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Bayer wird die Vermarktung "gefährlicher Pestizide" vorgeworfen

"Tödliche Pestizidvergiftungen"

Die deutsche Coordination gegen Bayer-Gefahren, das indische Centre for Sustainable Agriculture und die asiatische Sektion des Pestizid Aktions-Netzwerk fordern einen sofortigen Verkaufs-Stopp "aller hochgefährlichen Agrochemikalien" in Indien, um die Landarbeiter und Bauern des Landes künftig vor akuten und "oftmals tödlichen" Pestizidvergiftungen zu bewahren. Nach Darstellung von Kavitha Kuruganti vom Centre for Sustainable Agriculture vermarkten multinationale Konzerne wie Bayer, DuPont und Syngenta in Indien "hochgefährliche Pestizide, die in Europa und den USA schon lange vom Markt genommen wurden". Das sei ein "typisches Beispiel doppelter Standards". Das CSA hat eigenen Angaben zufolge "Dutzende Fälle von Pestizidvergiftungen gesammelt, viele mit tödlichem Ausgang". Das von Bayer produzierte Agrogift Hinosan mit dem Wirkstoff Edifenfos beispielsweise sei für viele der dokumentierten Vergiftungen verantwortlich, so Kuruganti.

Das Pestizid Aktions-Netzwerk verweist auf eine Dokumentation in Kooperation mit asiatischen Partnern, wonach "Millionen von Bauern und Landarbeitern in ganz Asien durch Pestizide der Gefahrenklasse I vergiftet werden". Auch von Wirkstoffen wie Endosulfan und Paraquat, die nach Auffassung der Kritiker irrtümlich als "weniger gefährlich" (Gefahrenklasse II) bezeichnet würden, gehe eine große Gefahr aus, meint Sarojeni V. Rengam, Geschäftsführerin des Pesticide Action Network Asia and the Pacific.

Es sei eine Tragödie, dass Klasse I Pestizide sowie Paraquat und Endosulfan, die unter den Anwendungsbedingungen im Süden extrem gefährlich seien, weiterhin großflächig eingesetzt würden. "Wir fordern die Firmen Bayer, weltgrößter Produzent von Endosulfan, und Syngenta, Produzent von Paraquat, auf, die Herstellung dieser tödlichen Pestizide sofort einzustellen", so Rengam.

Bayer CropScience ist in Indien offenbar Marktführer für Agrochemikalien. In vielen Teilen der Welt verkauft das Unternehmen nach Darstellung der Kritiker Pestizide der WHO-Gefahrenklasse Ia (extrem gefährlich) und Ib (hoch gefährlich), darunter Thiodicarb, Parathion, Fenamiphos, Azinphos-Methyl und Methamidophos. Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren erinnert an alte Versprechungen des Chemieriesen: "Vor zehn Jahren kündigte Bayer an, alle Pestizide der Gefahrenklasse I vom Markt zu nehmen. Dieses Versprechen wurde jedoch nicht eingehalten." Das Unternehmen trage daher "die Verantwortung für die Vergiftung Tausender Landarbeiter Jahr für Jahr".

Gegenüber deutschen Journalisten soll Bayer eingeräumt haben, dass das Unternehmen in Indien neben Endosulfan auch das Klasse I-Pestizid Hostathion verkaufe. Bis zur vergangenen Woche habe die indische Homepage von Bayer zudem eine Reihe weiterer Klasse I Wirkstoffe aufgeführt, darunter Larvin (Thiodicarb), Metasystox (Oxidemeton Methyl), Tamaron (Methamidophos) und Folidol (Parathion Methyl). Seit der Veröffentlichung eines Protest-Briefs durch die unterzeichnenden Organisationen in der vergangenen Woche sei diese Seite jedoch "under construction".

Nach Auffassung der Chemiekritiker ist eine gefahrlose Anwendung von Pestiziden in Indien nicht möglich. Armut, Analphabetismus und tropisches Klima, das den Einsatz von Schutz-Anzügen nicht erlaube, trügen dazu bei, dass rund 99 Prozent aller Pestizid-Vergiftungen in Entwicklungsländern aufträten.

Die Organisationen kritisieren "das skrupellose Marketing der Hersteller", wodurch der Eindruck vermittelt werde, Pestizide könnten gefahrlos eingesetzt werden. Sie erinnern auch an den FAO Kodex, den sowohl Indien als auch die Pestizid-Industrie unterzeichnet habe, nach dem Wirkstoffe der Gefahrenklassen I und II nicht in Ländern des Südens vermarktet werden sollten. Die Verbände fordern die indische Regierung auf, aggressive Werbung für Pestizide zu verbieten und Haftungsregeln für die Industrie einzuführen, um Vergiftungs-Opfer auf Kosten der Produzenten medizinisch zu behandeln und angemessen zu entschädigen.