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Blitzschneller Computertomograph diagnostiziert an der Berliner Charité

Im Flug durch den Darm

Der Mensch ist nun in Windeseile zu durchschauen. Der nach Hersteller-Angaben weltweit schnellste Computertomograph (CT) Aquilion 16 erfasst den Körper statt wie bisher in 8 nun in 16 Schichten. Einer dieser Tomographen steht jetzt im Institut für Radiologie der Berliner Charité, wie dessen Chef Bernd Hamm am Montag in Berlin sagte. Damit installierte die Herstellerfirma Toshiba das erste dieser blitzschnellen Geräte an einem Standort außerhalb Japans. Die Kürze des Aufnahmezyklus von Sekunden mit Bildern von einzigartiger Genauigkeit komme insbesondere Notfall-Patienten zugute. Die schnelle Diagnose spart in akuten Fällen lebenswichtige Zeit. Innere Blutungen werden sofort erkannt.

Die erste Computertomographie war 1972 am Kopf gemacht worden. Das Spitzengerät nimmt innerhalb von Sekunden alle Daten des zu untersuchenden Körperorgans auf, die dann in wenigen Minuten zu einem dreidimensionalen, farbigen Bild zusammengesetzt werden. Zudem kann der Körper nicht nur wie bisher in Scheiben, sondern auch vollständig dargestellt werden. Organe sind von allen Seiten betrachtbar, erläuterte Oberarzt Patrik Rogalla. Durch die plastische Darstellungsmöglichkeit "fliegen wir beispielsweise durch den Dickdarm."

Dank der hohen Auflösung der Bilder werde jeder noch so kleine Polyp, der später zum Tumor werden kann, entdeckt. Zudem müsse bei dieser "virtuellen Endoskopie" kein Endoskop in den Darm eingeführt werden. Ebenso kann das Mittelohr differenziert von innen betrachtet werden - ohne das bisher übliche Schlitzen des Trommelfells. Zudem sei die Strahlenbelastung für den Patienten um etwa 30 Prozent geringer gegenüber älteren Gerätetypen.

Mit dem neuen CT gelingen auch exzellente Bilder vom Herzen in einer Atemanhaltephase von 25 Sekunden. Neben der Begutachtung von Größe und Wanddicke ist auch eine Diagnostik des schlagenden Herzens möglich. So lasse sich die Menge des pro Herzschlag ausgeworfenen Blutes messen, sagt Rogalla. Außerdem seien gefährliche Verkalkungen an Herzkranzgefäßen exakt erkennbar. Das neue Gerät lasse auch Aufnahmen zu, wenn Metall im Körper ist - etwa bei Patienten mit einem Herzschrittmacher.

Der Aquilion 16 - die Bezeichnung besteht übersetzt aus den Wörtern Adler und Löwe - kostet eine Million Euro und ist damit teurer als herkömmliche CT für etwa 300.000 bis 400.000 Euro. Doch es mache durch Umfang und Genauigkeit der Darstellungen oft weitere Untersuchungen wie die der Gefäße überflüssig, sagte Hamm. In der Herzdiagnostik könnten nach Einschätzung von Experten etwa ein Drittel der jährlich rund 500.000 in Deutschland durchgeführten Untersuchungen mit dem Herzkatheter wegfallen. Darüber hinaus werden mit dem neuen Gerät 30 bis 40 Patienten statt wie bisher durchschnittlich 20 Kranke am Tag untersucht.

Deutschland bekommt noch Ende diesen Jahres einen zweiten Aquilion 16. Dieser wird in der Universitätsklinik Magdeburg aufgestellt, kündigte Jörg Blobel von der Herstellerfirma Toshiba an. Weitere drei Geräte seien im Ruhrgebiet geordert worden. Auch andere Firmen bieten 16-Schicht-Computertomographen an, wobei diese nicht so blitzschnell wie der Aquilion 16 sind.