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Verkehrsclub kritisiert "überteuerte Großprojekte" der Bahn

Berliner Hauptbahnhof

Anlässlich der offiziellen Eröffnung des neuen Berliner Hauptbahnhofs am kommenden Freitag sprach sich der Verkehrsclub Deutschland (VCD) gegen derart "überteuerte Großprojekte" aus und verlangte vielmehr Investitionen in das bestehende Schienennetz. "Die enormen Ausgaben" für den "größten Umsteigebahnhof Europas" stünden nicht im richtigen Verhältnis zum Nutzen für das System Schiene und den öffentlichen Verkehr insgesamt. Mit dem Ausbau "der bestehenden dezentralen Strukturen" in Berlin hätten nach Auffassung des Verbandes ähnliche Effekte bei deutlich geringeren Kosten erreicht werden können. Viele Fahrgäste müssten künftig mit mehr Umsteigevorgängen und längeren Reisezeiten rechnen.

Auch die auf den ersten Blick positiven Fahrzeitgewinne im Fernverkehr nützten nicht allen Reisenden gleichermaßen. Zwar seien jetzt im Regional- und Fernverkehr in und um Berlin viele Züge schneller unterwegs. Kürzere Fahrzeiten bedeuteten aber noch lange keine "kürzere Reisezeiten" von Tür zu Tür. "Durch den Wegfall der beiden Fernbahnhöfe Zoologischer Garten und Ostbahnhof sind viele Menschen weiter weg vom Start- und Zielpunkt ihres Fernzuges", kritisiert Heidi Tischmann vom Verkehrsclub. Damit kämen auf die Bahnkundinnen und Bahnkunden "zusätzliches Umsteigen und insgesamt längere Reisezeiten zu."

Der Berliner Hauptbahnhof ist nicht das einzige Großprojekt der Bahn, das sich nach Ansicht des umweltorientierten Verkehrsclubs als nachteiligt erweist. Auch auf dem neu in Betrieb gehenden Streckenabschnitt von Nürnberg nach München sei das Verhältnis von finanziellem Aufwand und verkehrlichem Ertrag "miserabel". Knapp 25 Minuten kürzere Fahrzeit von Nürnberg nach München hätten Kosten von 3,6 Milliarden verursacht.

Da man bekanntlich jeden Euro nur einmal ausgeben könne, muss nach Auffassung des VCD "auch beim Einsatz der öffentlichen Mittel für die Bahn eine möglichst große Wirkung für das gesamte Schienennetz im Vordergrund stehen. Die Alternativroute über Augsburg hätte mit ähnlichem Ergebnis viel weniger Geld gekostet."

Der VCD fordert von der Politik und der Deutschen Bahn AG daher, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und "noch anstehende Prestigeprojekte" wie die Strecke Erfurt - Nürnberg durch den Thüringer Wald oder den Bahnhof Stuttgart 21 zu stoppen. Statt dessen müssten Investitionen "mit einer großen Flächenwirkung" und positiven Effekten für das gesamte Schienennetz oberste Priorität erhalten.

Ein weiterer Fehler im Verkehrskonzept der Deutschen Bahn AG werde an den Fahrplanänderungen auf der Strecke Berlin - Hamburg deutlich. Hier werde die Anzahl der schnellen ICE-Verbindungen ohne Zwischenhalt erhöht und zugleich die Zahl der täglich verkehrenden IC und EC-Züge verringert. Diese Änderung steht nach Auffassung des VCD "exemplarisch für eine falsche Strategie der Bahn: Menschen abseits der großen Zentren wird der Einstieg ins System Bahn benso erschwert wie Fernreisenden, die ihr Fahrrad für die umweltschonende Mobilität am Zielort mitnehmen möchten."