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Papst warnt vor Antisemitismus

Papst soll Archiv öffnen

Papst Benedikt XVI. hat seine historischen Visite in der Kölner Synagoge zu einem eindringlichen Aufruf gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit genutzt und zu einem "vertrauensvollen Dialog zwischen Juden und Christen" aufgerufen. Der Auftritt des Papstes, der als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche am Freitag ein jüdisches Gotteshaus in Deutschland aufsuchte, galt als politischer Höhepunkt seines viertägigen Aufenthaltes in der Bundesrepublik.

Zuvor hatte am Vormittag Bundespräsident Horst Köhler das Oberhaupt der katholischen Kirche in der Villa Hammerschmidt in Bonn zu einem Meinungsaustausch empfangen. Der Vorstand der jüdischen Gemeinde Köln forderte den Papst auf, das vatikanische Archiv über den Zeitraum des Zweiten Weltkrieges vollständig für die Allgemeinheit zu öffnen.

In seiner Ansprache in der Synagoge beklagte der Heilige Vater, dass es auch heute "leider erneut Zeichen des Antisemitismus und Formen allgemeiner Fremdenfeindlichkeit" gebe. Diese seien "Grund zur Sorge und zur Wachsamkeit", warnte der Papst, der zugleich die Judenverfolgung und -vernichtung durch die deutschen Nazis als "unerhörtes und bis dahin auch unvorstellbares Verbrechen" brandmarkte.

Dabei habe "in der dunkelsten Zeit deutscher und europäischer Geschichte eine wahnwitzige neuheidnische Rassenideologie" den Versuch der Auslöschung des europäischen Judentums unternommen, sagte Benedikt XVI. Er plädierte nachdrücklich für einen "vertrauensvollen Dialog zwischen Juden und Christen" und kündigte an, den von seinem Vorgänger Johannes Paul II. beschrittenen "Weg der Verbesserung der Beziehungen und der Freundschaft mit dem jüdischen Volk" mit "voller Kraft" weiterführen zu wollen.

Der Rabbiner der Kölner Synagogen Gemeinde, Netanel Teitelbaum, bezeichnete den Besuch des jüdischen Gotteshauses durch den Papst als "Schritt zum Frieden zwischen den Völkern der Welt". Zugleich sei die Visite ein "Zeichen gegen den früheren christlichen Antisemitismus" und habe "darin größte Symbolkraft".

Papst soll das vatikanische Archiv öffnen

Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Köln, Abraham Lehrer, begrüßte den Papst in der Synagoge als "Vorbild für die Kirche", dessen Besuch in dem Gotteshaus hoffentlich dazu beitrage, "noch vorhandenen kirchlichen Antisemitismus" wirksam zu bekämpfen. "Wir sehen in Ihnen nicht nur das Oberhaupt aller Katholiken, sondern auch den gebürtigen Deutschen, der sich seiner geschichtlichen Verantwortung stellt", fügte Lehrer hinzu.

Er legte Benedikt XVI. zugleich auf, das vatikanische Archiv über den Zeitraum des Zweiten Weltkrieges vollständig für die Allgemeinheit zu öffnen. 60 Jahre nach der Shoa wäre dies ein "weiterer Hinweis für geschichtsbewusstes Agieren, auch, um Kritiker auf allen Seiten zufrieden zu stellen", sagte Lehrer.

Bundespräsident Köhler: Es bewegt uns besonders, dass ein Deutscher Papst geworden ist

Bundespräsident Horst Köhler hob bei der Begrüßung des Papstes auf dem Konrad-Adenauer-Flughafen Köln-Bonn insbesondere auf die Herkunft des Papstes ab. "Heiliger Vater, Willkommen in der Heimat, willkommen in Deutschland! Wir alle hier begrüßen Sie ganz herzlich", so Köhler. Und etwas später: "Es bewegt uns besonders, und das kann ich auch als protestantischer Christ sagen, dass ein Deutscher, also einer von uns, Papst geworden ist. Ich sage es Ihnen heute noch einmal, hier in der Heimat: Wir wünschen Ihnen für Ihr hohes Amt alles Gute und Gottes Segen."

Die Wahl des Papstes sei von historischer Bedeutung: Nach dem Papst aus Polen, das als erstes Land im Zweiten Weltkrieg von Deutschland überfallen worden sei, sei nun jemand aus der sogenannten Flakhelfergeneration zum Nachfolger des Heiligen Petrus gewählt worden. "Dass es so gekommen ist, das gibt mir Zuversicht - sechzig Jahre nach dem Ende der menschen- und gottfeindlichen Ideologie, die in Deutschland herrschte", sagte Köhler.