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Zweifel an der friedlichen Koexistenz von genmanipulierten und anderen Pflanzen

Bayerischer Erprobungsanbau

Nach Darstellung des Umweltinstituts München "kontaminiert" genmanipulierter Mais gentechnikfreie Pflanzen "weitaus stärker und über wesentlich größere Distanzen als bislang propagiert". Das gehe aus dem letztjährigen so genannten Erprobungsanbau mit genmanipuliertem Bt-Mais in Bayern hervor. Demnach käme es bei einer Entfernung von 20 Metern zu einer Kontamination von gentechnikfreien Pflanzen durch genmanipulierte von bis zu neun Prozent. Die "Kennzeichnungsschwelle" für Kontaminationen von 0,9 Prozent werde teilweise sogar erst bei 75 Metern Entfernung unterschritten. Der bayerische Landwirtschaftminister Miller habe diese Ergebnisse am gestrigen Mittwoch in Freising bekannt gegeben. Während die CSU jetzt nach Auffassung der Wissenschaftler "langsam zurückrudert", fordern sie "das endgültige Aus für transgene Pflanzen".

Der Bericht über den Erprobungsanbau sollte offenbar bereits im Frühjahr veröffentlicht werden, war aber nach Darstellung des Umweltinstituts "auf Grund der brisanten Ergebnisse monatelang zurückgehalten worden". Die bayerische Staatsregierung müsse nun einräumen, dass Kontamination über Pollenflug in einem viel weiteren Radius stattfände, "als Gentechnik-Befürworter in Industrie und Politik bislang zugeben wollten".

Ursprünglich sei von den an den Untersuchungen beteiligten Wissenschaftlern nach ersten Ergebnissen im Anbaujahr 2004 behauptet worden, dass die Kennzeichnungsschwelle von 0,9 Prozent Verunreinigung bereits ab einem Abstand von 20 Metern unterschritten werde. "Diese Ergebnisse sind durch die neuen Zahlen widerlegt", so das Umweltinstitut München. "Die bisher propagierten Mindestabstände zur Einhaltung des Schwellenwertes reichen bei weitem nicht aus", meinen die Wissenschaftler des umweltorientierten Instituts.

Selbst Minister Miller setze sich nun für einen Mindestabstand von 150 Metern zu gentechnikfreien Kulturen ein. Die derzeitigen Gentechnik-Pflanzen böten laut Miller auch keine ökonomischen oder pflanzenbaulichen Vorteile für die bayerischen Bauern. Zusammenfassend rate die Staatsregierung derzeit allen Landwirten vom Anbau von Gen-Mais ab.

"Zu der Erkenntnis, dass Pollen weiter fliegen als gedacht, hätte man auch kommen können, ohne die Umwelt mit transgenem Material zu verschmutzen", kritisiert Andreas Bauer vom Umweltinstitut München. "Aber wenigstens gibt es jetzt einen Beweis dafür, dass die angestrebte Koexistenz insbesondere für unsere bäuerliche Landwirtschaft nicht möglich ist." Es gehe nicht darum, ob der Sicherheitsabstand 20, 200 oder 2000 Meter betrage, so Bauer. "Die CSU muss ihren Eiertanz jetzt beenden und für alle Zeiten aus der Genmanipulation aussteigen."

Ergebnisse des "Erprobungsanbaus" hätten außerdem auch gezeigt, "dass Honig und Pollen in weit höherem Maß Maispollen enthalten als bisher vermutet". In 35 von 36 Proben hätten Maispollen nachgewiesen werden können. Zwei Pollenproben hätten sogar die Kennzeichnungsschwelle überschritten und seien zu 5 Prozent mit genverändertem Material belastet gewesen.

Welche Auswirkungen Bt-Mais auf Bienen habe, sei - entgegen der Aussagen des Ministers - "weitgehend unklar", so Bauer. Bisherige Untersuchungen wiesen auf gesundheitliche Risiken für Bienenvölker hin. Er verweist auf eine Einschätzung des Berufsimkers Walter Haefeker vom Vorstand des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes: "Die wenigen Studien über die Gefährlichkeit von Gen-Pflanzen für Bienen zeigen, dass die Tiere geschädigt werden und die Zukunft der Imkerei somit bedroht ist. Die Aussagen der bayerischen Staatsregierung, eine Schädigung von Bienen sei wissenschaftlich widerlegt, sind eine Farce." Sein Vorwurf ist weitreichend: "Politik und Industrie haben die Ergebnisse einfach uminterpretiert."

Der so genannte "Erprobungsanbau" war im vergangenen Jahr auf den bayerischen Staatsgütern Baumannshof, Neuhof, Grub und Schwarzenau durchgeführt worden. Bt-Mais enthält ein Giftgen aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis. Dieses Gift soll die Maispflanze vor dem Maiszünsler schützen, einem Schadinsekt, das in industriellen Maismonokulturen auftritt.