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Jassir Arafat - Ein Portrait

Kämpfer & Präsident

Sein Leben war "die palästinensische Sache". Mit ihr, so sagte Jassir Arafat einmal ohne Ironie, sei er verheiratet. Sein größter Traum war die Errichtung eines eigenen palästinensischen Staates. Dafür kämpfte der Mann mit Stoppelbart und schwarz-weißer Kufia, der zu einem Symbol gewordenen palästinensischen Kopfbedeckung, fast vier Jahrzehnte. Im Alter von 75 Jahren starb Arafat am Donnerstag in Paris.

Geboren wurde der Palästinenserführer im August 1929 als Rahman Abdal Rauf Arafat al-Qudwa al-Husaini in Kairo, andere Quellen nennen Jerusalem. Schon als Jugendlicher beteiligte sich Arafat im Krieg um den Suez-Kanal an Aktionen gegen die britische Mandatsmacht in Palästina. 1951 studierte er Elektrotechnik in Kairo und übernahm dort das Amt des Präsidenten der palästinensischen Studentenvereinigung. 1959 gründete er die Fatah-Organisation, die sich ab 1965 vom Libanon aus dem bewaffneten Kampf gegen Israel verschrieb.

Eine entscheidende Aufwertung von Arafats Stellung brachte der so genannte Sechs-Tage-Krieg vom Juni 1967, durch den statt der 250 000 nunmehr 1,3 Millionen Araber unter israelischer Herrschaft standen. Da die Israelis im konventionellen Krieg offenbar nicht zu schlagen waren, gewann Arafats Guerilla-Einheit Fatah in der arabischen Welt erheblich an Gewicht. 1969 wurde die Fatah in die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) aufgenommen - zugleich wurde Arafat Vorsitzender des PLO-Exekutivrates, was er bis zu seinem Lebensende blieb.

In den Folgejahren wurde Arafat trotz heftiger Kontroversen um seine Person und seiner als politisch gemäßigt geltenden Linie immer wieder im Amt bestätigt. Allerdings war er auch für den Versuch verantwortlich, den jordanischen König Hussein zu stürzen. Seine palästinensischen Guerilla-Gruppen in Jordanien wurden zerrieben. Jedoch gelang es der neu gegründeten Organisation "Schwarzer September", die ungelöste Palästina-Frage mit Terroranschlägen - unter anderem mit dem Überfall auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München - im öffentlichen Bewusstsein zu halten.

Arafats Rückkehr zur politischen Lösung im Jahr 1973 wurde international beachtet, aber den entscheidenden Durchbruch brachte die arabische Gipfelkonferenz ein Jahr später. Im Oktober 1974 wurde die PLO unter Führung von Arafat als einzig rechtmäßige Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkannt. Diese Aufwertung wurde von der UNO noch im gleichen Jahr bestätigt, als Arafat die Palästinenserdebatte der Generalversammlung eröffnen durfte.

In den Folgejahren wurde Arafats PLO von zahlreichen Staaten der Welt diplomatisch anerkannt, als erstes westliches Land war es 1980 Österreich. Jedoch war der Beginn der 80er Jahre auch von zunehmenden Spannungen innerhalb der und um die PLO-Verbände geprägt, die nach dem Einmarsch der Israelis im Libanon 1982 auf acht Staaten versprengt wurden. 1983 kam es zur Meuterei gegen Arafat, und nur auf Druck der gemäßigten arabischen Staaten, der USA und der Sowjetunion konnte er den Libanon damals auf einem griechischen Schiff unter UN-Flagge verlassen. Ein Jahr später wurde er jedoch als PLO-Chef in Amman bestätigt.

Im Dezember 1987 begann die Intifada in den von Israel besetzten Gebieten, auf dem Höhepunkt der Rebellion proklamierte Arafat 1988 in Algerien den unabhängigen "Staat Palästina". Zugleich akzeptierte der palästinensische Nationalrat unter seiner Führung die UN-Resolution 242 und erkannte damit das Existenzrecht Israels an. Im März des darauffolgenden Jahres wurde er zum Präsidenten Palästinas ernannt. Doch erst 1993 erklärte sich Israel bereit, mit den PLO-Vertretern direkt zu verhandeln - es folgte rasch die palästinensische Teilautonomie im Gazastreifen und in Jericho im Westjordanland. Das Friedensabkommen wurde als Ende eines Jahrhundertkonfliktes gefeiert, Arafat erhielt dafür 1994 zusammen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin und dessen Außenminister Shimon Perez den Friedensnobelpreis.

Aus den ersten palästinensischen Wahlen ging Arafat 1996 als Sieger hervor und wurde Präsident des Autonomierates. Mit dem israelischen Regierungschef Netanjahu handelte er ein Jahr später einen israelischen Truppenabzug aus Hebron aus. Für seine unnachgiebige Haltung bei den Friedensverhandlungen von Camp David wurde Arafat 2000 international angegriffen, zu Hause aber als Held gefeiert. Nach blutigen Bombenanschlägen in Haifa und Jerusalem 2001 wurde Arafat von der israelischen Besatzungsbehörde an seinem Amtssitz in Ramallah unter Hausarrest gestellt, den Israel erst vor wenigen Tagen für den Todkranken aufhob. Arafats sehnlichster Wunsch, vor seinem Tod in Jerusalem zu beten - in der Hauptstadt eines unabhängigen Palästinas -, blieb ein Traum.