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Die "Friedrich Christian Flick Collection"

Kontroversen

Die einen verbinden mit dem Familiennamen "Flick" einen Kriegsverbrecher, eines der größten und mächtigsten Industrieimperien und eine der größten Bestechungsaffären Deutschlands. Das unter dem Einfluss des Bertelsmann-Konzerns inzwischen politisch völlig gewandelte Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" titelte einst: "Die gekaufte Republik", nachdem damals noch illlegale Großspenden von Flick und anderen Unternehmen an die großen Parteien öffentlich bekannt wurden. Mittlerweile sind Großspenden von Industrie und Banken für politische Parteien legalisiert, sie müssen nur ordentlich angezeigt werden. - Die anderen verbinden mit dem Namen "Flick" eine hochkarätigen Sammlung zeitgenössischer Kunst. In der "Friedrich Christian Flick Collection" in Berlin ist am Dienstag der 150 000. Gast begrüßt worden. Jubiläums-Besucherin war eine 48-jährige Berlinerin, teilten die Veranstalter mit.

Friedrich Christian Flick hat seine 2000 Werke umfassende Sammlung jahrelang Museen in Europa und USA angeboten. "Doch die Herkunft von Teilen seines Erbes aus Nazi-Geschäften und Zwangsarbeit ließ die meisten Partner auf Distanz gehen", schreibt das "Manager Magazin". Besonders schrill sei der Protest in Zürich ausgefallen, als bekannt geworden sei, dass Flick ein Museum für seine Sammlung plane.

Die Ausstellung hatte heftige Kontroversen ausgelöst. Der später als Kriegsverbrecher verurteilte Großvater des Sammlers, Friedrich Flick, gehörte zu den größten Rüstungslieferanten des NS-Regimes.

Zum Kern des Firmenimperiums von Friedrich Flick zählte der Automobilkonzern Daimler-Benz. 1975 hatten die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Allianz, Bosch und die Dresdner Bank einen Großteil der Flick-Aktien übernommen. Friedrich Flicks Sohn, der Onkel des Kunstsammlers Friedrich Christian Flick, saß noch bis Mai 1993 im Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Auch die Großbank hatte vom NS-Regime insbesondere in den von der Wehrmacht annektierten Ländern profitiert, wie die US-amerikanische Militärregierung nach dem Zweiten Weltkrieg in ihren O.M.G.U.S.-Berichten dokumentierte.

Flick möchte nicht für seinen Großvater büßen

Kritiker werfen Friedrich Christian Flick laut Manager Magzin vor, er wolle sich im Namen der Kunst ein Denkmal setzen, verweigere sich aber gleichzeitig einer die Beteiligung am Stiftungsfonds der deutschen Wirtschaft für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter. Flick habe entgegnet, er wolle nicht für die Sünden der Großvätergeneration büßen - er wolle auch nicht wie der Tabakerbe Jan Philipp Reemtsma die Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte zu seinem Lebensinhalt machen. Aufgrund des Drucks gründete Flick im Jahre 2001 die "F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz".

Doch auch dieser Einfall Flicks konnte die Stimmung zu Gunsten seiner Kunstsammlung anscheinend nicht endgültig ändern. Immerhin war das Berliner Museum "Hamburger Bahnhof" bereit, "Flick den roten Teppich auszurollen - und für sieben Jahre seine Sammlung aufzunehmen. Doch Gegner des Projekts kündigten schon an, eine Parallelausstellung zur Geschichte der Flick-Familie im Dritten Reich zu organisieren."

Die bis zum 28. März verlängerte Schau im Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart präsentiert rund 400 Kunstwerke aus der Sammlung von Friedrich Christian Flick. Schwerpunkt ist die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich vorwiegend um Werke europäischer und nordamerikanischer Künstler.