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Erste Schritte für Systemwechsel im Schulwesen einleiten

Deutsche Schulen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat gefordert, jetzt die ersten Schritte für einen Systemwechsel an den Schulen der Bundesrepublik einzuleiten. "Die Kultusminister müssen endlich mit dem selbst auferlegten Tabu ,keine Schulstrukturdebatte' brechen. Das dreigliedrige Schulsystem, das aus der Ständegesellschaft des 19. Jahrhunderts stammt, ist historisch längst überholt. Wir brauchen eine Schule, in der alle Mädchen und Jungen gemeinsam bis zum Ende der Pflichtschulzeit lernen", sagte GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange am Freitag zum Auftakt der Konferenz "Auf dem Weg zu einer guten Schule für alle", die die Bildungsgewerkschaft in Berlin veranstaltet. Sie wies ausdrücklich darauf hin, dass Länder wie Schleswig-Holstein oder Thüringen bereits erste Schritte in Richtung eines integrierten Schulsystems machten.

Stange machte deutlich, dass die GEW keine Neuauflage der Grabenkämpfe um die Einführung der Gesamtschulen in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts anstrebe. "Wir brauchen eine ideologiefreie, mit Gelassenheit geführte Diskussion über die Konsequenzen aus den spätestens seit der PISA-Studie vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dabei müssen die einzelnen Schritte für die Transformation des traditionellen Schulsystems darauf hin abgeklopft werden, in wie weit sie den Schülern ermöglichen, ihre Talente breit zu entwickeln."

"Wir wollen keine Schulen abschaffen", betonte Stange. Die Schulen brauchten gangbare Vorschläge, um aus dem Bestehenden schrittweise eine neue Schulkultur zu entwickeln. "Die Diskussion über Schulstrukturen ist kein Selbstzweck. Die integrative Schule steht als Modell für pädagogische Innovationen", sagte die GEW-Chefin. "Wer eine andere Pädagogik will, der muss auch den institutionellen Rahmen für erfolgreiches Lernen schaffen und entsprechende personelle und materielle Ressourcen bereit stellen."

Sie verlangte ein neues Leitbild für die Schulen: "Fördern statt auslesen. Dieses Leitbild müsse die soziale, ethnische, intellektuelle und körperliche Verschiedenartigkeit der Schülerinnen und Schüler als Herausforderung akzeptieren. "Junge Menschen haben ein Recht darauf, bestmöglich individuell gefördert zu werden. Dazu gehört auch, das Sitzenbleiben abzuschaffen und Kinder nicht mehr in eine andere Schulform abzustufen", unterstrich die Gewerkschafterin. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass der Lernerfolg in heterogenen Gruppen höher sei als in "scheinhomogenen", wie an deutschen Schulen üblich.

"Der Homogenitäts-Glaube hat einen hohen Preis: 40 Prozent aller Schüler bleiben mindestens ein Mal sitzen, 230.000 Kinder besuchen Schulen für ,Lernbehinderte', 85.000 junge Menschen verlassen die Schule ohne Abschluss ", stellte Stange fest. In diesem Zusammenhang wies sie darauf hin, dass dem Ausbau der Ganztagsschulen für die Weiterentwicklung der Schulen zentrale Bedeutung zukomme.

Die GEW-Chefin machte bildungspolitisch Verantwortlichen, Eltern- und Schüler- sowie anderen Lehrerorganisationen das Angebot, über das professionelle Selbstverständnis der Lehrerschaft zu diskutieren und ein gemeinsames Konzept für den Übergang des Schulwesens in ein integriertes System zu entwickeln.