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Bayer will Saatgutgeschäft ausbauen und profitablere Pestizide entwickeln

"Gentechnisch optimierte Eigenschaften"

Der zum Chemiegiganten Bayer gehörende Teilkonzern Bayer CropScience AG will "das langfristige Wachstumspotenzial des Weltagrarmarktes verstärkt nutzen" und das Saatgutgeschäft ausbauen. Der Anteil des Geschäfts mit Saatgut und Kulturpflanzen, die über gentechnisch optimierte Eigenschaften verfügen - am Unternehmensumsatz soll von heute rund 6 auf 15 Proeznt im Jahr 2015 steigen, sagte der Vorstandsvorsitzender Professor Friedrich Berschauer auf der Jahres-Pressekonferenz in Monheim. Der Pflanzenschutzbereich soll "mit innovativen Wirkstoffen" weiterhin als "Rückgrat" des Unternehmens dienen. Das Wachstum des Marktes in den nächsten Jahren werde insbesondere von der Einführung "moderner, innovativer Pflanzenschutzmittel" sowie dem "anhaltenden Trend zum Einsatz von kommerziellem Saatgut" getragen. Darüber hinaus erwartet der Bayer eine verstärkte Nachfrage nach Agrarprodukten für den Einsatz in Biokraftstoffen.

Berschauer sieht "für forschende Unternehmen" langfristig weiter "gute Chancen" im Agrarsektor. Nach Einschätzung von Bayer CropScience wird das Marktvolumen für Pflanzenschutzmittel und Saatgut sowie für das endverbrauchernahe Haus- und Gartensegment von heute 44 Milliarden Euro auf rund 48 Milliarden Euro im Jahr 2015 wachsen.

"Innovative Produkte mit verbessertem Leistungsspektrum und höherer Wertschöpfung"

Innovation soll auch in Zukunft Grundvoraussetzung für die weitere Entwicklung des Unternehmens sein. "Im Pflanzenschutz bleiben wir in allen drei Indikationen - Herbizide, Fungizide, Insektizide - engagiert und untermauern damit unsere Innovationsführerschaft in der Branche", so Berschauer. Die Einführung neuer Wirkstoffe substituiere ältere Pflanzenschutzmittel und biete damit die Möglichkeit, "innovative Produkte mit verbessertem Leistungsspektrum und höherer Wertschöpfung" im Markt zu platzieren.

Das aktuelle Launch-Programm umfasse 26 Wirkstoffe, die im Zeitraum von 2000 bis 2011 eingeführt werden sollen und laut Bayer "ein Spitzenumsatzpotential von rund 2 Milliarden Euro haben". Der Anteil der Umsätze mit patentgeschützten Pflanzenschutzmitteln soll in den nächsten 10 Jahren weiter zunehmen und auf mehr als 50 Prozent steigen.

Der konstante Zufluss neuer Wirkstoffe soll auch dafür genutzt werden, sie in maßgeschneiderte Produkte für nicht-landwirtschaftliche Anwendungen umzusetzen. Dabei seien starke Marken wie "Bayer Garten" oder "Bayer Advanced" wichtige Aktivposten in einem hoch profitablen Markt.

Saatgutgeschäft als "Wachstumstreiber"

Nach der Einschätzung von Bayer CropScience wird "das expandierende Geschäft mit kommerziellem Saatgut" einer der stärksten "Wachstumstreiber" im globalen Agrarmarkt sein. Das Unternehmen erwartet, dass der Weltmarkt von aktuell rund 13 Milliarden auf 18 Milliarden Euro im Jahr 2015 wachsen werde. Grund sei "der Trend zu qualitativ hochwertigem Saatgut, insbesondere Hybrid-Saatgut", das sich durch eine hohe Ertragsstärke auszeichne. "Unser Ziel ist es, im Segment Seeds & Traits profitabel zu wachsen und langfristig an das Margenniveau im Agrarchemiebereich anzuschließen", so Berschauer.

