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Gegen Brunnenvergiftung - Agrarminister soll Düngeverordnung stoppen

Landwirtschaft

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat vom neuen Agrarminister Seehofer verlangt, die morgen im Bundesrat zur Abstimmung vorliegende Düngeverordnung zurückzuziehen. Sie widerspreche den Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Um Boden und Grundwasser wirksam vor Verschmutzungen zu schützen, müsse die Verordnung vor allem bei den erlaubten Dünger-Höchstmengen korrigiert werden. Es wäre ein schlechtes Omen, wenn eine der ersten Amtshandlungen des als Gesundheitspolitiker profilierten Horst Seehofer darin bestünde, einer höheren Belastung der Trinkwasserreserven mit riskanten Schadstoffen zuzustimmen.

"Die Düngeverordnung in ihrer gegenwärtigen Form ist eine Lizenz zur Brunnenvergiftung. Von dieser Verordnung gedeckt können künftig zu hohe Nitratmengen und Schwermetalle den Boden und das Grundwasser belasten. Mit dieser Verordnung erhalten die Landwirte keinerlei Anreiz, die Düngemittel sparsam und effizient einzusetzen. Agrarminister Seehofer muss seine gesundheitspolitische Verantwortung wahrnehmen und die Vorlage stoppen," sagte Gerhard Timm, Bundesgeschäftsführer des BUND.

Die Düngeverordnung soll nach zwölfjähriger Verspätung die EU-Nitratrichtlinie in deutsches Recht umsetzen und Wasser und Boden besser vor Überdüngung schützen. Ziel ist auch, die alarmierenden Nitratgehalte im Grundwasser abzusenken. Die EU-Richtlinie schreibt vor, dass pro Hektar maximal 170 Kilogramm Stickstoff im Jahr ausgebracht werden dürfen. Die deutsche Verordnung enthält jedoch keine bundesweit verbindliche und strafbewehrte Obergrenze für Stickstoff und damit Nitrat. Landwirte müssen künftig auch keine betriebsbezogene Nährstoffbilanz mehr erstellen. Das erschwert den effizienten Einsatz von Düngern. In Düngemitteln wird zudem ein höherer Cadmiumgehalt erlaubt, wenn sie beispielsweise in öffentlichen Parks ausgebracht werden.

Der BUND schätzt, dass durch Überdüngung und Gewässerbelastungen für die Wasserversorgung in Deutschland Zusatzkosten in Höhe von etwa 200 Millionen Euro pro Jahr entstehen. Rund die Hälfte der Grundwasservorkommen hierzulande sei bereits in alarmierendem Zustand.