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Mit mehr Geld der Industrieländer reichen Aidsmedikamente für alle Menschen

Weltaidskonferenz in Bangkok

In der Nacht vor Beginn der 15. Weltaidskonferenz in Thailand (11.-16. Juli) hat das Aktionsbündnis gegen AIDS in ganz Deutschland mit Demonstrationen sowie Informations- und Kulturveranstaltungen auf die Auswirkungen der globalen AIDS-Epidemie aufmerksam gemacht. In 55 Städten appellierten AIDS-Hilfen, Eine-Welt-Initiativen, Kirchengemeinden und Entwicklungshilfeorganisationen an Bundesregierung und Pharmaindustrie, ihr Engagement gegen die Immunschwächekrankheit zu verstärken. Enttäuscht sind die Mitglieder des Aktionsbündnisses gegen AIDS, dass Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul ihre Teilnahme an der Weltaidskonferenz abgesagt hat.

Rund 20.000 Betroffene, Politiker und Wissenschaftler beraten in dieser Woche auf der 15. Internationalen Aidskonferenz in Bangkok über bessere Vorbeugung und besseren Zugang zu Medikamenten für alle Menschen. In vielen Entwicklungsländern hat sich Aids zu einer humanitären Katastrophe zusammengeballt. In Thailand ist Aids heute zu einer beherrschbaren Krankheit geworden. Das Land produziert ein Nachahmermedikament, das so genannte GPO-Vir, zu günstigen Preisen. Deswegen können heute 70.000 Menschen in Thailand behandelt werden.

Entwickelt hat dieses Medikament die thailändische Pharmazeutin Krisana Kraisintu. Zusammen mit dem Deutschen Medikamenten-Hilfswerk action medeor macht sie nun ihr Erfolgskonzept zur Methode. Das Aids-Medikament soll in einem nächsten Schritt im Kongo und in Tansania produziert werden. "Wir glauben, dass die flächendeckende Versorgung mittel- und langfristig nur möglich ist, wenn die Arzneimittel in den Ländern vor Ort produziert werden", sagt Bernd Pastors, Geschäftsführer der action medeor. Nur so könnten sich die ärmeren Länder langfristig von der Hilfe der reichen Nationen unabhängig machen.

In den Industrieländern gehört der Einsatz antiretroviraler Stoffe zur Standardtherapie. Doch die Kosten von 10.000 bis 20.000 Euro im Jahr sind für Patienten in Entwicklungsländern unerschwinglich. "GPO-Vir kostet nur sechs Prozent der Markenpräparate", sagt Krisana Kraisintu. "Die Preisdifferenz ergibt sich daraus, dass die in GPO-Vir enthaltenen Wirkstoffe nicht in Thailand patentiert sind." Grundsätzlich dürfen ärmere Länder Generika zur Behandlung von Seuchen wie Aids, Malaria und Tuberkulose produzieren oder einführen.

Die Behandlung von HIV/Aids-Patienten mit antiretroviralen Medikamenten ist auch unter einfachen Bedingungen in ärmeren Ländern erfolgreich. Dies zeigen neue Daten, die ÄRZTE OHNE GRENZEN am Montag auf der 15. Internationalen Aidskonferenz in Bangkok veröffentlicht hat. Die Vereinfachung der Therapie hat es ÄRZTE OHNE GRENZEN ermöglicht, innerhalb der vergangenen zwei Jahre die Anzahl der behandelten Patienten von 1.500 auf 13.000 zu erhöhen. Die Organisation ruft Regierungen auf, alles zu tun, um mehr Menschen den Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten zu ermöglichen. Auch die Bundesregierung muss dringend mehr Mittel bereitstellen.

Die Organisation fordert die Bundesregierung auf, ihren Beitrag zur Aids-Bekämpfung im Jahr 2005 auf mindestens 500 Millionen Euro jährlich sowie im Jahr 2007 auf mindestens 700 Millionen Euro pro Jahr zu erhöhen. "Der deutsche Beitrag ist angesichts der weltweiten Katastrophe bislang völlig unzureichend", so Tobias Luppe. "Wir hätten es zudem sehr begrüßt, wenn die Bundesregierung wenigstens mit einem hochrangigen Vertreter auf der Konferenz in Bangkok teilgenommen hätte."

Derzeit behandelt Ärzte ohne Grenzen 13.000 HIV-Infizierte in 25 Ländern mit antiretroviralen Medikamenten. Die Daten, die bei 12.058 erwachsenen Patienten in 16 Ländern erhoben wurden, zeigen ermutigende klinische und immunologische Resultate: Obwohl sich 87 Prozent der Patienten zu Beginn der Therapie bereits in einem sehr fortgeschrittenen Stadium der Krankheit befanden, betrug die Überlebenswahrscheinlichkeit nach 24 Monaten 85,3 Prozent.

Der Anstieg der T-Helferzellen beweist, dass sich das Immunsystem der Patienten unter der Behandlung deutlich erholt hat. Zudem nahmen die Patienten während der Behandlung drei bis fünf Kilogramm an Gewicht zu. Bei 85 Prozent der 477 Patienten, bei denen auch die Viruslast überprüft werden konnte, war diese unter die Nachweisbarkeitsgrenze gesunken.