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Büchereien mit mehr Lesern und weniger Geld

"Existenzbedrohend"

Die Bibliotheken in Deutschland sehen sich angesichts leerer öffentlicher Kassen zunehmend in ihrer Existenz bedroht. Der Vorstand der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände (BDB), Georg Ruppelt, kritisierte, dass die Etats zurückgefahren werden, obwohl jeder wisse, wie wichtig Bildung und Leseförderung seien. Auch zahlreiche Landesverbände beklagten anlässlich des "Tages der Bibliotheken" am Freitag Kürzungen ihrer Finanzmittel.

"Die Bestände der Büchereien veralten immer mehr", sagte der Leiter der niedersächsischen Büchereizentrale, Günter Bassen. Grund seien sinkende Etats für die Anschaffung von Büchern. In Thüringen zwingt die Geldnot der Kommunen die Bibliotheken immer stärker zur Beschneidung ihres Angebotes. Betroffen seien vor allem kleinere Büchereien auf dem Lande und Stadtteilbibliotheken, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes, Frank Simon-Ritz. Um weiter bestehen zu können, sei Engagement und Kreativität bei der Beschaffung der Mittel nötig, betonte der Vorsitzende des Landesverbandes Brandenburg, Hans-Gerd Happel.

Auch in Sachsen-Anhalt ist die Lage nach Angaben des dortigen Landesverbandes insgesamt sehr ernst. Grundsätzlich seien aber viele Kompromisse möglich, sagte die Geschäftsführende Vorsitzende Gabriele Herrmann. Heutzutage sei nicht mehr in jedem Ort eine Bibliothek notwendig. Doch um neue Modelle und Innovationen zu entwickeln, sei ebenso Geld nötig.

Die Geschäftsführerin des Landes-Bibliotheksverbands Baden-Württemberg, Ingrid Bußmann, sagte, die Unterhaltung der Bibliotheken sei für die Kommunen eine freiwillige Aufgabe. Da sie oft keine Spielräume mehr hätten, an anderer Stelle zu sparen, würden in Bibliotheken Stellen abgebaut, Etats reduziert und Dienstleistungen zurückgefahren. Der Bibliotheksverband Rheinland-Pfalz forderte von der Landesregierung eine stärkere Unterstützung. "Wir sind finanziell an die Grenzen gestoßen, da geht nichts mehr", sagte Verbandsvize Hanspeter Brohm.

In Nordrhein-Westfalen seien alle öffentlichen Bibliotheken von den Sparmaßnahmen betroffen, beklagte Norbert Kamp, Mitglied im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Großstadtbibliotheken des Verbandes Deutscher Bibliotheken in NRW. Die Schließung von Stadtteilbüchereien und die Einschränkung von Öffnungszeiten seien die Folge. Gleichzeitig mit der sich verschlechternden Finanzlage stiegen aber die Besucherzahlen ständig.

Nach Ansicht des BDB leiden die Bibliotheken unter dem Kulturföderalismus. Gerade für die Stadt- und Gemeindebüchereien fühle sich niemand richtig zuständig, kritisierte Vorstand Ruppelt. Die Kommunen argumentierten, dass die Bibliotheken eine freiwillige Leistung seien, an der sie bevorzugt sparen. Die Länder verweigerten finanzielle Hilfen mit dem Hinweis, dass das Sache der Kommunen sei, und der Bund wolle sich nicht in die Kulturhoheit der Länder einmischen.

Die Bibliotheken bräuchten gerade jetzt mehr Mittel, um mit der Entwicklung der Technik mithalten zu können. Um diesen Anpassungsprozess zu koordinieren, plädierte Ruppelt für eine überregionale Instanz, die technische Innovationen zentral entwickeln und flächendeckend umsetzen kann. Auch hier sei ein Fortschritt am föderalistischen System gescheitert. Weil Nordrhein-Westfalen als einziges Bundesland seine Zustimmung verweigerte, habe ein von der Kultusministerkonferenz geplantes Bibliotheksinstitut bisher nicht seine Arbeit aufnehmen können.