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Moderne Arbeitswelt führt zu Massenproblem Mobbing

Dennoch kein Anti-Mobbing-Gesetz

Mobbing ist in Deutschland ein Massenproblem: Über 800 000 Arbeitnehmer leiden derzeit darunter, wie die erste repräsentative Studie zum Thema Mobbing ergab, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Hochgerechnet auf die Lebensarbeitszeit werde jeder Neunte einmal in seinem Berufsleben Mobbing-Opfer, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, Ulrike Mascher (SPD). Nach Ansicht von Experten begünstigen die härteren Arbeitsbedingungen das Phänomen des Mobbings.

Besonders gefährdet sind laut Studie Beschäftigte in sozialen Berufen, wie Sozialarbeiter oder Erzieher, gefolgt vom Verkaufspersonal. In etwas mehr als 50 Prozent der Fälle mobben ausschließlich Vorgesetzte oder sind daran beteiligt. Frauen haben im Vergleich zu Männern ein fünfundsiebzig Prozent höheres Mobbing-Risiko. Die am stärksten betroffen Altersgruppe sind die unter 25-jährigen, gefolgt von den über 55-jährigen Mitarbeitern. Die Mobbing-Studie wurde von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin erstellt.

Mit einer Mobbing-Quote von derzeit 2,7 Prozent liegt Deutschland im Mittelfeld der europäischen Staaten. Die Quote zeigt das Verhältnis der gemobbten Mitarbeiter zur Gesamtzahl der Erwerbstätigen. Mascher unterstrich, dass "Mobbing kein betrieblicher Einzelfall, sondern ein volkswirtschaftliches Problem" darstelle. Dennoch sieht die SPD-Politikerin keinen Bedarf für ein Anti-Mobbing-Gesetz, wie es beispielsweise in Schweden und Frankreich verabschiedet worden ist. Die rechtlichen Grundlagen in Deutschland seien ausreichend.

Die Gründe für die hohe Zahl von Mobbing-Opfern sehen Experten in der dynamischen Arbeitswelt, die Arbeitnehmer vor konfliktreichere Herausforderungen stellt. Zum Beispiel sei für ältere Arbeitnehmer die Umstellung auf eine neue EDV oft ein großes Problem, sagte Diplom-Psychologe Josef Schwickerath. Jüngere Arbeitnehmer hätten dagegen oft Angst vor Arbeitslosigkeit und hohen Leistungserwartungen. Ein Grund für das größere öffentliche Bewusstsein des Themas Mobbing sei auch, dass Berufstätige sich heute früher trauen, Probleme am Arbeitsplatz zu thematisieren und Krankheiten darauf zurückzuführen, sagte Schwickerath.