betroffenen Familien erneut zugefügt wurde", sagte der Generalvikar. Auch im Namen des Bischofs hoffe er, dass sich die "neuerlich entstandenen Verletzungen überwinden lassen".