Bayer rechnet damit, dass der Markt für Gemüse-, Reis-, Baumwoll- und Rapssaatgut insgesamt mit zirka 4 Prozent pro Jahr wachsen, und im Jahr 2015 einen Anteil von gut einem Drittel des weltweiten Marktes für kommerzielles Saatgut einnehmen wird.

Das Unternehmen profitiere bereits jetzt mit seinem Saatgutgeschäft und den Produkten zur Saatgutbehandlung vom Wachstum des Marktes für kommerzielles Saatgut. Zukünftig wolle Bayer CropScience über die Erschließung neuer geographischer Märkte und die Erweiterung seines Saatgutgeschäfts um neue Kulturen, zum Beispiel aus den Bereichen Ölsaaten, Nahrungs- und Futtermittelpflanzen, weiter stark wachsen. "Gezielte Akquisitionen in bestimmten Teilmärkten sind nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden denkbar. "Parallel zum Ausbau unseres Geschäfts mit Saatgut wollen wir uns auch stärker auf die Entwicklung eigener Traits konzentrieren."

Pflanzenschutz: rund 99 Wirkstoffe gegen Pilze, Unkräuter und Insekten

Im Bereich des Pflanzenschutzes ist nach Angaben des Vorstandsmitgliedes Rüdiger Scheitza der Umsatz der seit dem Jahr 2000 neu eingeführten Wirkstoffe im 1. Halbjahr 2006 um 17 Prozent auf 607 Millionen Euro gestiegen. Besonders hohe Umsatzzuwächse habe das Pilzgift (Fungizid) Prothioconazole und das Unkrautvernichtungsmittel (Herbizid) Mesosulfuron erzielt. Der Anteil neuer Wirkstoffe am Gesamtumsatz betrage inzwischen fast ein Fünftel. "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr mit Produkten auf Basis neuer Wirkstoffe einen Umsatz in Höhe von 1 Milliarde Euro zu erzielen", so Scheitza.

Dem allgemeinen Trend folgend möchte sich auch der Pflanzenschutz- und Saatgutkonzern auf Produkte mit höherer Wertschöpfung konzentrieren. Bayer CropScience habe "sein Portfolio gestrafft und sich bereits von 27 Wirkstoffen getrennt; noch in diesem Jahr will das Unternehmen zwei weitere veräußern". Scheitza: "Auf diese Weise schaffen wir es, Komplexität zu reduzieren und unser Portfolio deutlich zu verjüngen." In den vergangenen Jahren hätten "daraus resultierende Umsatzrückgänge durch erfolgreiche Einführungen neuer Wirkstoffe mehr als kompensiert werden" können. Die Anzahl an Wirkstoffen insgesamt solle von 99 im Jahr 2006 auf 87 im Jahr 2010 reduziert werden. Im Jahr 2000 sei die Zahl mit 114 noch deutlich höher gelegen.

"Restrukturierungsprogramm": Abbau von rund 1.500 Stellen

Das Geschäft lief im Jahr 2006 offenbar weniger gut als erwartet. In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2006 erzielte Bayer CropScience eigenen Angaben zufolge mit 3,35 Milliarden Euro "einen Umsatz auf Vorjahresniveau". Bereinigt um Wechselkurs- und Portfolioeffekte habe der Umsatz um 2,6 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum gelegen. Die wechselhaften Witterungsverhältnisse in Europa, Trockenperioden in Nordamerika und Australien sowie "die weiterhin schwierige Situation der Landwirtwirtschaft in Brasilien" hätten zu einem Rückgang des Pflanzenschutzgeschäfts um 1,9 Prozent geführt. Auch ein anhaltender Preisverfall für ältere Pflanzenschutzmittel sowie "signifikant gestiegene Rohstoff- und Energiekosten" hätten dazu beigetragen.

Zur Verbesserung der Kostensituation habe Bayer CropScience im August 2006 "ein Restrukturierungsprogramm" aufgelegt. Das Maßnahmenpaket beinhalte "die Reduzierung der Anzahl von Produktions- und Formulierungsstandorten von derzeit 50 auf etwa 35 und den Abbau von rund 1.500 Stellen weltweit".