Seite 1 bei Google kann so einfach sein.

Bessere Politik kann Umweltbelastungen durch Bauen drastisch verringern

Modernisierung in der Stadt statt Neubau auf grüner Wiese

Wenn sich an der Wohnungsbau- und Stadtentwicklungspolitik nichts ändert, lassen sich die Ziele der Bundesregierung in den Bereichen Klimaschutz, Flächenverbrauch und Rohstoffschonung im Handlungsfeld "Bauen und Wohnen" nicht erfüllen. Bei einer deutlichen Umorientierung zu Gunsten von Modernisierung und Sanierung ließen sich ohne Komfortverlust der Flächenverbrauch um 85 Prozent, der Rohstoffverbrauch um ein Drittel und die Kohlendioxid-Emissionen um die Hälfte senken. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Nachhaltiges Bauen und Wohnen in Deutschland", die im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) von Öko-Institut, Institut für ökologische Raumentwicklung und Institut für Stadtbauwesen und Straßenbau der Technischen Universität Dresden erstellt wurde. Die Versorgung mit Wohnraum dürfe nicht weiter zu Lasten der Umwelt gehen, forderten die Wissenschaftler.

Gebäudebestand und Infrastruktur nehmen in Deutschland einen Großteil der Ressourcen Fläche, Energie und Rohstoffe in Anspruch. Doch gebe es Alternativen: "Die Sanierung und Modernisierung der vorhandenen Gebäudesubstanz, eine behutsame Stadterneuerung mit einer angepassten Gestaltung der bestehenden Infrastruktur sind eine intelligentere und nachhaltigere Lösung als die weitere Zersiedelung der Landschaft mit Neubaugebieten auf der grünen Wiese", sagte Karl Otto Henseling vom UBA am Freitag auf der Fachtagung "Umwelt Bauen" anlässlich des Tages der Architektur in Dessau. Da bei Wohnbauten mindestens 80 Prozent der Bauwerksmasse und 70 Prozent des Primärenergieaufwandes auf die Tragkonstruktion entfiellen, sei eine effiziente Nutzung des Bestandes ein entscheidender Beitrag zur Ressourcenschonung - zumal auch keine Fläche neu in Anspruch genommen wird und kein Erschließungsaufwand anfällt.

Die Studie "Nachhaltiges Bauen und Wohnen in Deutschland" greift Elemente eines neuen Leitbildes in einer intensiven Diskussion und Kooperation mit Planern, Wohnungsunternehmen und Ministerien auf und bündelt sie zu Szenarien, die zeigen: "Nachhaltiges Bauen und Wohnen" - im Sinne der Ziele der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie - ist möglich und attraktiv. Das entwickelte Szenario unterstellt dabei keinen Verzicht bei der Versorgung mit Wohnraum, sondern orientiert um - vom Neubau zur Bestandspflege und von der "grünen Wiese" in die Siedlungskerne.

Die zusätzliche jährliche Flächeninanspruchnahme könnte bis 2025 - im Vergleich zum Jahr 2000 - um bis zu 85 Prozent reduziert werden. Die jährliche Inanspruchnahme mineralischer Rohstoffe ließe sich im selben Zeitraum um etwa ein Drittel verringern und die jährlichen Kohlendioxidemissionen um über 50 Prozent senken. Der Schlüssel für "Nachhaltiges Bauen und Wohnen" liegt in der effizienten Nutzung des Bestandes. Das stellt neue Anforderungen an Politik, Planer, Bauherren und Nutzer.

Die Studie "Nachhaltiges Bauen und Wohnen in Deutschland" ist in der Reihe TEXTE des Umweltbundesamtes als Nr. 01/04 erschienen, umfasst 378 Seiten und kostet 10 Euro. Sie ist erhältlich bei Werbung und Vertrieb, Wolframstraße 95-96, 12105 Berlin, Telefon: 030/2 11 60 61, Fax: 2 18 13 79; e-Mail: berlin @ wundv.com. Eine Kurzfassung der Studie gibt es kostenlos im Internet.