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Ingenieure warnen vor katastrophaler Nachlässigkeit bei Pipeline-Bau in Türkei

Geldgeber auch aus Deutschland sollen stoppen

In Großbritannien haben sich vier Pipeline-Experten an die Öffentlichkeit gewandt, um auf katastrophale Nachlässigkeit beim Bau der 1760 km langen Baku-Ceyhan-Pipeline hinzuweisen. Diese soll Öl aus dem Kaspischen Meer von Aserbaidschan über Georgien in den türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan transportieren. Alle vier Kritiker waren am Bau des 1000 km langen türkischen Teils der Pipeline beteiligt und verfügen über mindestens 20 Jahre Berufserfahrung. Sie berichten von erschreckenden Sparmaßnahmen am falschen Ende, schlechter Arbeitsorganisation und Ignoranz gegenüber Warnungen. So sei ein Erdbebenforscher entlassen worden, der die verantwortliche staatliche türkische Baufirma BOTAS vor dem Pipelineverlauf durch ein seismisch aktives Gebiet warnte. Auch Hinweise auf einen giftigen Rohranstrich seien ignoriert worden, obwohl dieser sowohl aus Arbeitsschutz-, als auch aus Umweltsicht besonders gefährlich sei. Zudem sei der Anstrich zum Teil ohne hinreichende Schutzkleidung verarbeitet worden. Die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald forderte einen Baustopp, bis die Probleme gelöst sind.

Fehlendes Material und Zeitdruck führten zu Erdarbeiten ohne Kenntnis des Untergrunds, was einige Dörfer längs der Pipeline von der Wasserversorgung abgeschnitten habe. Große Probleme bereitete das Verschweißen der Rohre, in einzelnen Bauabschnitten sei die Mehrheit der Schweißnähte fehlerhaft gewesen. Zum Teil sei es nötig gewesen, bereits zugeschüttete Rohrabschnitte wieder freizulegen und neu zu verarbeiten.

"Diese Bedingungen stellen nicht nur eine direkte Bedrohung für die Arbeiter an der Pipeline dar", urteilt Regine Richter von urgewald, "sie sind vor allem gefährlich für die Anrainer der Pipeline." Schließlich solle diese bis zu einer Million Barrel Öl am Tag transportieren und eine Lebensdauer von etwa 40 Jahren haben. "Deshalb müssen alle Verantwortlichen schnellstmöglich handeln", forderte Richter. In der Verantwortung sieht urgewald dabei nicht nur das BTC-Konsortium selbst, sondern auch die Geldgeber wie Weltbank, Osteuropabank und internationale Privatbanken, darunter WestLB und HypoVereinsbank. Zudem werde gerade der türkische Bauabschnitt durch eine staatliche Hermes-Bürgschaft unterstützt, da die Salzgitter AG hier die Rohre liefere.

"Um die Probleme lösen zu können, müssen die Bauarbeiten gestoppt und erst wieder aufgenommen werden, wenn die korrekte Einhaltung grundlegender technischer Umwelt- und Arbeitsstandards sichergestellt ist", fordert Richter. Dazu sollen alle Finanziers ihren Einfluss geltend machen, denn sie hätten bisher die Warnungen von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen ignoriert. Diese hatten unter anderem auf BOTAS schlechten Ruf als Baufirma hingewiesen und kritisiert, dass BP einen Pauschalvertrag mit dieser Firma abgeschlossen habe. Nach diesem Vertrag verpflichte sich BOTAS, den türkischen Teil der Pipeline schlüsselfertig zu einem festen Zeitpunkt zu übergeben. Halte die Baufirma den Termin nicht ein, müsse sie eine Ausfallsumme von 500.000 US-Dollar täglich bezahlen. "Diesen Druck geben sie an Angestellte und Unterauftragnehmer weiter", so Richter - auf Kosten von Anwohnern und Umwelt. "Nachdem die Bundesregierung das Projekt für so unterstützenswuerdig hielt, muss sie nun wenigstens versuchen, Schlimmeres zu verhindern!"