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Rassismus-Opfer Noël Martin kündigte Freitod an

"Nigger"-Parolen

Vor zehn Jahren ist der farbige Bauarbeiter Noël Martin im brandenburgischen Mahlow von rassistischen Schlägern schwer verletzt worden. Seitdem ist der Brite vom Hals abwärts gelähmt, kann sich fast nicht mehr bewegen und braucht für jeden alltäglichen Schritt eine fremde helfende Hand. Am Freitag kündigte er seinen Freitod an.

Allein Aufstehen, Waschen und Anziehen dauern bei dem 47-Jährigen täglich mehrere Stunden. Fremde Menschen betreuen den Kranken 24 Stunden am Tag in seinem Haus in Birmingham, seit im Jahr 2000 seine engste Vertraute, seine Lebensgefährtin Jacqueline, an Krebs starb. In den Jahren nach dem brutalen Übergriff durch zwei Neonazis hat der farbige Brite, der sich mit dem "Noël- und Jaqueline-Martin-Fonds" gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit engagiert, seinen Lebensmut verloren.

In Mahlow mit seinen etwa 10.000 Einwohnern werden manche nicht gern an die Ereignisse von 1996 erinnert, die dem Ort weltweit grausige Bekanntheit verschafften. Andere kämpfen gegen das Vergessen - so soll es am Sonntag ein mahnendes Fest der Kulturen geben.

Die beiden Täter, die den offenbar einst lebensfrohen und sportlichen Mann am 16. Juni 1996 lebensgefährlich verletzten, befinden sich nach der Verbüßung ihrer Haftstrafen wieder auf freiem Fuß. Aus Hass auf Fremde warfen sie damals einen kiloschweren Feldstein auf das Auto Martins, in dem noch zwei seiner Kollegen saßen. Noël Martin wurde bei dem daraus resultierenden Unfall am schwersten verletzt. Die Neonazis haben sich nie bei dem Mann entschuldigt. Ganz im Gegenteil: Einer von ihnen hatte noch in der Untersuchungshaft die Wände seiner Zelle mit "Nigger"-Parolen beschmiert.

Für Freitagabend war in Mahlow eine Kundgebung geplant, mit der Einwohner und andere Brandenburger ihre Solidarität mit Noël Martin und anderen Opfern rechtsextremer Gewalt bekunden wollten. Martin selbst muss der Veranstaltung fern bleiben - Reisen fällt ihm zu schwer. Nur ein Grußwort schickt er aus Großbritannien. Darin will er dazu auffordern, nicht nachzulassen im Kampf gegen jene, denen alles Fremde als Bedrohung ihrer Welt erscheint.