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Deutscher Papiergroßhandel ist mitverantwortlich für Umweltzerstörung

Waldschutz

Dem deutschen Papiergroß- handel fehlt es an Umwelt- bewusstsein und Transparenz. Das ergab eine Markt-Studie, die ROBIN WOOD am Donnerstag veröffentlicht hat. Demnach trifft der Papiergroßhandel bislang nur unzureichende Vorkehrungen, Papier aus Raubbau aus seinem Sortiment auszuschließen. Ökologische und soziale Kriterien spielen in der Praxis kaum eine Rolle. Recyclingpapier und FSC-zertifiziertes Frischfaserpapier wird nur in geringen Mengen angeboten. ROBIN WOOD fordert, dass der Recyclingpapier-Anteil drastisch erhöht wird und der übrige Bedarf mit Papier aus nachweislich ökologisch und sozial verantwortlicher Forstwirtschaft gedeckt wird.

ROBIN WOOD befragte im April die fünf größten Akteure der Papierbranche in Deutschland: IGEPA, Schneider & Söhne, Papier Union, Deutsche Papier und Antalis. Sie erzielen mit rund 2,7 Millionen Tonnen Papierprodukten pro Jahr einen Umsatz von über 2,7 Milliarden Euro. ROBIN WOOD wollte u.a. wissen, welche ökologischen und sozialen Kriterien die Händler beim Einkauf berücksichtigen und wie hoch der Anteil an Produkten aus Altpapier sowie FSC-zertifizierter Ware ist.

Besonders enttäuschend: Der Anteil der Produkte aus Altpapier liegt bei den vier Großen der Branche nur zwischen drei und zehn Prozent. Der Kleinste, Antalis, erreicht 16 Prozent. Dabei kann jede Papierfaser viermal wieder verwendet werden, so dass der Papierbedarf überwiegend mit Altpapier gedeckt werden könnte. Außerdem mangele es der Branche an Transparenz. Keine der Firmen konnte oder wollte eine Liste der Länder vorlegen, aus denen das Holz bzw. der Zellstoff für die angebotenen Frischfaser-Produkte stammt. Keines der Unternehmen hat sich verpflichtet, Informationen über die Herkunft der Produkte auf der Verpackung anzugeben.

Die befragten Großhändler bieten zwar - mit Ausnahme von Deutsche Papier - Produkte mit dem Zertifikat des Forest Stewardship Council (FSC) an, das für ökologisch und sozial akzeptable Forstwirtschaft steht. Allerdings handelt es sich nur um einen winzigen Bruchteil der Ware. Nur Papier Union und IGEPA konnten Mengenangaben machen; sie bezifferten den Anteil FSC-zertifizierter Produkte auf unter ein Prozent. Für den Großteil der Produktpalette fehlt ein glaubwürdiger Herkunftsnachweis.

Eigene ökologische und soziale Kriterien für den Bezug ihrer Produkte konnten nur Antalis und Papier Union vorweisen. Papier Union wird nach Recherchen von ROBIN WOOD den eigenen Ansprüchen jedoch nicht gerecht. So kauft das Unternehmen - trotz Protesten aus aller Welt - seit Jahren Papier bei dem Konzern APRIL, der für Regenwaldzerstörung und Repressalien gegenüber den Einheimischen in Sumatra berüchtigt ist. Antalis hat zwar eine "Einkaufsrichtlinie Umweltpolitik" formuliert, es fehlt jedoch an konkreten, nachprüfbaren Kriterien. Immerhin schließen Antalis und Deutsche Papier einzelne Konfliktländer wie Indonesien als Rohstoff-Lieferanten aus.

Die Forderungen nach Umwelt- und Sozialstandards für Papier sind der Branche bekannt. ROBIN WOOD hat zusammen mit anderen namhaften Umwelt- und Verbraucherorganisationen am 10. Juni dieses Jahres einen entsprechenden Aufruf an den Bundesverband des Deutschen Papiergroßhandels gerichtet. Eine Reaktion steht noch immer aus. "Die Defizite bei der Selbstkontrolle der Branche zeigen, dass das geplante Urwaldschutzgesetz dringend gebraucht wird", schlussfolgert Jens Wieting von ROBIN WOOD.