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Acrylamid-Belastung von Kartoffelchips deutlich gestiegen

Krebs-Gefahr

Bei sechs von zehn getesteten Kartoffelchip-Sorten ist die Belastung mit dem krebsverdächtigen Acrylamid im letzten Jahr gestiegen. Das ergibt sich aus einem Reihentest der Verbraucherorganisation foodwatch. Keines der untersuchten Produkte habe die niedrigsten Messwerte der Vorjahre erreicht, teilten die Verbraucherschützer mit. Weil das Verbraucherministerium nicht handele, ruhten sich die Hersteller auf dem "viel zu hoch" angesetzten und seit 2002 nicht veränderten "Signalwert" aus. foodwatch forderte eine Kennzeichnung der Acrylamid-Belastung. Dadurch werde auf marktwirtschaftliche Weise eine Senkung der Belastung erreicht.

"Die Bundesregierung setzt die Konsumenten einem unnötigen Krebsrisiko aus", kritisierte foodwatch-Sprecherin Barbara Hohl. Von vorbeugendem Verbraucherschutz könne nicht die Rede sein. Die Acrylamid-Belastung ließe sich leicht durch eine Produktkennzeichnung reduzieren, meint Hohl - Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) müsse sie den Herstellern nur vorschreiben.

Acrylamid steht im Verdacht, Krebs auszulösen und das Erbgut zu verändern. Die Substanz kann sich beim Backen, Braten und Frittieren bilden. Der von der Bundesregierung bestellte Sachverständigenrat für Umweltfragen warnte in seinem jüngsten Jahresgutachten 2004: "Das Krebsrisiko durch die tägliche Aufnahme von Acrylamid mit der Nahrung liegt außerhalb des tolerierbaren Bereichs." Der Sachverständigenrat geht davon aus, dass in Deutschland jährlich 10.000 Menschen durch den Verzehr von Acrylamid an Krebs erkranken.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte die tägliche Belastung mit Acrylamid ein Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht nicht überschreiten. Für eine 60 Kilogramm schwere Person hieße das bezogen auf die foodwatch-Testergebnisse: Gerade mal zwei Hände voll (57,2 Gramm) Chips dürfte sie von "Funny Frisch Chipsfrisch ungarisch" essen, rechnen die Verbraucherschützer vor. Gerade diese Marken-Chips seien am stärksten belastet. Sie enthalten nach foodwatch-Angaben dreimal mehr Acrylamid als noch 2004 - und überschreiten mit 1050 Milligramm Acrylamid pro Kilogramm Chips sogar den "Signalwert".

foodwatch kritisierte die so genannte Minimierungsstrategie der Bundesregierung. Der darin vorgegebene "Signalwert" mit 1.000 Mikrogramm je Kilo Kartoffelchips sei seit 2002 unverändert und viel zu hoch. "Statt ihre Produktionsweise maximal zu verbessern, verstecken sich die Hersteller hinter dem hohen Signalwert", sagte Hohl. foodwatch-Tests der Vorjahre hätten gezeigt, dass ein Kilo Kartoffelchips nicht mehr als 100 Mikrogramm Acrylamid enthalten müsse. Diesen Wert erreichte in den aktuellen Tests kein einziges Produkt mehr.

Die Verbraucherorganisation fordert eine produktbezogene Kennzeichnung und schlägt dazu ein Modell vor: Auf einer genormten Vergleichsskala von dunkelrot (hohe Belastung) bis grün (niedrige Belastung) könne das Produkt je nach Acrylamid-Messwert eingeordnet werden. Diese Kennzeichnung würde in Form eines Aufklebers auf der Verpackung des Lebensmittels angebracht werden. Jeder Verbraucher könne dann selbst entscheiden und, wenn er wolle, unnötige Acrylamid-Belastungen vermeiden. Zugleich steige damit der marktwirtschaftliche Druck auf die Hersteller, ihre Produkte zu verbessern.

Der jetzt geltende so genannte "Signalwert" orientiert sich an den zehn Prozent der am höchsten belasteten Produkte. Er darf nicht mit einem Grenzwert für Unbedenklichkeit verwechselt werden, weil es für krebsverdächtige Substanzen keinen solchen Grenzwert gibt. Nur wenn deutsche Hersteller den jeweiligen Signalwert einer Produktgruppe überschreiten, werden sie von der Bundesregierung zur Minimierung des Problemstoffs aufgefordert.