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Dem Leuchtturm "Vertragsnaturschutz" geht das Licht aus

Landwirtschaft und Natur

"HELP in Not" melden immer mehr Landwirte und Naturschützer aus Hessens Regionen. Dem hessischen Landschaftspflegegeprogramm HELP geht die finanzielle Puste aus. Dank der von Ministerpräsident Koch proklamierten "Operation sichere Zukunft" werden die HELP-Mittel nicht - wie erforderlich - erhöht, sondern auf viel zu niedrigem Niveau eingefroren. Besonders hart trifft der Kahlschlag die einjährigen HELP-Verträge. Wurden 2004 landesweit noch 300.000,- Euro bereit gestellt, ließ die Operation sichere Zukunft einjährige Mittel auf Null zurückfahren.

Nicht mehr unter Vertrag stehende Flächen werden i.d.R. wieder mit Pestiziden und hohen Düngergaben bewirtschaftet, befürchtet der NABU. Jahrelange Anstrengungen werden so zunichte gemacht. Angesichts der prekären Situation fordert der NABU von Ministerpräsident Roland Koch ein klares Bekenntnis für den ländlichen Raum und für den Vertragsnaturschutz. Auch in Hessens ländlichen Regionen stehen viele Arbeitsplätze auf dem Spiel, die das Interesse der Politik verdienen.

Vertragsnaturschutz gilt als erprobtes Instrument, um Lebensräume und Arten der Kulturlandschaft zu erhalten. Auch wenn sich Naturschützer mit dem Prinzip "Schutz gegen Geld" anfangs schwer taten, waren doch die Erfolge in der Kulturlandschaft überzeugend.

Vor allem in den hessischen Mittelgebirgsregionen habe sich das Naturschutzinstrument bewährt, erklärt Sibylle Winkel vom Naturschutzbund Hessen. Vertragsnaturschutz hat hier nicht nur Wiesen, Weiden und manch wertvollen Magerrasen oder Quellsumpf mit seiner geschützten Tier- und Pflanzenwelt vor der Verbuschung oder gar Aufforstung bewahrt - er hat auch die arg gebeutelte hessische Landwirtschaft vor einem noch rapideren Niedergang bewahrt. Das Naturschutz-Zubrot stabilisiert vor allem Grünlandbetriebe an wenig ertragreichen Standorten und bietet vielen Landwirten eine echte Perspektive, ergänzt NABU-Biologin Winkel, die früher über 10 Jahre lang das Vertragsnaturschutzprogramm des Landkreises Offenbach betreute. Das kalkulierbare Zusatzeinkommen ist für viele Betriebe heute überlebenswichtig.

Der Erhalt der reichhaltigen Kulturlandschaft - also das, was Touristen an Hessen so lieben - ist gewissermaßen das gerngesehene Nebenprodukt der mit öffentlichen Geldern geförderten Nutzung. Längst hängen nicht nur Lebensräume am Tropf der Naturschutzsubventionen sondern auch viele Tier- und Pflanzenarten. Vom Feldhamster in der Wetterau über das seltene Kugelhornmoos im Vogelsberg bis zur Arnika, Trollblume oder zahlreichen Orchideenarten - all diese Arten überleben in

"High-Tech-Hessen" dank Vertragsnaturschutz. Aus Naturschutzsicht ist zudem die große Flächenwirksamkeit vorteilhaft. Die öffentliche Hand zieht aus dem Vertragsnaturschutz den Vorteil, EU-konform den ländlichen Raum fördern zu können. Gleichzeitig werden schlecht verwertbare Ertragsüberschüsse vermieden.

Und so waren Bauern und Naturschützer mit Naturschutz- und Landwirtschaftsminister Wilhelm Dietzel und seinem Leuchtturmprojekt Vertragsnaturschutz durchaus zufrieden. Auch die Forderung nach "hoheitlichem Schutz" z.B. der Ausweisung verbotsintensiver Naturschutzgebiete wurde von den Naturschützern zurückgestellt - war man sich doch darüber einig, dass grundsätzlich freiwilliger, kooperativer Naturschutz im Rahmen freiwilliger Vereinbarungen besser ist als Zwang, Verbote und Bürokratie.

Der Patient Vertragsnaturschutz ist nach der Koch´schen Operation noch nicht tot, aber doch so notleidend, dass Kürzungen bei den gemeldeten Vertragsprojekten unvermeidbar geworden sind. Mit Heilung oder gar Gesundung hat diese "Notoperation" aber nichts zu tun. Denn es fehlt an allen Ecken und Enden Geld im "Leuchtturm" Vertragsnaturschutz, bedauert der NABU.