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Gorbatschow weiht West-Östliches Tor im Eichsfeld ein

BUND stellt wertvolle Biotope im "Grünen Band" vor

Anlässlich der Einweihung des "WestÖstlichen Tors" im Eichsfeld zwischen Thüringen und Niedersachsen durch Michail Gorbatschow hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine Bestandsaufnahme der schützenswerten Lebensräume entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze vorgestellt. Die Ergebnisse machten deutlich, was für ein seltenes Naturerbe die DDR mit dem Grenzstreifen ungewollt hinterlassen hat. Für den Erhalt dieses längsten Biotopverbundsystems Deutschlands setzt sich der BUND bereits seit dem Fall der Mauer im Rahmen des Naturschutzprojekts "Das Grüne Band" ein.

"Von der Ostsee bis ins bayerisch-sächsische Vogtland bildet das Grüne Band eine Perlenkette wertvollster Biotope", sagt Angelika Zahrnt, BUND-Bundesvorsitzende. Zugleich erinnere es an die Teilung Deutschlands und Europas. "Das WestÖstliche Tor verbindet beide Elemente - den Naturschutz und die politische Geschichte - in einem künstlerischen Zeichen. Wir freuen uns sehr über die besondere Ehrung, die unser langjähriger Einsatz für das Grüne Band erfährt, indem Michail Gorbatschow, einer der Protagonisten der Wende in Europa, das WestÖstliche Tor einweiht." Zwei zwölf Meter hohe Eichenstämme, am Boden mit einer Edelstahlschwelle verbunden, formen das Tor. Darum herum wurden 66 Roteichen gepflanzt, deren tiefrote Blätter im Herbst weithin sichtbar sein werden. Über die Stahlschwelle hinaus werden Herbstblausterne blühend den Verlauf der ehemaligen Grenze anzeigen.

Um den aktuellen Zustand der Biotope auf dem ehemaligen Grenzstreifen zu ermitteln und Schutzkonzepte zu erarbeiten, hat der BUND-Landesverband Bayern (Bund Naturschutz) seit April 2001 die "längste" Bestandsaufnahme in der Geschichte des deutschen Naturschutzes durchgeführt. Die Ergebnisse des Erprobungs- und Entwicklungs-Vorhabens (E+E) "Bestandsaufnahme Grünes Band" untermauerten die hohe Schutzwürdigkeit des 194 km² großen und 1393 km langen Grünen Bandes, das vor allem durch Flächenverkäufe, landwirtschaftliche Eingriffe und Straßenbauprojekte bedroht werde. Im Rahmen der Bestandsaufnahme wurden über 80 verschiedene Biotoptypen erfasst. Knapp die Hälfte der Fläche (48 %) des Grünen Bandes besteht aus Biotoptypen, die von der Roten Liste als gefährdet eingestuft werden, wie zum Beispiel Halbtrockenrasen, orchideenreiche Buchenwälder, Zwergstrauchheiden.

In einigen ausgewählten Gebieten wurden auch die Tier- und Pflanzenarten aufgenommen. Dabei wurden bereits 1044 Arten mit unterschiedlichsten ökologischen Ansprüchen nachgewiesen, die in Deutschland gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind. Durch die Vielfalt seiner Biotoptypen bietet das Grüne Band Rückzugsräume für seltene Tiere, vom Laubfrosch und dem Braunkehlchen über den Raubwürger und den Wachtelkönig bis hin zum Schwarzstorch und dem Fischotter. "Die Bestandsaufnahme liefert eine gute Grundlage, um die Naturschätze auf dem Gelände des ehemaligen Grenzstreifens gezielt zu schützen", meint Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne). "So konnten 32 besonders schützenswerte Schwerpunkträume ermittelt werden. 20 davon sind von bundesweiter Bedeutung und decken zusammen 659 Kilometer des Grünen Bandes ab."

"Zuversichtlich stimmt, dass 90 Prozent des Grünen Bandes noch nicht zu Acker, Intensivgrünland oder Intensivweideflächen degradiert wurden", sagt Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund Naturschutz. Die Funktion des ersten gesamtdeutschen Naturschutzprojekts als modellhaftes, europaweit bedeutsames Biotopverbundsystem sei zur Zeit noch intakt. "Entlang des Grünen Bandes sind bislang 150 Naturschutzgebiete ausgewiesen worden", berichtet Hartmut Vogtmann, Präsident des Bundesamtes für Naturschutz. Darin seien 28 Prozent der Flächen (5347 ha) geschützt und sogar 42 Prozent (8151 ha) als FFH-Gebiete gemeldet. "Der Schutz solcher Biotopverbundstrukturen stellt ein zentrales Ziel des Naturschutzes dar, was auch durch eine neue Regelung im § 3 des Bundesnaturschutzgesetzes deutlich hervorgehoben wird. Hier sind der Bund und die Länder gefragt, ihre Schutzbemühungen weiter voran zu treiben."

Zur Ergänzung der Bestandsaufnahme ermittelte das BUND-Projektbüro Grünes Band die Knoten und Quervernetzungen des Biotopverbunds, indem es gezielt die Unterlagen und Planungen der Naturschutzfachbehörden und Verbände der 38 angrenzenden Landkreise auswertete. In Kürze will der BUND konkrete Vorschläge für den Schutz und die Entwicklung des einmaligen Ökosystems vorlegen.