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Atomenergie

Ärzte warnen vor Kriegen um das knapp werdende Uran

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Nach Auffassung der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) gefährdet die Atomenergie nicht nur Gesundheit und Umwelt, sondern zugleich in hohem Maße die internationale Sicherheit. Das immer knapper und teurer werdende Uran könnte schon bald zu Kriegen mit Bundeswehrbeteiligung führen. "Wenn es darum geht, Kriegsursachen zu vermeiden, dann steht der unverzügliche Ausstieg aus der Abhängigkeit von Erdöl, Erdgas und Uran und der zügige Aufbau einer Solarwirtschaft an erster Stelle", sagte ein Sprecher der Organisation. Die Diskussion um eine Renaissance der Atomenergie sei vor dem Hintergrund der knappen Uran-Reserven "eine Geisterdebatte", die mit der realen Welt wenig zu tun habe.


"Bei nüchterner Betrachtung" müsse man feststellen, dass die Energierohstoffe Erdöl, Erdgas und Uran immer knapper und teurer würden, meint die atomkritische Ärzteorganisation. Schon jetzt würden Kriege um das Erdöl geführt. Mit Russland tobe ein Wirtschaftskrieg um den Zugang zu den knappen Erdgasreserven. "Wann marschiert die Bundeswehr in Namibia, Niger, Russland oder in Kasachstan ein, um dort die knappen Uranreserven für Deutschland zu sichern?", fragt die Organisation.

Der Uranbedarf für die weltweit über 440 kommerziellen Atomkraftwerke liege bei rund 62.000 Tonnen pro Jahr. Allein die Europäische Union habe einen jährlichen Bedarf von etwa 20.000 Tonnen Uran. Die "wirtschaftlich" gewinnbaren Uranreserven wurden von der Internationalen Atomenergie Organisation (IAEA) und der OECD Nuclear Energy Agency (NEA) im Jahr 1999 im so genannten "Red Book" ausgewiesen. Demnach seien - je nach Höhe der unterstellten Förderkosten - insgesamt noch zwischen 1,25 und 4 Millionen Tonnen Uran mehr oder weniger "wirtschaftlich" abbaubar. Es handele sich zum Teil um gesicherte, zum Teil aber nur um vermutete Uranvorkommen.

Die Gesamtmenge des großteils nur sehr aufwendig und entsprechend teuer zu gewinnenden Urans reicht nach Berechnungen der Anti-Atom-Ärzte demnach noch maximal etwa 65 Jahre lang. Die preislich günstigeren Reserven reichten gerade noch 20 Jahre lang.

Würde man die Atomkraftwerkskapazitäten ausbauen, wäre noch schneller schluss. Nach den Vorstellungen der IAEA könne sich der Uranbedarf bei einem Ausbau der Atomenergie bis zum Jahre 2050 auf insgesamt 7,6 Millionen Tonnen summieren. Angesichts der geschätzten Gesamtmenge von "wirtschaftlich" gewinnbarem Uran von nur 4 Millionen Tonnen wären die Reserven aber schon lange vor 2050 erschöpft. Schnelle Brutreaktoren, mit denen man ursprünglich die knappen Uranreserven zeitlich habe strecken wollen, seien weltweit aus Sicherheitsgründen und wegen der hohen Kosten gescheitert. In Deutschland sei der Schnelle Brüter in Kalkar aufgegeben worden.

Angesichts des knappen Urans, des ungelösten Atommüllproblems und der Gefahren einer Atomkatastrophe kann die Atomenergie nach Auffassung der IPPNW kein Gegenstand einer seriösen Debatte um die zukünftige Energiepolitik mehr sein. "Die von der Atomlobby entfachte Diskussion um eine Renaissance wirkt" auf die Organisation, "als wollte ein Kind sein Spielzeug nicht hergeben".

Die Ärzteorganisation verlangt vor diesem Hintergrund einen "echten" Ausstieg aus der Atomenergie: "Atomausstieg" bedeute nicht, "dass wir in sieben Jahren Rot-grün in Deutschland zwei Mini-Atomkraftwerke wie Obrigheim und Stade vom Netz nehmen. Ausstieg aus der Abhängigkeit vom knappen Uran bedeutet, dass wir die 17 großen 1300-Megawatt-Blöcke schnellstens abschalten."

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