Sozialverband vermisst Arbeitsplätze für 67-Jährige
"Versteckte Rentenkürzung"
Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hatte am Donnerstag nach der Koalitionsrunde mit CDU und CSU eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters in Aussicht gestellt. Ob die Grenze zum vollen Rentenanspruch von 65 auf 67 Jahre angehoben werde, entscheide sich 2007/2008. Müntefering betonte, die Möglichkeit sei eröffnet.
Professor: Unsinn - es geht gar nicht darum, länger zu arbeiten, sondern darum, die Renten zu kürzen
Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwirtschaft, hält den Plan von Union und SPD, die Lebensarbeitszeit ab dem Jahr 2011 schrittweise auf 67 Jahre zu verlängern, für unzureichend. "Dann hätten wir das Ziel der Rente mit 67 Jahren erst 2035 erreicht", sagte Raffelhüschen den "Ruhr Nachrichten". So werde es schwer fallen, die Beitragssätze unter 20 Prozent zu halten. Stattdessen sollte die Anpassung der Altersgrenze bereits zwischen 2011 und 2021 vollzogen werden. Nur so könne man den Druck von den Beitragssätzen nehmen.
Unsinn seien die Argumente der Kritiker, die eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit nur parallel zu einer Ausweitung der Arbeitsplätze für Ältere als sinnvoll erachten. "Es geht bei der Rente mit 67 nicht darum, dass auch länger gearbeitet wird", so Raffelhüschen.
Tatsächlich sei das Ziel einer solchen Maßnahme, dass die Arbeitnehmer höhere Abschläge auf ihre vorgezogenen Renten in Kauf nehmen. Wer den Wunsch habe, mit 65 Jahren in den Ruhestand zu gehen, erhalte dann zweimal 3,6 Prozent weniger jährliche Rente. "Das ist eine versteckte Rentenkürzung, so ehrlich muss man sein", sagte Raffelhüschen.