Vertreter des Energiekonzerns EON und des Chemiekonzerns BASF unterschrieben das Abkommen über die Investitionen in Höhe von vier Milliarden Euro für den Bau der Erdgasleitung durch die Ostsee. Politische Kommentatoren und einige Karikaturisten sehen in dem Abschluss vor den Bundestagswahlen eine Wahlkampfhilfe des Schröder-Duzfreundes Putin für den amtierenden Bundeskanzler, obwohl der russische Präsident auch mit Kanzlerkandidatin Angela Merkel zusammengetroffen war.
Ärgerlich gaben sich die Polen, die sich von der wirtschaftlichen Entwicklung im Zuge eines solchen Projektes abgeschnitten sehen. Gleiches gilt für die baltischen Staaten. Auch die Aussage Schröders, die Pipeline richte sich nicht gegen die genannten Länder, konnte die Aufregung nicht besänftigen.
Ein anderes Argument für eine mögliche Erdgasleitung über dem Landweg führte Professor Jan Harff an, der am Rostocker Institut für Ostseeforschung Geologie lehrt. Gegenüber der ‚taz‘ sagte er: "Eine Pipeline auf dem Meeresgrund ist eine größere ökologische Bedrohung als eine an Land verlegte." Ein Leck an Land könne relativ schnell entdeckt werden, eine havarierte Unterseeleitung bleibe tagelang unentdeckt. "Wie groß die Havarie-Gefahr ist, hängt von der Trassenführung ab", sagte Harff weiter. Die Ostsee habe einige tektonische Spezifika, "die unbedingt berücksichtigt werden müssen".
Die Trasse wird über 1200 Kilometer vom russischen Wyborg nördlich von St. Petersburg bis Greifswald führen. Nach Angaben der EON-Sprecherin Astrid Zimmermann, sei die Trasse durchs Meer eine klare Vorgabe aus Moskau gewesen. Sie wird von einem Gemeinschaftsunternehmen gebaut, an dem die russische Gazprom mit 51 Prozent beteiligt ist und EON und BASF mit jeweils 24,5 Prozent. Kritiker sprechen mit Blick auf das Projekt von einer steigenden Abhängigkeit Deutschlands von Russland, da sich der Anteil von russischem Gas an den gesamten Gasimporten von 30 auf 40 Prozent erhöhen werde.