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Studie: Welthunger läßt sich ohne Gen-Technik bekämpfen

"Geiseln der Gentech-Industrie"

Hunger und Armut in Entwicklungsländern lassen sich durch nachhaltige Landwirtschaft effektiv bekämpfen. Dies ist das Ergebnis einer Studie der britischen Universität Essex im Auftrag von Greenpeace und "Brot für die Welt". Beide Organisationen präsentierten diese Studie am Montag anläßlich der Welternährungs-Konferenz des International Food Policy Research Institute (IFPRI) vom 4.-6. September in Bonn. Anhand von "208 Rezepten gegen den Hunger" belegt die Studie, dass landwirtschaftliche Erträge gesteigert werden können, ohne Mensch und Umwelt durch den Einsatz von Chemie oder Gentechnik zu gefährden.

"Wer Hunger und Armut mit Gentechnik besiegen will, macht sich Illusionen", sagte Dr. Lorenz Petersen, Welternährungs-Experte von Greenpeace. "Die Regierungen müssen Projekte der nachhaltigen Landwirtschaft ausbauen und stärker fördern, statt den Interessen der Agrar-Konzerne in die Hände zu spielen."

In Bangladesch zeige Farida Akhter, die Geschäftsführerin von "Ubinig", einer Organisation für die Erforschung von Entwicklungsalternativen, wie es anders geht. 65.000 Bauernfamilien bestellen ihre Felder ohne jeglichen Einsatz von Chemie. Während die Felder früher von Monokulturen geprägt waren, werden jetzt viele Früchte im Wechsel angebaut: Zwiebeln, Knoblauch, Rettich, Linsen, Kartoffeln, Kürbisse, Zuckerrohr und Süsskartoffeln. Statt Kunstdünger sorgen organische Stoffe wie stickstoffhaltige Hülsenfruechte oder Wasserhyazinthen für einen nährstoffreichen und gesunden Boden. Die Bauern erwirtschaften sogar Überschüsse zum Verkauf, heißt es in der Studie.

"Die Agrar- und Gentech-Konzerne zerstören die genetische Vielfalt unseres Saatguts", kritisiert Farida Akhter. "Wir werden uns weiterhin dagegen zur Wehr setzen." Im "Nayakrishi Saatgut-Netzwerk" wird das traditionelle Wissen über tausend Reissorten gesammelt und in wissenschaftlichen Versuchsreihen weiter entwickelt.

"Öko-Landbau ist kein Luxus, sondern die einzige Überlebenschance", meint auch Dr. Tewolde Egziabher, Leiter der Umweltbehörde in Äthiopien. Den Versprechungen der Gen-Industrie, mit neuen Pflanzen den Hunger besiegen zu wollen, glaubt der Alternative Nobelpreisträger nicht: "Gentechnik produziert keine Lösungen, sondern Risiken. Wer arme Bauern Gebühren für Saatgut bezahlen lässt, löst das Problem nicht. Wir werden zu Geiseln der Gentech-Industrie."

Die Erforschung des Ackers als ökologisches System, das ohne Chemie und Gentechnik produktiv ist, liegt nicht im Interesse der Industrie, so Greenpeace und "Brot für die Welt". Beide Organisationen fordern daher die öffentliche Forschung auf diesem Gebiet dringend auszubauen.

Die Bauern hätten ein enormes traditionelles Wissen über naturnahe Landwirtschaft. Es gelte, dieses Wissen zu nutzen und zusammen mit unabhängigen Wissenschaftlern weiter zu entwickeln. "Die Agrar-Industrie beherrscht die Debatte um Hunger und Armut. Es ist höchste Zeit, über andere Ansätze zur Lösung des Problems zu diskutieren", so Lorenz Petersen.