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Wie ich 10 Tage meines Lebens bei Zigeunern lebte

Damals in Prag

WüsteAls ich etwa drei Jahre alt war, fuhr meine Mutter mit mir nach Prag, um ihren Cousin, der damals dort lebte, zu besuchen. Nachdem wir uns bereits einige Tage bei ihm aufhielten, fuhren wir auch endlich zum Stadtkern, mit seinen Sehenswürdigkeiten. Meine Mutter, aus der Ostdeutschen Provinz und damit einhergehend eher arglos, klapperte wie jeder Prag Tourist die zahlreichen Geschäfte rund um den Wenzelsplatz ab, was für mich, als dreijähriges Kind, doch eher unspannend war. Trotzdem ich ordentlich gekleidet war, ich trug ein Rosa Seidenkleid und hatte weiße Schleifchen im Haar, die meine Lockenmähne bändigten, war ich doch ein ganz normales kleines Mädchen, dessen Hauptinteresse nicht unbedingt darin bestand, seine Mutter in Touristenshops zu begleiten. VON Dinah Persch

In ihrem Vertrauen, dass nichts geschehen könne, ließ sie mich fortan vor den Läden spielen, die sie zwecks ausgiebigem Shopping aufsuchte, auch wenn sie damit rechnen musste, dass mein rosa Seidenkleid einen Schmutzfleck abbekommen würde. Genau zu dieser Zeit war eine Zigeunerin mit ihren 12 Kindern, dort entlang spazierend, auf dem Weg in ihr Zigeunerlager vor den Toren Prags. Nicht ahnend, dass das süße braunhäutige kleine Mädchen, mit dem rosa Seidenkleid und den weißen Schleifchen im Haar nicht unbedingt zu ihrer Kinderschar gehören musste, nahm sie mich kurzerhand mit. Vorsichtshalber, ich hätte ja auch die Tochter ihrer Schwester sein können.

Als meine Mutter das Geschäft verließ, dachte sie sich noch nicht großartig was bei meinem Verschwinden. Erst suchte sie mich gemeinsam mit ihrem Cousin, nach der letztlich nach 12 Stunden Suche gemachten Vermisstenanzeige, mit der gesamten Prager Polizei. Leider blieb ich unauffindbar. Darüber, wie es ihr den lang geplanten Urlaub ging, kann man nur spekulieren. Mir aber ging es blendend. Ich machte all die Dinge, die ein artiges Stadtkind sonst nie tun darf. Ich spielte, wurde am Abend nicht gebadet und suhlte mich im Schlamm. Einen Tag vor der Abreise meiner verzweifelten Mutter, zählte die Patronin des Zigeunerlagers die Kinder durch und es war eins zu viel. Auch nach mehrmaligem durchzählen blieb eins übrig. Ich. Sie machte daraufhin das einzig vernünftige, ging zur Prager Polizei und zeigte an, ein Kind zuviel zu haben. Dort war sofort klar, wer ich sei und sie konnten mich meiner daraufhin überglücklichen Mutter zurückgeben. Bei Zigeunern geht halt nichts verloren.